Der Chief Digital Officer (CDO) ist im Spannungsfeld verschiedener CxO Positionen. Erfolgreiche CDO’s werden nach der digitalen Transformation auch die Rolle des CIO’s übernehmen.
Ein Rückblick zeigt auf wie sich das Berufsbild vom CIO über die Zeit verändert hat. Waren es in den 80er Jahren kleine Königreiche mit sogenannten «IT Verantwortlichen», die Technisches-Verständnis hatten und meistens auch noch programmieren konnten. In den 90er Jahren wurde dann die Bezeichnung CIO aktuell. Die damaligen CIO’s besassen die Fähigkeit, die komplexe Beziehung zwischen der Geschäftsleitung und der IT Abteilung zu vermitteln[i]. Sie konnten die Geschäftsleitung überzeugen, dass IT einen Mehrwert bietet und nicht ein reiner Kostenfaktor ist. Als «Manager» führten sie Teams mit weiteren IT Spezialisten an, die versprachen ihre Kunden – das «Business» – optimal zu unterstützen und Wertschöpfung zu erzielen. Und wie sieht die CIO Rolle heute aus?
„Heute ist der CIO meistens fokussiert auf Architekturen und Infrastrukturen“
Er ist ein Verwalter und ein Garant für Security, Compliance und Betrieb, der sich mit Strategien «Make» or «Buy» auseinandersetzt und der unter den restriktiven Budgetvorgaben des CFO’s leidet. Von Innovationen und optimalen Unterstützung des «Business» ist meistens keine Rede mehr. Sei es wegen dem fehlenden Budget oder mangels Ressourcen. Auch die meistens langen Realisierungszeiten für Erneuerungen haften am CIO Image.
Und nun zum Chief Digital Officer. Schon rein am Berufsbild und an seinen Fähigkeiten, die er mitbringen sollte, erkennt man, dass die Unternehmen viel Hoffnung auf ihn setzen. Ist er doch ein Strategieentwickler, Change Manager, Impulsgeber, Umsetzer, Storyteller, Integrator, Netzwerker, Generalist und das alles noch mit möglichst viel Erfahrung. Auch beim CDO gibt’s verschiedene Typen mit Schwerpunkten. Der erfinderische Technologe, der progressive Denker, der Generalist, der kreative Zerstörer oder der Kundenbefürworter. Die hierarchische Ebene reicht vom Spezialisten über den Bereichsleiter bis zum Mitglied der Geschäftsleitung. Das Entscheidende ist aber, dass er für die Umsetzung seines Vorhabens auf Rückendeckung von ganz oben zählen kann.
Warum ist nun der CDO der neue CIO?
In der nachfolgenden Abbildung sind die Aufgaben und Anforderungen von CDO und CIO aufgeführt. In einem Unternehmen wo der CDO einen echten Mehrwert generiert hat, die digitale Transformation eingeleitet hat, gut vernetzt ist und das Vertrauen der Business Units geniesst, kommt früher oder später die Frage auf ob es den CIO als Führungsposition überhaupt noch braucht.
Abbildung: Unterschiede und Gemeinsamkeiten von CDO und CIO[ii]
Der CDO mit seinen Kompetenzen könnte sich doch auch für die IT Abteilung verantwortlich zeichnen. Somit wäre das Spannungsfeld CDO CIO entschärft. Viele Aufgaben des CIO’s (Geschäftsprozess-/Anwendungsentwicklung, Optimierung Infrastruktur, Netzwerk) sind meistens schon auf verschiedene IT-Teams delegiert. Diese Teams würden neu an den CDO rapportieren und könnten vom «frischen Wind» profitieren, was sich durchaus auch auf die Motivation und die Kundenorientiertheit der IT Mitarbeiter auswirken kann. Oder mit smarten Sourcing Modellen kann sich die IT zusätzlich verändern, verschlanken.
Dieses Szenario dürfte aber nur zur Anwendung kommen, wenn der CDO im Transformationsprozess die Wandlung zu einem digitalisierten Unternehmen erfolgreich vorantreibt.
Wäre ein Szenario denkbar, wo der CIO die Position des CDO’s übernimmt? Gemäss Professor Walter Brenner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen:
„Nein, weil der CIO nicht gewohnt ist mit Kunden zu sprechen. Und die Kundensicht ja einer der wichtigsten Bausteine der Digitalisierung im Unternehmen ist. Kein Projekt, kein Prozess, kein Geschäftsmodell lässt sich mehr ohne Kundenanforderungen erstellen“
Untermauert wird Aussage noch durch Gartner[iii], die sagen, dass „die Unternehmens IT alleine das geforderte Know How nicht bieten kann“.
[i] Der Chief Digital Officer, Friedrich von Boeselager, Springer
[ii] Der Chief Digital Officer: Eine empirische Untersuchung. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, Juni 2017, Manuela Walchshofer und René Riedl
[iii]Gartner: Taming the digital dragon: The 2014 CIO agenda