Definitiv keine Science-Fiction Vorstellung – dies gleich vorweg. Die Robotik hat längst Einzug erhalten in der modernen Chirurgie. Bis heute werden OP-Roboter jedoch vor allem als Assistenz-Systeme eingesetzt. Aktuelle Trends, wie Big Data oder Artificial Intelligence, eröffnen der Robotik neue Möglichkeiten – höchste Zeit sich damit zu befassen, wer zukünftig das Skalpell führt im OP-Saal!
Robotik in der Chirurgie von gestern bis heute
Der Ursprung heutiger Robotik-Systeme ist auf die 80er Jahre zurückzuführen. Vom US-Militär entwickelte Medizinroboter sollten sich um verwundete Soldaten kümmern und diese aus der Distanz versorgen. Begriffe wie Remote-Robotic-Surgery tauchten plötzlich auf. Medizintechnik-Unternehmen wie Intuitive Surgical haben die Systeme weiterentwickelt. Ein Blick auf die Entwicklung des Aktienkurses des kalifornischen Unternehmens verdeutlicht – die Robotik hat sich entwickelt und die Erwartungen an die Technologie sind gross.
Und bei uns in der Schweiz…
Heute sind in der Schweiz rund 35 OP-Roboter im Einsatz. Praktisch jedes grössere Spital hat ein solches Gerät im Inventar. Doch keine Angst! Noch sind autonome OP-Roboter Zukunftsmusik. Heutige Systeme werden von erfahrenen Chirurgen vor Ort über eine Konsole gesteuert. Dabei unterstützen diverse Bildgebungsverfahren den Chirurgen, die Arme des Roboters präzise zu steuern. Übrigens die meisten dieser Robotik-Systeme verfügen über vier Arme. Robotische Eingriffe gibt es bis heute insbesondere im Fachgebiet der Urologie oder bei anderen minimal-invasiven Eingriffen.
Evolution dank Big Data und Artificial Intelligence
Doch wie geht es weiter – moderne OP-Roboter sammeln Daten und überwachen die einzelnen Schritte einer OP. Zukünftig werden die Systeme noch vernetzter sein und dank Big Data riesige Mengen von Daten aus tausenden von einzelnen Eingriffen sammeln und zur Verfügung stellen. Artificial Intelligence wird es ermöglichen, dass die Chirurgen während der OP mit Echtzeitinformationen unterstützt werden und mögliche Komplikationen und Risiken vor jedem auszuführenden Schritt ermittelt werden. Das System entwickelt sich dadurch zum intelligenten Consultant des Chirurgen und unterstützt ihn anhand riesiger Mengen an Erfahrungsdaten während dem Eingriff – dann entscheidet also indirekt eine Maschine?
Die unterschiedlichen OP-Situationen sind viel zu individuell und werden sich auch zukünftig nicht in ihrer ganzen Komplexität in einem Datenmodell oder einem Algorithmus abbilden lassen. Nur ein erfahrener Mediziner kann in solchen Situationen entscheiden. Vielmehr ist es denkbar, dass Robotik-Systeme als weiteren Evolutionsschritt gewisse Standardprozesse während einer OP ausführen und den Chirurgen handwerklich entlasten. Mit Hochpräzision und ohne Händezittern können so einzelne Schritte einer OP von der Maschine übernommen werden. Auch bei besonders komplexen geometrischen Schnitten werden OP-Roboter zukünftig noch mehr Unterstützung bieten können – hier spielt modernste Lasertechnologie eine entscheidende Rolle. Zusätzlich erhöhen datengestützte Modellierungen wie dreidimensionale Ansichten die Sicherheit des Patienten und unterstützen den Chirurgen bei seiner Entscheidung. Die Vorstellung, dass schon bald humanoide Roboter im OP-Saal stehen und uns operieren, bleibt eine Science-Fiction Vorstellung. Vielmehr ermöglicht die rasche Verarbeitung von immer grösseren und komplexeren Datenmengen eine bessere Unterstützung und Entscheidungsgrundlage. Entwicklungen wie 5G eröffnen neue Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der fernchirurgischen Eingriffe. An die Vorstellung, dass zukünftig vermehrt Mensch und Maschine gemeinsam komplexe Eingriffe ausführen, sollten wir uns also besser gewöhnen.
Weiterführende Informationen:
BBC (16.05.2014) The surgeon who operates from 400km away.
FERCHAU GmbH (02.12.2020) Robotik und KI in der Medizin.
Marien Gesellschaft Siegen GmbH (26.02.2021) Künstliche Intelligenz im OP.
Medica Magazin (09.03.2021) Einsatzmöglichkeiten der Roboterchirurgie ausloten.
Medica Magazin (21.12.2020) Künstliche Intelligenz soll zukünftig OP-Risiken mindern.
Medinside (11.09.2019) Immer noch besser als teure Da-Vinci-Roboter: Chirurgen mit Erfahrung.