Krypto-Anlagen in der Finanzindustrie: Die Akzeptanz steigt

Kryptowährungen haben den Mainstream erreicht. Eindrücklich zeigt dies Coinbase. Die bekannteste Handelsplattform für Kryptowährungen hat heute eine Nutzerbasis von 73+ Mio. Das quartalsweise Handelsvolumen beträgt bereits mehr als USD 300 Mrd. Die Attraktivität dieser Anlageklasse erkennen zunehmend auch traditionelle Finanzinstitute und institutionelle Anleger. Allen voran die Schweiz überzeugt mit regulatorischem Feingefühl und Offenheit.

Der Finanzbranche geht es noch immer zu gut, wenn auch ein Umdenken spürbar ist
Die Finanzindustrie ist nicht besonders bekannt für ihre Offenheit gegenüber Veränderungen. Hohe regulatorische Eintrittsbarrieren in den Markt sowie attraktive Margen spielen bestimmt eine Rolle. Viele Finanzinstitute erzielen satte Rekordgewinne, wie die Quartalszahlen von JP Morgan zeigen. Es erstaunt nicht, dass Kryptowährungen bei Bankern lange als unseriös galten. Im Jahr 2017 nannte der ehemalige Goldman Sachs CEO, Lloyd Blankfein, den Bitcoin beispielsweise öffentlich als «Vehikel für Betrüger». Immerhin ist Goldman Sachs die zweitgrösste Investmentbank der Welt und nicht irgendeine bedeutungslose Provinzbank. Seitdem scheint das US-Finanzinstitut selbst nicht zu wissen, was es genau will und schwankt mit seiner Einschätzung hin und her. Nichtsdestotrotz hat die Geisteshaltung vieler Institute zu einem offenen Mindset umgeschwenkt.

Institutionelle Anleger überholen Privatanleger beim Transaktionsvolumen
Eindrücklich zeigt dies die Entwicklung der Transaktionsvolumen der in den USA börsenkotierten Handelsplattform Coinbase:

Coinbase's Total Volume
Handelsvolumen von institutionellen und privaten Anleger bei Coinbase (Bildquelle: Coinbase)

Im Jahr 2018 waren Privatanleger für 80% der gesamten Transaktionsvolumina bei Kryptowährungen verantwortlich. Dreieinhalb Jahre später beträgt dieser Anteil weniger als 30%. Der Grossteil der Volumina generieren heute institutionelle Anleger. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Gerade wenn man bedenkt, dass sich die grossen Finanzmarktakteure noch immer in einer Phase befinden, in welcher sie sich mit dem neuen Markt vertraut machen. Die Privatbank Reichmuth & Co hat beispielsweise mit ihrem Flaggschiff-Fonds, dem Reichmuth Alpin, einen Anteil der Vermögenswerte in einem breit diversifizierten Korb von Kryptowährungen investiert. Im Vergleich zu traditionellen Anlagen weisen Kryptowährungen überdurchschnittlich hohe Wertschwankungen auf. Diese Charakteristik ist bei kleineren Kryptowährungen nochmals stärker ausgeprägt. Die Anlageklasse hat dementsprechend einen Optionscharakter. Mit einer marginalen Allokation können dank der erhöhten Volatilität bei begrenztem Verlustrisiko attraktive Renditebeiträge generiert werden.

Die Krypto-Ökonomie hat in der Schweiz fruchtbaren Boden gefunden
In der Entwicklung der Krypto-Ökonomie zeigt sich allen voran der Schweizer Finanzplatz und deren Regulatoren offen. Im «Crypto-Valley» in Zug entsteht ein innovatives Ökosystem für Blockchain-Dienstleistungen. Wie schnell das Valley wächst, zeigt die Entwicklung der Mitarbeiterzahl von Bitcoin Suisse. Diese hat sich in den letzten 18 Monaten von 120 auf 260 mehr als verdoppelt. Wohlmöglich bietet die Krypto-Ökonomie für Europa die Chance, in einem aufstrebenden technologischen Feld eine federführende Rolle einzunehmen. Diese Positionierung wurde die letzten Jahrzehnte verschlafen. Sämtliche führende Big Techs kommen aus den USA oder Asien. Das steigende Kundeninteresse an Krypto-Anlagen hat etliche Schweizer Finanzinstitute dazu bewogen, erste Angebote für Kunden anzubieten.

Fazit
Die Finanzbranche befindet sich am Anfang einer spannenden, wohlmöglich disruptiven, Reise. Auch wenn das Ziel noch nicht bekannt ist und die Unsicherheiten hoch sind, wäre es fahrlässig, Krypto-Anlagen gänzlich als Anlageklasse und insbesondere dessen Einflüsse auf Geschäftsmodelle aussen vorzulassen. Aus heutiger Sicht fordern gerade DeFi-Anbieter die Geschäftsmodelle von traditionellen Banken in den Bereichen Vermögensaufbewahrung und Transaktionsgeschäft langfristig heraus. Ein zunehmendes Interesse an Krypto-Anlagen eröffnet jedoch neue Geschäftsfelder für die Finanzindustrie. Für den Finanzplatz Schweiz bieten die aktuellen Chancen das Potenzial, sich auch in Zukunft als führenden internationalen Finanzplatz zu behaupten.

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Christian De Falco

Christian De Falco ist Kundenverantwortlicher bei Reichmuth & Co Privatbankiers und seit über zehn Jahren in den Finanzindustrie tätig. Er bloggt aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies.

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