Transferrollen von Endbenutzern zur Informatik sind ein Teilschlüssel zum Projekterfolg. Wie können interessierte Kaderleute und Angestellte in der Computerwissenschaft gefördert werden, ohne die ursprüngliche Berufung und Karriere aufzugeben? Es braucht Personen von der Front, die analytisch Denken, Prozesse verstehen und Anforderungen treffend formulieren können. Hat ein Unternehmen diese Ressourcen, dann wird das Projekt zum Erfolg. Die Berufskombination bereichert und öffnet Horizonte.
Ausgangspunkt
Waren Sie auch schon frustriert über einen Projektstart, unzufrieden oder sogar ausgelaugt? Sie haben unzählige Stunden dafür investiert und waren mit den Nerven am Ende? Wut, Müdigkeit, Resignation – erkennen Sie sich wieder? Dann wissen Sie genau, was in meinem Kopf vorgegangen ist:
- Warum sind wir trotz «guter» Vorbereitung derart an unsere Grenzen gestossen?
- Was ist gelungen, welche Entscheide haben zum Misslingen/Unzufriedenheit beigetragen?
- Warum das Eintauchen in die Informatik für sämtliche Hierarchiestufen auch eine Chance für das Arbeitsumfeld sein kann?
Warum scheitern/gelingen Projekte?
Politik im Unternehmen, Egoismen Entscheidungen treffen ist gut, die RICHTIGEN Entscheidungen treffen noch wichtiger. Hierarchiestufen prägen jedes Unternehmen. Visionen und Unternehmensziele werden durch die oberste Hierarchiestufe entschieden und gelten als vertragliche Basis für die Umsetzung. Arbeitsprozesse im Alltag und in Spezialgebieten sollten ZWINGEND durch Personen von den jeweiligen Fachgebieten mitentwickelt werden. Sie kennen Stolpersteine und Eigenheiten. Fehlentscheidungen von Personen ohne Praxisnähe führen zu Mehrkosten im Projekt.
Streitigkeiten über Zuständigkeitsbereiche Auch schon erlebt? Zahlreiche «Wespennester» werden während des Projektverlaufs aufgedeckt und bei komplexen Entscheidungen wird die Verantwortung oft abgeschoben. Zuständigkeiten sollen möglichst vor dem Projektstart definiert werden. Je besser die Standardisierung und Dokumentation der Zuständigkeiten, desto erfolgreicher der Projektverlauf.
Erwartungshaltung und Realität Die Erwartungen eines Endbenutzers an ein digitales System bestehen darin, die Prozesse im Arbeitsalltag möglichst ZEITNAH umzusetzen. Jedes digitale System hat jedoch eine System-&Kontextgrenze (siehe Bild). Diese Grenzen verhindern teilweise, gewisse Arbeitsprozesse optimal für den täglichen Gebrauch anzupassen. Dies benötigt Durchhaltevermögen und Verständnis von allen Beteiligten. Nur als Team können die Arbeitsprozesse mit den Eigenschaften des Requirement Engineerings praktikabel umgesetzt werden.
Systemkontext nach Pohl, Rupp, Basiswissen Requirement Engineering (nach /IREB)
Schwammige Zielforderungen «Must have» Prozesse für den praktischen Alltag zu formulieren ist komplizierter als Sie denken. Personen mit Transferwissen bilden das relevante Glied zur Informatik. Anforderungen und Wünsche können somit konkreter formuliert werden. Satzschablonen/Entscheidungstabellen vereinfachen die Formulierungen.
Mangelnde Kommunikation Der Kommunikationsaustausch zwischen der Front und der Informatik soll regelmässig erfolgen. Nur so entsteht das Gefühl der Zusammenarbeit und Empathie.
Qualifizierte Mitarbeiter Komplexe Geschäftsmodelle verstehen, Alltagsprozesse analysieren und das Fachwissen der Spezialgebiete sind Grundvoraussetzungen eines optimalen Projektmitarbeiters. Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist dieser auf dem Arbeitsmarkt nicht zu finden. Jedoch kann durch gemischte Teamaufstellungen das gegenseitige Wissen ausgetauscht werden.
Kapazitätsreduktion bei Go-Live Leider nicht immer Realität aufgrund des wirtschaftlichen Druckes. Trotzdem sind einige Schritte für einen gelungenen Start unausweichlich: Die Kapazitäten (z.B. im Operationsbereich, Spezialkliniken) sollten zwingend um 50% Prozent reduziert werden. Nur so kann der Projektstart ohne Erschöpfung der Mitarbeiter über die Bühne gehen. Der Umgang mit dem Personal soll sorgfältig und achtsam sein.
Super User /Trainer Viele Fach- und Spezialbereiche werden durch die Digitalisierung zum Umstrukturieren der gewohnten Prozesse gezwungen. Um diesem Wandel gerecht zu werden, sind Personen wie Trainer und Super User/Key User wertvoll und nicht mit Gold zu bezahlen. Sie unterstützen die Endbenutzer an der Front und machen ihnen das System vertrauter. Die Chancen und das Potential kommen immer mehr ans Licht und Aussagen wie «Früher war alles besser» verschwinden zunehmend von der Bildfläche.
Transferrollen: So funktioniert’s! Geben Sie dem neuen System eine Chance, auch dieses entwickelt sich weiter – vielleicht mit ihrer Unterstützung. Vorgesetzte sollten interessierten Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, durch eine Funktionserweiterung einen tieferen Einblick in das System zu erlangen. Spezifische Schulungen vermitteln Zusammenhänge, Verknüpfungen und das bessere Verständnis des digitalen Systems. Am Ende können Sie sogar in einer Transferrolle aktiv bei der Optimierung mitwirken. Die Funktion ist schweisstreibend und braucht einen langen Atem – aber top! Es bereichert und öffnet neue Horizonte – ihre Chance, Sie werden sehen.