Wearables – Intelligente Wegbegleiter oder hinterlistige Datenkraken?

Wearables

Weltweit sind im Jahr 2020 über 200 Millionen Wearables im Einsatz. Smartwatches, Sportuhren, Handgelenkbänder und vieles mehr leisten Erstaunliches. Doch wie gehen Grosskonzerne mit den teils sehr persönlichen Daten um?

Wearables, ein boomender Markt

Gemäss der aktuellsten IDC Studie werden dieses Jahr weltweit für über 42 Milliarden Dollar Wearables verkauft. Der portable Wearable-Markt wächst mit erstaunlichen 29 Prozent auf über 200 Millionen Einheiten und ein Ende dieser Tendenz ist nicht in Sicht. Dabei bilden Smartwatches mit 74 Millionen verschifften Einheiten und einem Marktanteil von 38% das Top-Segment. Weiter kommen 42 Millionen Wristbands und 22 Mio. Sportuhren dazu. Täglich werden Daten über Bewegung, Gesundheit und Schlafverhalten vom über hundert Millionen Menschen gesammelt und teils ohne Wissen der Nutzer in die Datenwolke hochgeladen. Während einfachen und cool designten Start-up Modi bei der Erstverwendung, sowie langen und unverständlichen AGBs, geben Verbraucher oft leichtsinnig das Einverständnis für die Verwendung ihrer persönlichen Daten. «Das ist mir egal, was mit diesen Daten geschieht. Ich habe nichts zu verbergen». Dies sind oft einfache Begründungen der Nutzer.

Die Datensucht der Grosskonzerne

Grosskonzerne wie Google, Facebook, Apple und Co haben den Wert von Daten längst erkannt. Es erstaunt deshalb nicht, dass Google kürzlich Fitbit für 2,1 Milliarden Dollar übernahm. Eine Stange Geld, die Google sicherlich nicht nur wegen der Hardware des Herstellers ausgegeben hat. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, dass es der Internetgigant auf die stattliche Datensammlung des Fitnesstracker-Herstellers abgesehen haben könnte. Schließlich verwaltet Fitbit nach eigenen Angaben die gespeicherten Fitness- und Gesundheitsdaten von mehr als 28 Millionen Menschen auf der ganzen Welt.

Fitbit ist ein beliebter Hersteller für Fitnesstracker. Dies Geräte zeichnen viele Daten auf und speichern sie. Die Übernahme durch Google besorgt daher viele User. Mit einem Schlag hat Google damit Zugriff auf die gespeicherten Fitness- und Gesundheitsdaten von Millionen aktiver Fitbit-User. In einer Pressemitteilung verspricht Fitbit ihren Nutzer, dass die Daten nicht weiterverwendet würden und der Datenschutz aufrechtgehalten würde.

Nutzer können zunächst nur an das Versprechen glauben.  Ähnliches versprachen auch WhatsApp und Facebook nach der Übernahme durch den Social Media-Giganten. Dass dieses Versprechen nur wenige Jahre später gebrochen worden ist, ist bekannt.

Wie eine Zweiklassengesellschaft in der Datenwolke entsteht und Verbrechen aktiv durch Daten-Profiling verhindert und aufgeklärt werden

Daten sammeln auf der einen Seite, Daten nutzen auf der anderen Seite. Wer sind denn die Nutzniesser und Abnehmer dieser Profildaten? Seit der Wahl des amtierenden US Präsidenten im Jahr 2016 wurde vielen Menschen die Macht der gezielten Anwendung von digitalen Profilen bewusst. Ob Versicherungskonzerne, Handelskonzerne, Hersteller von Konsumgütern, Industrien oder Behörden, alle wollen Bedürfnisse oder Risiken Ihrer Kunden besser Verstehen und für ihre Interessen optimieren. Es entsteht folglich ein Zweiklassengesellschaft von «guten und schlechten» Konsumenten oder Bürgern. Ausschluss von Leistungen, höhere Prämien, bevorzugte Behandlung und personenspezifische Preisniveaus für gleiche Leistung sind das Resultat von verarbeiteten Profildaten. Was bedeutet dieser Trend für die Gesellschaft und wer will das?

Anthony Adiello 2018

Daten Profiling kann bewirkt aber auch durchaus Positives. Ein Beispiel sind neue Einsatzmöglichkeiten in der Verbrechensbekämpfung. Anschaulich dokumentiert dies der Fall des 90-jährigen Anthony Aiello aus San José, welcher am 8. September 2018 Karen (67), die Tochter seiner Lebenspartnerin Adele (92) brutal ermordete. Anthony Adiello konnte seiner Tat überführt werden, da das Opfer zum gegebenen Zeitpunkt eine Fitbit Uhr trug und der genaue Todeszeitpunkt aufgezeichnet wurde. Gleichzeitig hielten Überwachungskameras in der Umgebung fest, dass sich nur Antony zum Todeszeitpunkt im Hause von Karen aufgehalten haben kann und somit verurteilt wurde. Auf gleiche Weise konnten in den USA bereits über 50 Mordfälle aufgeklärt werden.

Die wohl wichtigste Frage bleibt unbeantwortet: «Wem gehören die aufgezeichneten Daten von Warabels wirklich und wer entscheidet über deren Verwendung?». Grosskonzerne erschleichen sich die Datenrechte der Anwender durch die Anerkennung komplizierter AGBs, welche in aller Regel Bedingung für die Verwendung ihrer Produkte sind. Während Unternehmen wie Amazone und Apple die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigert und offiziell keine Unterstützung mit ihren gesammelten Daten bieten, kooperieren Google, Facebook und Microsoft.

 

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