Personal Finance Management – der Schlüssel liegt in der Datenanalyse

Warum es nicht ausreicht, Finanz-Analyse-Tools in Apps einzelner Finanz-Services zu integrieren – und was es noch braucht, bis der Endkunde von Data-Driven Decision profitieren kann.

Ende Lohn und zu viel Monat übrig! Doch wofür habe ich meine ganzen Einkünfte ausgegeben? Eine Übersicht über meine Mittel und Budget-Positionen muss her. Meine Eltern führen dafür seit Jahrzehnten “s Büechli”. Als Kind der Digitalisierung habe ich natürlich andere Vorstellungen. Personal Finance Managemt soll es richten.

Obschon oder gerade weil technische Hilfsmittel die alltäglichen Finanz-Angelegenheiten erledigen, vergrössert sich die Anzahl der benutzten Finanz-Services von Jahr zu Jahr. Wie sieht das zum Beispiel in meinem Fall aus? 

  • Zwei Bankbeziehungen mit diversen Spar- und Privatkonti.
  • Debit-Karten für den eigenen Konsum oder für das gemeinsame Haushaltskonto.
  • Eine Kreditkarte aus dem Paket der Hausbank; die Belastung erfolgt monatlich mittels LSV.
  • Die mobile Bezahl-App TWINT in der Prepaid-Variante. In der Schweiz mittlerweile unverzichtbar. Zumindest die Peer-to-Peer-Überweisung ist sehr praktisch.
  • Einen PayPal-Account um Online-Rechnungen in Übersee zu begleichen.
  • Die Kreditkarte von Revolut für den besten Wechselkurs bei den nächsten Ferien am Meer.
  • Anlagen in Depots beider Banken (Ich will schliesslich wissen, welcher Kundenbetreuer mich besser beraten hat.)
  • Zu guter Letzt ein Depot mit etwas “Spielgeld” auf der Online-Bank, welches den unbeständigen Wert von Ethereum und Ripple trägt.

Ein Personal Finance Management, welches alle Accounts umfasst, fehlt jedoch bisher.

Innerhalb dieser Vielfalt nun die Finanzen zu verwalten, ist gar nicht so einfach. Zwar existiert für jeden dieser Services ein Online Zugang inklusive Mobile App, welche in Sekundenschnelle den aktuellen Stand in übersichtlichen Dashboards darstellt. Zusätzlich bauen viele Finanz-Dienstleister auf Analytics-Services z. B. von Contovista, die den monatlichen Konsum kategorisieren.

ContoVista
Ausgaben-Kategorisierung mit Analytics Tools (Bildquelle: Eigene Aufnahme)

Ein Personal Finance Management, welches alle Accounts umfasst, fehlt jedoch bisher. Immerhin gibt es in letzter Zeit auch im Privatkunden-Segment Überlegungen zu Multibanking und das Thema dürfte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Die Entwicklung von leistungsfähigen API ist dabei zweifellos der Schlüssel um Daten Service-übergreifend erheben zu können. Auch die Entwicklungen im Zusammenhang mit PSD2 haben im Kern die gleiche Zielsetzung.

Data-driven Money Management

Nur eine komplette Datenbasis gibt einen effektiven Überblick über die finanzielle Gesamtsituation. Dies lässt einen Rückschluss auf die gesamten Ausgaben sowie die Entwicklung der Mittel zu. Auf diese Weise lassen sich Optimierungen der Finanzen auf analytischer Basis realisieren. Und das ist gleichzeitig die Voraussetzung, um von Personal Finance Management auf eine nächste Stufe überzugehen: Data-driven Money Management. Dabei erhält man basierend auf Daten individuelle Entscheidungsunterstützungen, die auch über Zahlungstransaktionen hinausgehen, so z.B. Anlageempfehlungen. Es ist also zu erwarten, dass künftig nicht mehr nur Unternehmen basierend auf Daten ihre Entscheidungen fällen, sondern auch Privatpersonen im Umgang mit ihren Finanzen. Dann müsste ich den Direktvergleich mit Mamas und Papas “Büechli” definitiv nicht mehr scheuen.

 

Weiterführende Informationen

Forbes Artikel – Data-Driven Financial Services:  https://www.forbes.com/sites/softserve/2019/06/20/on-the-journey-to-data-driven-financial-services/?sh=d0c4a6d24f56

 

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Markus Gisler

Markus Gisler ist Senior Fachspezialist IT & Prozesse bei der Bank Thalwil Genossenschaft und bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics.

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