Die bestätigte Übernahme des Start-Up Signavio durch SAP für 1 Milliarde Euro hat im Januar 2021 für einiges Aufsehen in der Fachpresse gesorgt. Signavio hat sich auf den Bereich der Business Process Intelligence und dem Prozessmanagement spezialisiert. Aber was wird eigentlich unter Process Intelligence verstanden und wo liegt das Potenzial?
Aus eigener Erfahrung kenne ich die Schwierigkeit das Prozessmanagement und die dazu notwendigen Daten unter einen Hut zu bringen. Der Begriff Process Intelligence verspricht eine Brücke zu schlagen zwischen der Business Intelligence und traditionellem Prozess Management. Ziel ist es, mit intelligenten Algorithmen Verbesserungsmassnahmen direkt in dynamische Geschäftsprozesse einfliessen zu lassen. In einem ausgereiften Modell führt Process Intelligence in das Process Redesign.
Wieso Process Intelligence?
Herkömmliche Methoden kombinieren Business Intelligence Modelle mit dem Process Mining. Hierbei werden dem klassischen Prozess Management grosse Datenbestände hinzugefügt und mit Business Intelligence Modellen erweitert. Wenn der untersuchte Prozess an sich geändert werden muss, reichen diese Methoden oftmals nicht aus für eine zufriedenstellende Lösung. Man kann zum Beispiel eine Verschlechterung oder Verbesserung einer Kennzahl anzeigen. Die effektiven Ursachen für die Entwicklung bleiben aber oft nur unzureichend beantwortet. An diesem Punkt setzt Process Intelligence ein. Es erhöht den Prozessfokus durch eine erweiterte Datenanalyse und kombiniert das Prozess Management der Aktivitäten und Rollen mit Business Intelligence Modellen [2].
So entsteht Process Intelligence
Das Prozess-Reifegradmodell visualisiert die 7 Stufen von der Definition und Konzeption eines Prozesses bis zur selbständigen automatisierten Auswertung und Anpassung der Abläufe. Eine Anbindung an intelligente Datenbanken erleichtert den Automatisierungsgrad zusätzlich. Im ansteigenden Reifegrad nimmt die Komplexität als auch das Datenvolumen für Prozesse stetig zu. Auch die Anforderungen an die Organisation bezüglich der Datenverwaltung, Strukturierung, Modellierung, Transformierung und der Datensicherheit steigen an [3].
Dank diesem Modell können Unternehmen ihre Entwicklungsstufe und die weiteren Schritte im Prozess Management besser einordnen.
Wann ist ein Prozess intelligent?
Es braucht mehr als reine Datensammlung und Analytik für den Begriff Intelligence. Die folgenden drei Komponenten sind für eine Prozessintelligenz im Geschäftsumfeld unerlässlich [4]:
- Kreative Intelligenz
Definition der Ziele und das Erkennen von Potential in Ablaufverbesserungen. Das Prozessmanagement muss mit den strategischen und operativen Zielen abgestimmt werden.
- Analytische Intelligenz
Die Fähigkeit Probleme zu erkennen und zu lösen mithilfe von datengestützten Modellierungen und der Definition von Geschäftsregeln.
- Praktische Intelligenz
Die Handlungs- und Anpassungsfähigkeit des Systems für die flexible Steuerung und Ausführung des Prozesses.
Fazit
Es bleibt eine Schlüsselaufgabe für Unternehmen die Entscheidungsfindung mit Prozessdaten zu optimieren. In diesem Segment positionieren sich Lösungs- und Systemanbieter wie SAP mit neuen Ideen und Modellen für ihre Kundinnen und Kunden. Mögen die Besten gewinnen.
Weiterführende Links:
Quellen:
- [1] Photo by Sajad Nori on Unsplash.
- [2] Brucker-Kley, E.; Kykalová, D.; Keller, T. (Hrsg.) (2018). Prozessintelligenz. Business-Process-Management-Studie – Status Quo und Erfolgsmuster. Springer Open.
- [3] Muñoz, E.; Capon-Garcia, E.; Muñoz, E.M.; Puigjaner, L. A Systematic Model for Process Development Activities to Support Process Intelligence. Processes 2021, 9, 600. https://doi.org/10.3390/pr9040600
- [4] ZHAW School of Management and Law (2011). Business Process Management 2011 – Status quo und Zukunft.