Kryptos für die Massen – Anschluss verpasst?

Investments in Kryptoassets nehmen zu. Doch damit die breite Masse von einer Vermögenssicherung profitieren und an der Wertsteigerung dieser zukunftsversprechenden Finanzinfrastruktur partizipieren kann, braucht es noch so einiges. Wichtig ist, sich in neuartigen Finanzmarktthemen rund um Krypto fit zu machen – sowohl als Selbstinvestierende:r wie auch als professionell Vermögensverwaltende.

Umwälzungen im traditionellen Finanzberatungsgeschäft

Unter dem weitgefassten Schlagwort des Decentralized Finance, oder kurz DeFi (zu Deutsch = dezentralisierte Finanzsysteme) treten immer mehr neuartige, Blockchain basierte Projekte und Anwendungsmöglichkeiten auf das öffentliche Parkett, die mit ihrer impliziten Ideologie eines weitverteilten Finanzsystems ohne zentrale Entscheidungsinstanz und damit dem freien Zugang zu Finanzdienstleistungen und -produkten für alle, das traditionelle Finanzgeschäft zu korrumpieren und zu überholen bereit sind.

Dem Average-Joe seine Bitcoins

Mögen bisher viele dieser aufkeimenden Angebote für den Durchschnittsbürger noch einiges zu technisch in der Anwendung sein, als dass sie gleich ihr gesamtes Spar-, Alters- oder Vorsorgekapital darauf verwetten würden, so haben sich mittlerweile dennoch einige dieser Online-Finanzplattformen durchaus etabliert und gestalten sich zunehmend benutzerfreundlicher.

Mal abgesehen von der Ausprägung der Anwenderfreundlichkeit der einzelnen Oberflächen und des technischen Verständnisses des Zielpublikums sind die Vorteile eines direkten Zugangs zu Finanzprodukten ohne einen dazwischengeschalteten Finanzintermediär sehr überzeugend:

  • unabhängig von Bank- und Börsenöffnungszeiten, zu jeder Zeit und von überall her
  • schnelle Abwicklung
  • tiefe Transaktionskosten
  • geringe bis keine Zutrittshürden (kein Mindestvermögen)
  • weder Depotgebühren, Performance Fees noch Verwaltungshonorare
  • keine Brokerlizenz nötig

Demgegenüber stehen viele klassische Service-Angebote mit beratender Expertise, deren Inanspruchnahme einfach ihren Preis haben. Schliesslich muss jeder etwas daran verdienen.

Herausforderungen in der Vermögensverwaltung: Weit grösser als einfach nur Vermögensverwaltung im Quadrat

 

Herausforderungen angenommen

In Anspielung an die Formel zur Berechnung der Grösse des Outputs und somit dem Schwierigkeitsgrad, der sogenannten Difficulty, die Miner im Bitcoin-Netzwerk bei der Lösungsfindung mathematischer Rätsel durch die Erbringung entsprechender Rechenleistung zu finden versuchen, um den Zuschlag für die jeweiligen Block-Erträge in Form von neuen Bitcoins zu erhalten, soll hier im übertragenen Sinne als Analogie zu den beidseitigen Herausforderungen dienen, denen sowohl traditionelle Finanzdienstleister, wie auch Investorinnen und neue Marktteilnehmende derzeit gegenüberstehen.

Sofern der zukünftige Trend weiter Richtung dezentralisierter Systeme mit Selbstverwaltungscharakter geht, potenzieren sich mit jedem neuen Investor im Netzwerk nicht nur die Anzahl neuer Marktteilnehmenden um ein Vielfaches, sondern steigen auch die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen ins Unermessliche, welche im Bereich der Vermögensbildung zukünftig zum Durchbruch gelangen könnten.

Selbstverantwortung

Bei weitem nicht jede:r Anleger:in verwaltet heute sein/ihr Vermögen selbst. Die Erteilung eines Vermögens- oder eines Beratungsmandats (Entscheid zum Kauf oder Verkauf trifft der Kunde nach wie vor selbst) an ein klassisches Finanzinstitut oder an einen der zahlreichen externen Vermögensverwalter ist insbesondere in der Schweiz stark verbreitet.

Man kann sich ja nicht um alles selbst kümmern und erst recht nicht, wenn es ums liebe und hartverdiente Geld geht. Da setzen Herr und Frau Schweizer vorzugsweise auf die Beratung einer Expertin oder eines Experten. Investoren wollen jedoch den Privilegien des Anlegerschutzes unterstehen und im Bedarfsfall die beratende Person zur Haftung ziehen können, sollten sich Entscheide rückblickend als verlustträchtig herausstellen. Die Ankläger brauchen Name und Gesicht, damit die darauffolgenden Schimpftiraden gezielt abgefeuert werden können. Lieber wird nach einem Schuldigen gesucht, als Eigenverantwortung zu übernehmen.

Aufruf zum Handeln

Selbstermächtigung setzt eigenverantwortliches Denken und Handeln voraus. Der Grad an Selbstbestimmung und Autonomie im Leben von Menschen und Gemeinschaften ist hierbei wohl der entscheidende Punkt.

Wichtig scheint es mir, gegenüber neuen Technologien und Zukunftslösungen neugierig, offen und positiv gegenüberzutreten, sich laufend zu informieren, weiterzuentwickeln und weiterzubilden (zum Beispiel wie ich gerade hier), um mögliche zukünftige Entwicklungen antizipieren und gewinnbringend für alle einzusetzen.

 

Weiterführende Links
Aquila Partner
Anlegerschutz bei kollektiven Kapitalanlagen
Beraterhaftung

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Susanne Wisler

Susanne Wisler ist Projektleiterin bei der Aquila AG in Zürich und bloggt hier aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies. Sie engagiert sich im Bereich der Digitalisierung darin, die grösste Schweizer Plattform für unabhängige Vermögensverwalter für die Zukunft fit zu machen und ist zudem die treibende Kraft hinter dem Aquila Blog, der alle zwei Wochen erscheint.

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