Was wäre es doch einfach, wenn wir ein einheitliches BI-Tool für alle Anwender hätten? Eine Schweizer Bank ist mit dieser Vision angetreten und rasch gescheitert. Ein Erfahrungsbericht mit einem überraschenden Ende.
Eine bestechende Vision…
Das Ziel ist einfach und einleuchtend. Wir ersetzen alle BI tools mit einer Softwarelösung. Klar! Keine Klagen der Benutzer über die fragmentierte Systemlandschaft, weniger Schulungsaufwand, einfachere Produktionsprozesse und mehr Zeit für die Weiterentwicklung.
Wir entscheiden uns für MicroStrategy, eine ROLAP Lösung, welche sehr viel bietet:
- Rasches prozessieren grosser Datenmengen dank In-Memory Analytics. Auf umfangreiche Kalkulationen wird verzichtet um einen direkten, raschen Link zu den Daten zu ermöglichen.
- Eine multi-dimensionale Datenarchitektur welche ‚alternative Hierarchien‘ unterstützt. Ein Muss bei Matrix-Organisationsstrukturen und für konsistente Ergebnisse bei anspruchsvollen Datenabfragen.
- Eine einfache Benutzeroberfläche, welche flexibel mit Kennzahlen ergänzt und wo Dashboards ohne nennenswerte Vorkenntnisse kreiert werden können.
Der Würfel als Erklärungsmodell für OLAP. Gesehen bei www.jedox.com/de/blog/was-ist-olap/
ROLAP alleine genügt nicht
Die Freude an der Ein-Tool-Strategie hält nicht lange. Die Toolausbreitung harzt und die Nutzerzahlen bleiben tief. Auch die Benutzerfreundlichkeit wird bemängelt. Weitere Kritikpunkte sind die Limitationen bei multi-dimensionalen Abfragen über mehrere Hierarchiestufen sowie die wenig bestechende Performance bei komplexeren Berechnungen (zum Beispiel ‘Ratios’ mit Datenmultiplikationen statt -additionen). Zu guter Letzt ist auch die Excel-Einbindung wenig überzeugend. Dies kann zwar nach einigen Monaten mittels zusätzlichem Excel Add-in abgeschwächt werden, genügt aber nicht um die restlichen Schwachpunkte wett zu machen.
Die Erkenntnis reift: «Ein Tool, das alles kann, kann nicht alles gut.» MicroStrategy überzeugt durchaus bei der Datenaufbereitung und einfachen Dashboards. Für weiterführende Analysen («slice & dice») scheint jedoch ein zusätzliches ‘MOLAP’ Tool unverzichtbar.
Smart-OLAP als Alternative zu MOLAP?
Wir suchen ein MOLAP Tool um unser Serviceangebot mit einem benutzerfreundlichen Analysetool zu erweitern. Wir evaluieren Essbase von Oracle, Power BI von Microsoft und Kyvos.
- Essbase besticht mit herausragender Abfrageperformance und «slice & dice» Funktionalitäten. Andererseits muss viel Rechenleistung und wertvolle Zeit investiert werden um den Datenmart zu erstellen. Zudem gibt es Fragezeichen bezüglich Cloud Kompatibilität ausserhalb von Oracle-Produkten.
Fazit: Toll für Datenanalysen, aber aufwendig in der Erstellung. - Power BI überzeugt mit tollen Visualisierungen und seinen interaktiven Funktionen. Ein grosses Plus ist die Integration in die Microsoft Office Welt und insbesondere die qualitativ hochstehenden PowerPoint Outputs, was immer noch eine Präferenz vieler Manager ist. Dagegen sprechen die einfacheren Datenanalyse-Funktionalitäten, welche nicht alle definierten Kriterien erfüllen.
Fazit: Toll für Visualisierung, aber für unsere Datenanalysen ungenügend. - Kyvos ist ein relativ unbekannter Player. Ihre Versprechen sind: Skalierung für jedes Datenvolumen, Kompatibilität mit allen Cloudanbietern und BI tools sowie intelligente Drillfunktionen. Überzeugt hat auch die Integration in Excel, welche vergleichbar mit Essbase ist.
Fazit: Toll für Datenanalysen und ein Versprechen für Cloudnutzung und stetig wachsende Datenmengen.
Der Entscheid fällt zugunsten Kyvos als OLAP Analysetool. Die Umsetzung ist im Gange. Die Technologie ist übrigens weder ROLAP noch MOLAP sondern Smart-OLAP. Die ersten Rückmeldungen dürfen gespannt erwartet werden.
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