Personalverleih: Trotz Lohnsummen-wachstum die Unfallkosten in den Griff bekommen

Aufgrund der Flexibilisierung der Arbeit hat die Anstellungsform der Temporärarbeit in den letzten zehn Jahren mit einer Verdoppelung der Lohnsumme ein starkes Wachstum erfahren. Die Unfallkosten und die Prämien sind vor allem im Baugewerbe hoch und sollten auch mit Hilfe von Big Data reduziert werden können.

Wird eine Person bei einem Unternehmen nicht direkt, sondern über einen Personaldienstleister wie zum Beispiel Adecco oder Manpower angestellt, hat dies für Arbeitgeber und Arbeitnehmer Vor- und Nachteile. Die Branche wächst rasant und deren Dienstleistungen werden ausgebaut. Personalberater entwickeln sich zum Beispiel zu Job Coaches und begleiten Arbeitnehmende über eine längere Zeit ihres Berufslebens. Neue Plattformen wie Coople bieten Kurzeinsätze über das Handy an.

Im Personalverleih gibt es mehr Unfälle

Im Unfallversicherungsgesetz (UVG) ist festgehalten, dass alle Angestellten im Personalverleih bei der Suva gegen Unfälle versichert sein müssen. Das Unfallrisiko ist bei den Temporärarbeitenden erhöht wie dies die Unfallstatistik klar aufzeigt. Die durchschnittlichen Kosten pro Unfall lagen im Jahr 2018 in der Berufsunfallversicherung bei ca. 11 500 Franken. Dies ist rund 2500 Franken mehr als im Suva-Durchschnitt. Im Jahr 2014 lagen die Kosten pro Unfall noch bei knapp 11 000 Franken und rund 3000 Franken über dem Suva-Durchschnitt, das heisst die Kosten in der Branche sind weniger stark gewachsen als im Suva-Durchschnitt.

Viele Unfälle ereignen sich aufgrund des neuen Arbeitsplatzes und Umfeldes in der ersten Arbeitswoche eines Einsatzes. Mit knapp 16 000 Berufsunfällen im Jahr 2018 ist das Volumen für die Suva erheblich und entspricht 9,3 % aller Berufsunfälle oder 8,6 % der Kosten. Unfälle in der Freizeit sind separat als Nichtberufsunfälle in einem eigenen Versicherungszweig geführt.

Branchenmix: Baugewerbe ist am teuersten

Die abgerechnete Lohnsumme hat im Personalverleih im Jahr 2018 gemäss Unfallstatistik mit 7,3 Milliarden Franken einen neuen Höchststand erreicht. Je rund ein Drittel der Lohnsumme wird im Baugewerbe, in der Industrie und bei den Dienstleistungen wie Gesundheitswesen/Detailhandel und Büro/Informatikbereich verliehen. Die Unfälle im Baugewerbe sind mit Abstand die grössten Kostentreiber im Personalverleih.

Sturz vom Baugerüst, Quelle: Suva

Prämienlast und Unfallkosten liessen sich reduzieren

Die Prämienlast der Suva ist für die Personalverleiher sehr hoch und die individuelle Prämienentwicklung kann für den Geschäftserfolg sehr massgebend sein. Es ist daher für alle Stakeholder (verunfallte Person, Einsatzbetrieb, Personalverleiher und die Suva) von grossem Interesse die Anzahl Unfälle mit Präventionsmassnahmen zu reduzieren und bei einem Unfallereignis die Kosten tief zu halten. Dieses Vorhaben ist nicht einfach zu erreichen und bedeutet generell einen hohen administrativen Aufwand wegen den spezifischen Herausforderungen in der Branche, wie der Umgang mit Grenzgängern, die Kontrolle von zweifelhaften Arztzeugnissen oder von gemeldeten Unfällen nach Einsatzende.

Big Data Analytics bietet grosses Potential

Die Personalverleiher erhalten jedes Jahr zwischen Sommer und Herbst die neue Prämienverfügung mit den neuen Prämiensätzen für das Folgejahr und den aufgelaufenen Unfallkosten. Die Unternehmen wissen jedoch nicht im Detail, wie sich die Unfallkosten zusammensetzen. Es wäre daher für sie interessant, die Kosten und die Anzahl Unfälle für jede Einsatzbranche, sowie einen Branchenvergleich zu erhalten. Big Data bietet da Lösungen an.

Mehr Investitionen sind notwendig

Die Suva hat bereits bei der Anerkennung der Unfälle ein erstes Projekt mit Maschine Learning produktiv geschaltet und befindet sich in einer anspruchsvollen Übergangsphase. Es besteht ein grosses Potential mit den Werkzeugen von Big Data Reports zu entwickeln, welche ein besseres Verständnis des Unfallgeschehens wiedergeben und dadurch einen zusätzlichen Kundennutzen und einen Nutzen für die Prävention ermöglichen. Die Anforderungen der Branche steigen und die Suva will als starker Partner wahrgenommen werden und daher sind Investitionen in diesem Bereich unvermeidbar.

Quelle: Suva

 

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Thomas Hubmann

Der Autor ist Wirtschaftsingenieur FH und Tarifierungsexperte für den Personalverleih bei der Suva. Dieser Blog wurde im Rahmen des CAS-Moduls Big Data Analytics der Hochschule Luzern erstellt.

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