Müssen Atomausstiegsbefürworter.innen automatisch auch Windkraftwerke vor der eigenen Haustür gutheissen? Was das Internet der Dinge (IoT) mit dieser Frage zu tun hat und wo unser Stromverbrauch trotz immer steigendem Energiebedürfnis nachhaltig gesenkt werden kann – dank intelligenter Technologien.
Von AKWs und Windrädern
Im freiburgischen Glâne-Bezirk soll – in unmittelbarer Nähe von Wohnquartieren – ein Park mit riesigen Windkraftwerken entstehen. Die Bevölkerung wehrt sich heftig, was vor ein paar Wochen einige alteingesessene Gemeinderäte den politischen Kopf gekostet hat.
Aber egal ob Pro oder Contra: In den zahlreichen Diskussionen rund um die Windriesen geht es trotz polemischem Charakter oft um Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und mögliche Lösungen. Manchmal wird der Einwand laut, es sei inkohärent und egoistisch, gleichzeitig für den Atomausstieg und gegen diese Windkraftwerke zu sein. Aber ist es idealistisch und naiv zu denken, dass es mit den heutigen technologischen Möglichkeiten denkbar ist, unseren Stromverbrauch zu senken anstatt immer mehr davon produzieren zu müssen?
Internet der Dinge (IoT): Verursacher oder Lösung?
Das Internet der Dinge trägt dazu bei, die Steigerung unseres Energieverbrauchs zu bremsen, obwohl es bekanntlich ebenfalls an dieser Zunahme beteiligt ist. Smart Services wie beispielsweise intelligente Strassenbeleuchtungen (Smart Lighting) sparen durch ihren Einsatz bei Weitem mehr Strom als die energiesparenden Sensoren verursachen.
Wo keine Menschen sind, braucht es kein Licht
Wer sich schon einmal von einem dunklen Hügel oder Berggipfel der Lichtverschmutzung der Städte und Dörfer bewusst wurde, kann sich in etwa vorstellen, wie viel Licht auf unserer ganzen Erde in der Nacht unnötig brennt. Braucht es diese Beleuchtung wirklich die ganze Nacht?
Die mit dem Goldlabel ausgezeichnete Energiestadt Baden hat bereits 2014 begonnen, ihre Quartier-Beleuchtung unter der Woche nachts ganz abzuschalten. Sie hat damit verschiedenen Berichten zufolge gute Erfahrungen gemacht (20% Energieeinsparung, bzw. CHF 80’000 pro Jahr). Dies ist schon ganz beträchtlich und war vor einigen Jahren bereits ein grosser Schritt in die richtige Richtung. Smart Lighting geht aber noch weiter:
Mit Umstellung der öffentlichen Beleuchtung von traditionellen Leuchten auf LED-Lampen, wird 55% des Stromverbrauchs eingespart. Bei einer teilweisen nächtlichen Lichtreduktion vergrössert sich diese Einsparung auf 70% und dank Einsatz von Bewegungsmelder-Sensoren (vorauseilendes Licht, sich an das Verkehrsaufkommen anpassendes Licht, …) erreicht eine Stadt einen rund 80% tieferen Stromkonsum gegenüber traditionellen Strassenbeleuchtungen.
Während das vorauseilende Licht eher an wenig befahrenen Nebenstrassen zum Zug kommt, können Systeme, die sich ans Verkehrsaufkommen anpassen auch an dicht befahrenen Strassen eingesetzt werden. Hier das Beispiel „TrafficDim“ der Firma Elektron AG (www.elektron.ch):
Eine Lösung, die sich rasch rechnet
Ein Bericht der Europäischen Kommission (Europäisches PPP-Kompetenzzentrum EPEC, Energieeffiziente Strassenbeleuchtung, 2013) besagt, dass die traditionelle Beleuchtung bis zu 40% des gesamten Energieverbrauchs einer Stadt ausmacht. Die Erfahrungen von verschiedenen Städten zeigen, dass sich die Investition in Smart Lighting innert sehr kurzer Zeit rentiert (in der Regel 1 bis 2 Jahre). Es ist zu hoffen, dass dies Gemeinden und Städte dazu animiert, beim Ersatz ihrer langsam alternden Strassenbeleuchtungen bei der Umstellung auf LED noch einen Schritt weiterzugehen.
Fazit
Auch wenn unser Energiebedarf durch das Wachstum der Bevölkerung, den technischen Fortschritt und die Digitalisierung im Allgemeinen stetig steigt, gibt es schon heute rentable Lösungen, um die nach oben schnellende Stromverbrauchs-Kurve zu brechen.
Smart Lighting ist ein sehr anschauliches Beispiel für Lösungen, die das Internet der Dinge ermöglicht. Ebenfalls riesiges Potenzial liegt beispielsweise in den Bereichen von Smart Building und Smart Office.
Ich persönlich schaue mit diesem Wissen etwas optimistischer in unsere Zukunft. Zudem habe ich für zukünftige Diskussionen rund um Windräder- und AKW-Dilemmas fundierte Beispiele bereit, um auch meinen Mitbürger.inne.n aufzuzeigen, dass eine Wende möglich ist.
Links
Veranschaulichung des vorauseilenden Lichtes durch Drohnenaufnahmen:
Broschüre Eagle Eye (vorauseilendes Licht) von Comlight
Broschüre der EnergieSchweiz, Bundesamt für Energie BFE zu effizienter Strassenbeleuchtung mit LED
Beitrag SRF zum nächtlichen «Lichterlöschen» in Baden
Artikel der Zeitung «Le Matin Dimanche» zum Thema «Des éoliennes trop secrètes embrasent Fribourg»
Dein Thema und deine Ausführungen im Unterricht haben mich sehr gut erreicht.
Es ist schon tragisch, welche Entscheider an welchen Positionen zu finden sind und das mit unseren Steuergeldern.