Das Thema Smart Home gewinnt immer mehr an Popularität – auch in der Schweiz. Für das «smarte Zuhause» existieren bereits eine Vielzahl an Geräten zahlreicher grosser Unternehmen wie Google, Amazon oder Apple auf dem Markt. Ferngesteuerte Musikboxen, Türschlösser, Klimaanlagen, Steckdosen und Lichtquellen, etc. finden den Weg in unser Heim. Doch die Hürde liegt in der Herausforderung all diese Produkte in ein gemeinsames Netzwerk zu integrieren. MATTER soll dies lösen.
Aus der Praxis
Der tägliche Ärger im Smart Home: Die smarten LED-Streifen der indirekten Deckenbeleuchtung lassen sich mal wieder nicht ausschalten. Zumindest nicht mit dem kabellosen Dimmschalter von Philipps HUE, mit dem man sie vor zwei Stunden eingeschaltet hatte. Ein Griff zum iPhone bzw. entsprechender APP macht es dann möglich. Der auf der Apple Watch gegebene Befehl für das Abspielen von Radio24 auf der SONOS-Musikbox kommt erst gefühlte Minuten (in Wahrheit natürlich nur ein paar Sekunden) später an.
Anfangs Dezember macht man sich an die Weihnachtsbeleuchtung, die alte Lichterkette für das Terrassengeländer wird wieder aus dem Keller geholt. Eingesteckt, wird sie in der Smart Home-App nicht gefunden. Der Aufkleber mit dem Code ist glücklicherweise noch am Netzteil befestigt. Schnell den Code eingescannt, erinnert sich die Smart Home-App, dass sie das Gerät schon mal kannte, will es aber erst hinzufügen, wenn wir die Kopplung zurücksetzen. Dies geht mit dreimal Strom aus- und wieder anschalten und kann man wiederum über eine smarte Steckdose lösen: Schnell den Sprachbefehl „Hey Siri, schalte die Steckdose 1 aus. Und stell sie dann wieder an“ — Antwort: „Tut mir leid Michael, du kannst immer nur einen Befehl geben.“
Anstelle einer Zeitschaltuhr wollen wir einen Helligkeitssensor verwenden – ah stimmt, die Lichterkette ist von Twinkly und kommuniziert nicht mit Sensoren von HUE – doch wieder zur klassische Zeitschaltuhr.
MATTER soll es richten
Zahlreiche Smart-Home-Geräte wie Leuchten, Kameras oder Steckdosen sind auf eine eigene App angewiesen, damit sie miteinander kommunizieren und sich mit dem Internet verbinden. Die App’s glänzen meist weder durch Einfachheit noch Übersichtlichkeit – und bei den Geräten selbst hapert es zeitweise mit der Zuverlässigkeit. Und wenn dann das eigene Smart Home aus Komponenten verschiedener Hersteller besteht, wird es zusätzlich komplexer. Denn wer sich ein Smart Home einrichten oder dieses ergänzen will, sieht sich grossem Rechercheaufwand konfrontiert. Welche Sensoren, Lampen und Zwischenstecker passen zusammen? Lassen sie sich nur mit der jeweiligen Hersteller-App oder auch mit der Software einer übergeordneten Plattform steuern?
Oft ist die Anwort unbefriedigend, weil viele Geräte letztlich unvollständig oder gar nicht miteinander kommunizieren. Dieses Grundproblem der Interoperabilität kann weder Apple, Google, noch ein anderer Hersteller alleine lösen. Aber 2022 soll das Jahr werden, in dem sich der neue Smart Home-Standard MATTER etabliert und viele der genannten Probleme löst.
MATTER ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von diversen Herstellern wie Apple, Amazon, Google, und viele weitere. Es ist ein Kommunikationsstandard und soll die herstellerübergreifende Steuerung von Geräten ermöglichen.
Quelle: csa (connectivity standards alliance)
Ein bisher nur mit Apples HomeKit kompatiblen Gerät hört dann neu auch auf den Google Assistant.
MATTER soll die Sprache sein, die bisher voneinander isolierte Welten miteinander verbindet.
Das wäre ein Meilenstein, der das «smarte zuhause» endlich auch für den Durchschnitts-Anwender praktikabel macht.
Disruption oder einer von vielen?
Die Ankündigungen sind vielversprechend, die Erwartungen hoch. Doch ob es sich um einen wirklichen Umbruch im Smart Home Umfeld handelt, ist abhängig von der Gerätevielfalt die den Standard unterstützen und der Einfachheit in der Anwendung. Ansonsten wird MATTER ein weiterer von vielen Kommunikationslösungen sein.
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