Flexible Arbeitszeiten und Selbstbestimmung sind zwei oft genannte Themen bei New Work. Alle Menschen der unterschiedlichen beruflichen Ausrichtungen in einem ÖV Betrieb mit auf diese Reise zu nehmen ist schwierig. Minutentakt Arbeitszeiten gegenüber work anywhere and anytime, ist ein Spannungsfeld, welches eine gewisse Brisanz beinhaltet. Droht eine zwei geteilte Gesellschaft?
Digitalisierte Arbeitsinstrumente: das ÖV Pad und die individuelle Dienstplanung
In den Verkehrsbetrieben Zürich, sind 2/3 der Mitarbeitenden im Fahrdienst tätig und sitzen vorne links im Bus oder Tram. Die Fahrdienstmitarbeitenden müssen Minuten genau an einem fix zugeteilten Ort ihre Arbeit aufnehmen. Weit weg von selbst bestimmt und flexibel. Dagegen können fast alle Mitarbeitenden im Büro Arbeiten wo Sie wollen – shared desk, homeoffice – und wann Sie wollen – Jahresarbeitszeit.
Ist es wirklich unmöglich im Fahrdienst Freiheiten und eine gewisse Selbstbestimmung zu gewähren? Sind es nur neue, digitalisierte Arbeitsinstrumente, welche dies ermöglichen?
Über 1000 Fahrdienstmitarbeitende haben heute ein ÖV Pad, welches ihre Arbeit gegenüber früher erheblich erleichtert. Alles auf einen Blick. Digital, mit Echtzeit-Daten und auch privat nutzbar. Die Fahrdienste können individuell gewünscht werden, jedoch nur bedingt garantiert.
Am Ende des Tages müssen alle vorhandenen Linien und die dazugehörigen Dienste während 21 Stunden (Fr-So 24 Stunden) gefahren werden. Lesenswert dazu ist der Geschäftsbericht der VBZ 2020 in welchem die Dimensionen deutlich werden.
Durch die Einführung des ÖV Pad konnte der Vorbereitungsaufwand für eine Dienstfahrt gesenkt werden und eine gewisse Flexibilität der Arbeitszeiten verbessert werden. Ein erster wichtiger Schritt in die Digitalisierung und New Work, jedoch hauptsächlich auf der technischen Ebene. Die meisten Fahrdienstmitarbeitenden sind mit dem ÖV Pad glücklich. Die Bedienung ist einfach und intuitiv.
Erste Gedanken: Was wenn das Fahrpersonal komplett Selbst bestimmte Arbeitszeiten hätte?
Die Mitarbeitenden nehmen den Fahrdienst auf und beenden diesen, wann immer sie wollen. Diese haben identisch aller anderen Mitarbeitenden ein Jahressoll zu erfüllen. Die gesetzlich geregelten Arbeitszeiten werden dabei berücksichtigt.
Wann dies getan wird, ist frei wählbar. Der Work-Life-Balance könnte so gut Rechnung getragen werden. Der Dienst muss 30 Minuten vor dem Antritt im ÖV Pad eingeloggt und bei Beendigung aus geloggt werden. Konsequenz für die Fahrgäste wäre, dass die Trams und Busse unregelmässig fahren. Auf der Fahrplan-App kann der Standort des Fahrzeugs angeschaut werden und auf den Haltestellenanzeigern wird die Wartezeit angezeigt, so können sich die Fahrgäste darauf einstellen. Die Fahrzeuge haben fixe Routen analog heute, jedoch ohne fixe Zeiten. Im Nahverkehr eine denkbare Lösung, da auf einer vorhandenen Mobilitätsplattform alternative Möglichkeiten verfügbar sind.
Die Leitstelle teilt dem Mitarbeitenden mit wo das Fahrzeug bei Dienstantritt übernommen werden muss und in welches Depot oder Garage dieses bei Dienstende abgestellt werden muss. Wenn eine Ablösung durch den nächsten Mitarbeitenden an einer Haltekante erfolgen muss, wird die entsprechende Haltestelle gemeldet. Rein technisch alles machbar. Dies würde die Attraktivität des Fahrdienstes erheblich verbessern, was auch Junge motivieren könnte in den Fahrdienst einzusteigen.
…und jetzt?
Die Pünktlichkeit ist heute in allen ÖV Betrieben der Schweiz das Mass aller Dinge. Ein typisches Merkmal, welches nur schwer wegzudenken ist. Ein Umdenken auf vielen Ebenen müsste stattfinden. Vom Fahrgast bis zur operativen Führungsebene in den VBZ.
Fahrgastbefragungen durchführen und prüfen von autonomen Trams auf Strecken ohne Individualverkehr, wäre ein erster Schritt. Mithilfe des Fahrdienstes neue Arbeitsmodelle zu entwickeln, wäre eine spannende Aufgabe. I go for it! Do you want to join?
Weiterführende Links
IVU | Disposition – Fahrdienst Dispositionsanbieter und im Einsatz bei den VBZ
IVU.suite bei der VBZ – Referenzbeitrag des Software-Lieferanten