Bläst die Digitalisierung die Branchen- und Berufsverbände aus den Märkten ?

Die Gestaltung von gebündeltem und kanalisiertem Wissen mit Vertretung der gemeinsamen Interessen und entsprechender Einflussnahme bietet den Verbänden eine grosse Chance—auch in digitalisierten Zeiten mit kostenlosem Wissen aus dem Netz und Networking auf Plattformen. Die Markterhaltung durch strategische Verbandsarbeit und entsprechendem Lobbying ergibt einen erhöhten Mitgliedernutzen

Gestaltung von Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen sowie der Erhalt der Mitglieder sind für einen Verband in Zeiten der Digitalisierung deutlich anspruchsvoller, aufwändiger und kostspieliger geworden. Informationsvielfalt und Heterogenität sind enorm hoch und damit wird es für Verbände schwieriger aber auch wichtiger diese in stringenten Prozessen zu kanalisieren und den Mitgliedern den Nutzen aufzeigen zu können.
Im Rahmen des Gewerbe und der Industrie ist die Digitalisierung vorwiegend eine technische Frage welche in die Führungsprozesse eingreift. In den Verbänden sowie der Politik ist sie aber zunehmend auch eine sozial kulturelle Herausforderung. Das jederzeit online abrufbare Wissen sowie ein grosser Teil des Networking steht den Mitgliedern online und meist kostenlos zu Verfügung. Diese zersetzenden Tendenzen treffen die Verbände in voller Wucht!
Gelingt es den Verbänden sich genauso zu wandeln, die neuen Technologien zu implementieren, Mitglieder Nutzen zu erhöhen und die Marktfokussierung zu bündeln, die Aus- und Weiterbildung zu erneuern so werden Sie schlanker und gestärkt aus diesen Prozessen kommen. Das erschaffen und anbieten von neuen Eco Systemen wird tragend.
Im Fokus dabei stehen sicherlich Marketing-, Veranstaltungs- und digitale Wissenmanagementprozesse.

Angepasste Geschäftsstellen und Strukturen, erweiterte Netzwerke und der Ausbau der Plattformen und des digitalen Auftritts sind ein Must have.
Insbesondere die Informationsüberflüsse eine Kanalisierung des Wichtigen verlangen und dadurch ein starker Mitgliedernutzen entstehen kann. Der Erhalt der jeweiligen, nun globalisierten und Hersteller bezogenen, Marktzugänge wird viel Verbandsarbeit sowie Verbandskapital fordern. Die Kraft, um die Markzugänge als Verband zu sichern, diese Kraft ist einerseits abhängig davon, wie es den Verbänden gelingt, in dieser breiten Informationsvielfalt, ein Verständnis gegenüber der fachlichen Meinung von andern Mitgliedern aufzubringen und anderseits die Bündelung des gemeinsamen grössten Interesses gegenüber Gesetzesgebern und Herstellern zu vereinen.

Die Einflussnahme in Vernehmlassungen und den immer schneller kommenden Gesetzesentwürfen wird zunehmen und entsprechend wichtiger werden die Anpassungen, um nicht von Märkten ausgeschlossen zu werden. Die Frage hierbei fordert die Verbände mit geschicktem Verbandsmarketing und sozialer und kultureller Mitgliederintegration.

Die Bereitschaft Informationen aus dem Netz nicht als «die Wahrheit» zu betrachten, sondern als eine Sicht von Vielen, dies ist ein zentrales Element für die Verbandsarbeit.

Durch Erlebnisreiche und Wissensvermittelnde Anlässe werden die Verbände auch in Zukunft eine starke Berechtigung erhalten weil sie die Basis für abgestimmte qualitativ hochstehende Meinungsbildungs- und Einflussnameprozesse bieten. Ein deutliche Steigerung der Servicekultur ist die Voraussetzung um aktive Mitglieder zu halten.

Literaturnachweise:

Klauss, T. (2014). Verbände Digital. Grundlagen und Strategien,
Praxishilfen und Beispiele. Berlin: Springer.
Sury, U. (2019). Compliance, Governance, Datenschutz – Aufgaben und
Verantwortung. [Unterrichtsmaterialien]. Hochschule Luzern – Informatik.

 

 

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Erhard Luginbühl

Erhard Luginbühl ist Präsident des Swiss automotive aftermarkets und Inhaber der Firmen Luginbühl Fahrzeugtechnik AG und der moveme AG

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