Mit befreitem Gefühl bargeldlos unterwegs

Das bargeldlose Bezahlen hat seit der COVID-19 Pandemie verstärkt Einzug gehalten. Der Kulturwandel in dieser kurzen Zeit ist enorm. In diesem Beitrag sind ein paar Gedankenanstösse welche Gaps, Herausforderungen und Schattenseiten heute existieren.

Die COVID-19 Pandemie stellt die Welt auf den Kopf, bargeldlos zahlen ist allgegenwertig. Die Pandemie hat dieser Entwicklung zusätzlichen Schub verliehen. Das bargeldlose Zahlen ist nicht neu und war auch vor der Pandemie in vielen Bereichen keine Besonderheit und doch fühlt es sich heute standardisierter an.

Die Zeit ist reif – Krise als Katalysator

Wurde vor zwei Jahren in einer Bäckerei das Coffee-to-go für wenige Franken gekauft, war es selbstverständlich, diesen bar zu bezahlen. Kleine Beträge in kleinen und mittelständigen Gewerben bargeldlos zu bezahlen, war verpönt. Was in Übersee oder in nördlich gelegenen Ländern schon seit vielen Jahren praktiziert, standardisiert und kultiviert ist, wurde bei uns nicht goutiert.

Die krisenbedingte Entwicklung hat auch vor dem Zahlungsverkehr mit kleinen Beträgen nicht Halt gemacht. Sogar im Hofladen wird bargeldlose Bezahlung angeboten. Diese Möglichkeiten bestanden technisch schon vor der Pandemie. Doch wäre diese rasante und flächendeckende Verbreitung in der kurzen Zeit auch ohne Krise möglich gewesen? Die Zeit dazu war anscheinend reif. Mehrere Systeme, reduzierte Gebühren und höherer Komfort waren bereits vorhanden. Wir haben in den letzten rund eineinhalb Jahren einen enormen Kulturwandel in Bezug auf bargeldloses Bezahlen vollzogen und letztlich damit auch das Mindset für die Digitalisierung weiter geöffnet.

Kulturelle Gaps

Sicher haben Sie schon die Konsumation in einem Restaurant bargeldlos bezahlt und sich gefragt, wie Sie mit dem Trinkgeld umgehen. Überweise ich einen höheren Betrag, kann ich an zwei Konten überweisen oder habe ich passendes Bargeld dabei? Oft wird diese Thematik heute hybrid vollzogen. Es scheint, dieser Betrag hat einen besonderen Wert und dieser möchte persönlich überreicht werden. In unserer Kultur wird das Trinkgeld zudem nicht aufdringlich eingefordert. Die Frage stellt sich, wie entwickelt sich das Verhalten mit dem Trinkgeld-Knigge. Wird das Trinkgeld aussterben, wird man offener und fordert dieses aktiv bargeldlos ein oder bleibt dies eine Hybride-Insel? Erste Lösungen wie zum Beispiel TiPJAR sind auf dem Markt und werden bereits genutzt.

Ein weiterer Gap ist die Frage der Quittung in Papierform, welche in den meisten Fällen ungenutzt im Papierkorb landet. Zum Glück werde ich heute oft nach dem Bedarf gefragt und beim Verneinen wird der Beleg auch nicht produziert. Dieser Prozess einfach und simpel zu digitalisieren, unabhängig der Einkauflokalität, hätte grosses Optimierungspotential.

Herausforderungen und Schattenseiten

Die Kultur des bargeldlosen Bezahlens wird weiter verstärkt werden. Was bedeutet dies bezüglich des Datenschutzes und der Thematik des «gläsernen Kunden». Wie weit werden persönliche Freiheit und damit unsere Privatsphäre mit dem bargeldlosen Bezahlen eingeschränkt. Mit jeder Transaktion sind wir ein Stück transparenter. Wollen und können wir uns überhaupt dagegen wehren? Wir alle sind in der Verantwortung uns den ethischen Fragen beim Digitalisierungsprozess aktiv zu stellen.

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Sandra Meier

Sandra Meier ist Leiterin Informatik bei der AlpTransit Gotthard AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Chief Digital Officer. Sie sieht in jedem Tief die Hochs und freut sich, dass sie seit der Corona-Pandemie ohne Verzicht bargeldlos unterwegs sein kann.

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