Kann künstliche Intelligenz auch emotionale Intelligenz aufweisen und was ist der Nutzen davon? Emotion AI analysiert unsere Gemütslage nach bestimmten Rastern basierend auf Erkenntnissen der Neuro- und Kognitionswissenschaften. Die Anwendungen sind schon heute vielfältig und werden vor allem in der Werbung oder auch im Gesundheitsbereich eingesetzt.
Was ist Emotion AI und was verbirgt sich hinter der Technologie?
Der Mensch hat bis zu 10’000 unterschiedliche Gesichtsausdrücke, welche unseren Gemütszustand aufzeigen können. Wenn Systeme diese Emotionen erkennen und einordnen können, sprechen wir von Affective Computing oder Emotion AI. Es geht im ersten Schritt noch nicht darum, dass Maschinen emotionale Intelligenz zeigen und wie Menschen agieren können. Die Methode zielt primär auf die Analyse von optischen, audiovisuellen und physiologischen Informationen ab, um die Emotionen eines Menschen lesen und deuten zu können. In einem nächsten Schritt soll auch entsprechend darauf reagiert werden. Der Bereich umfasst sowohl neurowissenschaftliche und kognitionswissenschaftliche Forschungserkenntnisse als auch Wissen aus der Psychologie und Soziologie. Die Analyse von Gesichtsausdrücken und Gestik wird mittels Kameras erbracht, Sensoren können zusätzlich Messungen der Körpertemperatur oder des Pulses vornehmen. Anhand des Mikrofons kann auch die Stimme analysiert und die Emotionen entsprechend gedeutet werden [1].
Die Anwendungsfälle sind vielfältig
Emotion AI wird schon jetzt in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt. In der Werbebranche werden beispielsweise die Veränderung der Mimik und somit die Reaktion auf die Werbung analysiert. Damit kann der Kunde noch gezielter und effizienter angegangen werden. Auch Call Center lesen die Stimmung ihrer Kunden und passen das Gespräch entsprechend an [3]. Im Gesundheitsbereich sind die möglichen Anwendungsfälle ebenso vielfältig. Frühzeitige Diagnosen im psychiatrischen Bereich können die Krankheitsfälle priorisieren und so Ärzte entlasten. Autounfälle könnten verhindert werden, indem Assistenzsysteme Übermüdung frühzeitig erkennen.
Gemäss dem Gartner Hype Cycle von 2019 ist Emotion AI noch in einer frühen Phase auf dem Weg zum Gipfel der überzogenen Erwartungen. Ob sich die Technologie durchsetzen und das Plateau der Produktivität erreichen wird, bleibt offen.
Die Technologie birgt auch Gefahren
Trotz oder gerade wegen der vielfältigen Anwendungsfälle ist die Technologie kritisch zu hinterfragen. Wollen wir wirklich, dass unsere Emotionen zu jedem Zeitpunkt transparent sind und zum Vorteil von Firmen genutzt werden können, die uns noch mehr verkaufen können? Möchten wir das virtuelle Abbild unser Selbst mit unseren Emotionen ergänzen? Zweifelsohne kann die Technologie für den Menschen auch gewinnbringend eingesetzt werden, wie beispielsweise in der Unfallprävention. Jedoch gilt es diesen Nutzen behutsam gegenüber den Gefahren abzuwägen. Eine Voraussetzung wäre, dass dem Menschen jederzeit transparent kommuniziert wird, wann und wie die Emotionen gelesen werden. Ausserdem sollte jedem offen gelassen werden dies abzulehnen.
Quellen
[1] Jänisch R. (2019). Emotion-AI: Wie Maschinen lernen, menschliche Emotionen zu deuten
Von https://t3n.de/news/emotion-ai-maschinen-lernen-1149606/ abgerufen
[2] Unbekannt (2019). Mimik deuten Von https://www.lernen.net/artikel/mimik-gesichter-lesen-lernen-479/ abgerufen
[3] Somers M. (2019). Emotion AI, explained Von https://mitsloan.mit.edu/ideas-made-to-matter/emotion-ai-explained abgerufen
[4] Project-Consult (2019). Gartner Hype Cycle «Emerging Technologies» 2019 Von https://www.project-consult.de/news/gartner-hype-cycle-emerging-technologies-2019/ abgerufen