Über den Wert von User Centered Design bei der Produktentwicklung braucht man heute wohl nicht mehr zu diskutieren. In diesem Blog erfährst du, wie du dank Prototypen und weiteren Methoden die User bei der Anforderungsanalyse ins Zentrum stellst.
Stell dir vor, deine zukünftige Aufgabe ist es, die Anforderungen an ein neues Kundenportal zu erheben. Nebst all den technischen Fragen rund um die Applikationen ist es essenziell, beim Start des Projekts damit zu beginnen, die Anforderungen der Nutzer unter die Lupe zu nehmen. Das verringert die Entwicklungskosten und steigert die Benutzerzufriedenheit.
Wie kannst du diese Aufgabe angehen?
1. Lerne deine Nutzer kennen
Als Erstes musst du eine Nutzer- und Kontextanalyse erstellen. Das Ziel besteht darin, möglichst früh die unterschiedlichen Erwartungen und Interessen zu erkennen und den Benutzerkreis zu definieren. Darüber hinaus ist es wichtig, den Nutzungskontext der Benutzergruppen zu erfassen. Das bedeutet, du musst herausfinden, wer das Kundenportal warum, wo und womit nutzt. Auf dieser Basis lassen sich die jeweiligen Anforderungen aus Nutzersicht festhalten.
2. Analysiere die Aufgabe
Nachdem du nun die Nutzer identifiziert hast, werden die Erkenntnisse anschliessend mithilfe folgenden Methoden festgehalten. Personas und Nutzer-Szenarien schildern dabei die erarbeiteten Anforderungen der Benutzer detailliert und dienen als Grundlage für die weitere Entwicklung.
- Storyboard: Ein Storyboard ist eine grafische Darstellung einer Benutzerinteraktion. Dabei geht es weniger um den konkreten Inhalt der Lösung als um die Geschichte/Aufgabe des Benutzers und sein Lösungsweg.
- Personas: Als Personas werden prototypische Benutzerprofile bezeichnet. Mithilfe, deren sich die Ziele, Bedürfnisse und Handlungen aus Benutzersicht simulieren lassen.
- Nutzer Szenario: Unter einem Nutzer-Szenario versteht man die Beschreibung einer Handlung/Interaktion aus Benutzersicht.
3. Erstelle den Prototypen
Da du nun die Nutzer und Szenarien kennst, kannst du damit beginnen ein Prototyp zu erstellen. Grundsätzlich lassen sich mit Prototypen folgende drei Dimensionen darstellen. Damit diese später in den Tests die richtigen Ergebnisse liefern, müssen sie optimal eingesetzt werden. Das bedeutet, dass der Reifegrad des Prototyps an den jeweiligen Anwendungsfall anzupassen ist.
Achtung: Das Entwickeln eines Prototyps kann zeit- und kostenintensiv sein. Setzt eure Ressourcen also gezielt ein und entwickelt genau das, was ihr auch testen wollt.
Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt bei komplexen Inhalten frühzeitig die Interaktivität auszubauen. Geht es bei dem Endprodukt eher um Emotionen und Marktkommunikation so kann der visuelle Teil im Vordergrund stehen.
4. Teste den Prototypen
Mithilfe folgender Methoden kannst du nun den erstellten Prototypen prüfen. Die aus den Tests erhaltenen Erkenntnisse sowie Änderungen als auch neue Anforderungen müssen festgehalten werden.
- Usability Test
Nutzer testen den Prototypen anhand realer Szenarien. Dabei ist es wichtig, dass die Personen «Laut Denken». Somit erfahren wir wonach die Person gerade sucht oder was sie sich vorstellt. Ton-/ Videoaufzeichnungen, Tracking Software und Beobachtungen helfen den Test auszuwerten. - Usability Walkthrough
Begleitet mit einem Interview gehen wir zusammen mit Vertretern der Benutzergruppen den Prototypen Schrittweise durch und halten die Erkenntnisse fest. - Cognitive Walkthrough
Bei Cognitive Walkthrough testen Usability-Experten den Prototypen aus Nutzersicht, indem sie sich in die Rolle der Nutzer versetzt. Dabei führen sie konkrete Aufgaben durch und prüft dabei die Erfüllung der Usability-Kriterien aus der Sicht der erstellten Personas und Storyboards. - Review Workshop
In einem moderierten Workshop geben Benutzergruppen Feedback zu den Prototypen.
Was hast du davon?
Dein Vorgehen legt die Grundlage für ein umfassendes Verständnis der Anforderungen aus der Nutzerperspektive. Durch die aktive Beteiligung der Nutzer von Beginn weg erhöht sich die Akzeptanz der Lösung.
Viel Erfolg!