Immer wenn personenbezogene Daten verfügbar gemacht werden, besteht eine eminente Gefahr, dass diese von Dritten für deren infame Zwecke verwendet werden. Besonders perfide ist der Missbrauch, wenn dieser in Zusammenhang mit der Nutzung von sozialen Netzwerken geschieht.
Tappen wir im Dunkeln und verschliessen dann auch noch die Augen vor den Konsequenzen unseres Bedürfnisses nach Offenlegung jedes noch so kleinen Details der eigenen Privatsphäre, kann es sein, dass plötzlich Mark Renton aus der schlimmsten Toilette Schottlands auftaucht und die Erleuchtung bringt.
«Choose life. Choose Facebook, Twitter, Instagram and hope that someone, somewhere cares.»
Mark Renton
Choose Facebook und «Give people the power to build community and bring the world closer together.». Oder teile einfach der ganzen Welt mit, welche Tiere du magst. Poste wie du sie magst – lebend, roh, gekocht, oder in welchem Zustand auch immer. Teile der Welt mit, welche Farbe der Strampelanzug deines Nachwuchses hat und weshalb diese entscheidende Tatsache dein Familienleben nachhaltig beeinflusst. Teile der Welt mit, wo, wann und wie du ganz im Geiste von Philipp von Hutten abseits der von Lonely Planet Pauschaltouristen ausgetrampelten Pfade, den besten Spot für den perfekten goldenen Sonnenaufgang entdeckt hast und um welche Uhrzeit sich dort das optimale Selfie schiessen lässt. Teile der Welt mit, dass sich endlich dein Familienstand aufgrund deiner Beziehung zu deinem Geliebten, deinem Partner, deiner Nebenfrau oder deinem letzten One-Night-Stand geändert hat. Und ganz wichtig: teile deinen Freunden mit, wer deine Freunde sind.
Sobald nun all das – und noch viel mehr – mit der Welt geteilt ist, dann sorgt Facebook dafür, dass niemand Zugriff auf deine persönlichen Daten hat. Und dafür sorgt Facebook so ausgezeichnet gut, dass schon ganze Demokratien sich erfolglos die Zähne ausbissen, beim Versuch an deine Daten zu gelangen. So geschehen beispielsweise nach dem Bekanntwerden der Verstrickungen von Facebook im konsultativen Brexit-Referendum. Denn selbst auf die Anfrage des Britischen Parlaments bei Facebook, hat das Unternehmen nicht bei der Aufklärung des Skandals geholfen, sondern vielmehr versucht, die Veröffentlichung zu verhindern.
Choose Twitter und deren Mission «…to give everyone the power to create and share ideas and information instantly without barriers.» oder in anderen Worten «Certainement qui est en droit de vous rendre absurde est en droit de vous rendre injuste.». Lass die Welt also wissen, weshalb deine Beziehung als demokratisch gewählter Präsident zu totalitären Herrschern gut ist, nein schlecht, nein… ähh… gut, oder doch schlecht… egal. Oder lass die Welt wissen, weshalb der neue Trainer deines Lieblingsfussballvereins die Kehrtwende herbeiführt und mit der Mannschaft die Champions League, die Europa- und Weltweltmeisterschaft sowie den Liga Cup im selben Jahr gewinnen wird. Wenn dann all deine Follower upgedatet sind, dann zwitschere unbedingt das weiter, was Konten denen du folgst bereits getwittert haben. Sind alle 140 Zeichen ausgeschöpft, sorgt Twitter dafür, dass niemand Zugriff auf deine persönlichen Daten hat. Niemand, ausser vielleicht die paar wenigen Werbetreibende, denen Twitter deine persönlichen Daten verkauft (hat?!?), damit diese auch zielgruppengerecht agieren können.(1) Erschreckend? Besser wird es nicht… Denn der Einfluss von Twitter auf Demokratien bzw. deren Wahlen und die daraus resultierenden Ergebnisse stellen, wie auch eine Studie von Forschern der Indiana University darlegt, eine reale Gefahr für uns alle dar.(2)
1 – https://www.telegraph.co.uk/technology/2019/10/09/twitter-fire-profiting-millions-uk-users-data-sold-advertisers/
2 – https://news.iu.edu/stories/2018/11/iub/releases/20-twitter-bots-election-misinformation.html
Choose Instagram und «Bringing you closer to the people and things you love.» wird noch einfacher. Begeistere die Welt mit Fotoalben wie damals deine Tante, als du mit deinen Eltern bei ihr auf Besuch warst und einfach nicht genug bekommen konntest von ihr und ihrem Mann im Hawaii Hemd auf Mallorca. Zeige der ganzen Welt (Filter nicht vergessen!), dass deine Insta-Story Potential für den nächsten Scorsese Film hat und mit der üblichen Selbstdarstellungs-Endlosschleife aller anderen Benutzer überhaupt nichts gemeinsam hat. Lade also die ganze Welt zu dir nach Hause ein aber pass auf, dass du in der Zwischenzeit nichts verpasst, wenn sie auf Besuch ist. Sind alle Fotos im Kasten, dann sorgt Instagram dafür, dass niemand Zugriff auf deine persönlichen Daten hat. Falls dir das aber aus unerklärlichen Gründen nicht reichen sollte, na dann…
«…hope that someone, somewhere cares.»