Ohne Mensch kein Wandel – Ein Essay an den Unperfekten Menschen und seine Daseinsberechtigung

Wird die Maschine irgendwann so intelligent sein, dass sie den Menschen in seinen Tätigkeiten und Nutzen ablöst? Verlieren wir als Menschen unsere Daseinsberechtigung? Sind die rasanten technologischen Entwicklungen eine Gefahr für uns? Viele können sich gar nicht vorstellen, wie das überhaupt funktionieren und möglich sein soll. Science-Fiction Filme wie „I, Robot“ aus dem Jahr 2004 zeigten eine mögliche Version davon, was heute als eine ernstzunehmende Diskussion geführt wird. So paradox es sich anhört, aber ist die Fähigkeit des Menschen, Fehler zu machen, der grösste Vorteil, den wir gegenüber der Maschine oder anderen künstlichen Intelligenzen haben?

Die technologischen Entwicklungen

Jedes Jahr erfahren wir von neuen technologischen Entwicklungen und Möglichkeiten, mit denen wir Menschen effizienter und effektiver arbeiten können. Mit Entwicklungen, die uns erlauben alles Online zu bestellen oder Neuerungen, die uns helfen das Klima zu verbessern, können wir uns einfach anfreunden. Aber wie ist es mit Themen, wie der unendlichen Analyse von Daten, um noch mehr über uns herauszufinden? „Der gläserne Mensch im Internet (Lück et al. 2013)“ oder die Entwicklung der Roboter, welche uns bald im Restaurant das Essen servieren werden? Viele Menschen fragen sich, wo führt uns das hin und wird uns eine Maschine irgendwann den Arbeitsplatz wegstehlen? Themen wie technologische Singularität (Shanahan/Miller 2020), welche von der Annahme ausgehen, dass die Technologie den Zeitpunkt erreichen wird, in welcher sie die Fähigkeiten des Menschen übertrifft, um sich dann selber weiterzuentwickeln oder der Transhumanismus, in dem Menschen sich mit technologischer Hilfe zu Leistungen befähigen, welche sie ohne diese nicht erreichen könnten, führen zu einem grossen Unbehagen. Wenn Maschinen oder Menschroboter besser werden als der normalen Menschen, können wir dann überhaupt noch mithalten? Könnten wir unsere Bedeutungsfrage selbst beantworten, so würden wir aus reinem Schutz und Egoismus sagen: „Ja, selbstverständlich braucht es den Menschen!“ Sind wir aber auch fähig, die Argumentation der vorhergehenden Aussage mitzuliefern? Die Tatsache, dass wir fühlen können, wir ein Gewissen und Empathie haben, wird als erste Argumentation aufgeführt, denn das macht uns einzigartig und unverzichtbar.

Der Mensch die treibende Kraft

Der Menschen ist auf unserem Planeten die zentrale Figur des Lebens, denn wie es die Überschrift schon vorwegnimmt, ohne Menschen gibt es keinen Wandel. Nicht das Perfekte hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind, sondern das Unperfekte. Die Aussage „Ohne Mensch kein Wandel“ ist in diesem Zusammenhang zweideutig. Die erste Bedeutung zielt dahin, dass alles was es heute gibt, es nur gibt, weil der Mensch es erschaffen und möglich gemacht hat. Die zweite Bedeutung zielt darauf ab, dass das was er erschaffen hat, er auch selber nutzt. Beide Bedeutungen sind zentrale für den Fortschritt den wir heute erleben dürfen. Würde der Menschen die Innovationen nicht nutzen, so hätte jede Erfindung keine Bedeutung und wäre nutzlos.

Der Mensch hat Mineralstoffe aus der Erde gewonnen, um damit weitere Produkte wie Computer Chips, Printplatten, Batterien usw. herzustellen. Das führte dazu, dass im Jahr 1861 das erste Telefon und 144 Jahre später das Smartphone (Apple iPhone) erfunden wurde. Schon mit dem Telefon konnte der Mensch über weite Distanzen kommunizieren und mit dem Smartphone gibt es noch mehr Vorteile und der Mensch konnte noch viel effizienter werden. Daraus erkannte man die Vorteile und nutzte es im Alltag. In dieser einfachen Darstellung fehlen diverse Zwischenschritte, aber es zeigt auf, dass ein Produkt keine Überlebenschancen hat, wenn die Mehrheit der Menschen dessen Nutzen nicht sehen. Der Mensch ist dadurch die treibende Kraft neuer Entwicklungen.

Der Unperfekte Mensch

Maschinen werden entwickelt, um eine Handlung in Perfektion auszuüben. Aus diesem Grund bewegen sich Maschinen daher immer in einem Perfektionsrahmen. Kein Mensch kann so genau arbeiten wie eine Maschine. 1000mal oder 1 Million Mal die gleiche, präzise Aktion ohne Fehler ausführen kann nur eine Maschine. Aber kann es nicht sein, dass das Anstreben von Perfektion auch Stillstand in der Entwicklung bedeutet? Wie kann man etwas Perfektes noch verbessern? Was ist, wenn wir keine Fehlerkultur mehr benötigen, weil alles ohne Fehler erledigt werden kann? Hier sind wir froh, dass wir als Menschen eben nicht perfekt sind. Die Maschine kennt keine Fehler! Der Mensch jedoch weiss, wer Fehler macht kann daraus lernen. Der Mensch passt sich an und muss für seine Fehler auch die Konsequenzen tragen, die Maschine nicht. Mit diesem Verhalten liefert der Mensch einen wichtigen Beitrag an ein normales Leben.

Der Mensch erzeugt den Wandel mit dem Lernen auch oder gerade Lernen aus Fehlern. Wer perfekt ist, der ist langweilig. Keine Beziehung hätte mit Perfektionismus eine Chance, denn Nichts ist schöner als voneinander zu lernen. Die technologische Entwicklung geht weiter und es werden Dinge erfunden, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Sie werden uns helfen Vieles besser zu machen. Aber wenn wir sie nicht (mehr) nutzen, verschwinden sie (Kassetten, Telefonkabinen, Telefonbuch etc.).

So kann man mit gutem Gewissen sagen, ohne Menschen gibt es keinen Wandel. Jemand muss es erfinden, anwenden, Fehler machen, die Konsequenzen tragen um sich dann zu verbessern oder sein Verhalten zu ändern. Die Menschlichkeit mit seiner unperfekten Art ist etwas Wertvolles und auch für die Maschine überlebenswichtig.

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Philipp Hagedorn

Philipp Hagedorn, Head of Service Management bei Netcloud AG bloggt aus dem CAS Chief Digital Officer. Seit Jahren befasst er sich mit Themen der kontinuierlichen Verbesserungen, Change-Management, Organisationsentwicklung und Leadership. In all den Jahren in denen er im Zusammenspiel zwischen Intern und Kunden Prozesse optimierte, um die Fehleranfälligkeit zu reduzieren, wurde immer klarer wie wichtig Fehler eigentlich sind, um weiter zu kommen.

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