Bot’s und digitale Assistenten drängen heute in viele Lebensbereiche vor (z.B. IT Support) und die nächste Generation ist schon in der Testphase. Die Zusammenarbeit mit Ihnen scheint ein „no-brainer“ zu sein: Aber warum fällt uns Menschen der Umgang mit ihnen immer noch schwer?
Die tägliche Interaktion mit Maschinen macht den Menschen keine Mühe. Zumindest über die herkömmlichen Kanäle wie Kinematik oder Gestik. Man könnte meinen, es sei bereits Teil unserer DNA wie wir mit der Maus auf dem Bildschirm navigieren oder mit dem Keyboard einen Text schreiben. Jedes Kleinkind ist in der Lage, intuitiv ein Tablet per Touchscreen zu bedienen.
Ist Sprache ein Ersatz?
Das Verwenden von Sprach-Interfaces gibt uns die Freiheit, unsere Hände für anderweitige Tätigkeiten zu Benutzen. So kann ich den Abwasch erledigen und gleichzeitig Alexa nach dem Wetter fragen, während dem Kochen mit Siri neue Lebensmittel auf die Einkaufsliste setzen oder ganz einfach den Radiosender per Sprachanweisung im Auto wechseln. Aber warum verhalten wir uns weiterhin zögerlich, wenn wir mit Maschinen sprechen?
Wir sind immer noch nicht am Punkt angelangt, wo die Spracherkennung einwandfrei funktioniert und die Befehle selbsterklärend sind. Zudem eignen sich gewisse Umgebungen nicht wirklich, laut zu kommunizieren: wer will schon im Restaurant inmitten anderer Leute seine Kontendaten abfragen oder seinen nächsten Termin beim Urologen mit seinem digitalen Buttler im Grossraumbüro abstimmen?
Der Hauptgrund ist gemäss dem SWR1 Podcast „Chancen und Risiken von Sprachassistenten“ ein anderer: die Angst über das Mithören von Dritten. Die Wenigsten sind bereit ihr ganzes Leben per Lauschangriff an Grosskonzerne wie Google oder Amazon preiszugeben…
Ein Freund als Chance?
Immer noch ist die Konversation vom Menschen gesteuert und erfolgt weitgehend mit vorgegebenen, nicht immer intuitiven Befehlen. Die Tatsache, dass noch immer kein Voice- oder Chat-Bot den Turing-Test bestanden hat (die meisten Programme werden nach wenigen Konversationszyklen als Maschine entlarvt) zeigt, dass wir noch nicht so weit sind. Ich bin überzeugt, wenn man eine menschenähnliche Beziehung zu Bot’s oder Assistenten aufbauen könnte, stiege die Akzeptanz rasant an. Hätte man einen mitdenkenden und besser noch mitfühlenden Freund zur Seite, wie zum Beispiel das Auto K.I.T.T. aus der 80er Jahre Serie Knight Rider, würde man der neuen Technologie sicher mehr Vertrauen schenken.
Auch ein Wandel der Kultur könnte bei der Akzeptanz helfen, wie Thomas Ramge im Buch „Mensch und Maschine“ schreibt. Maschinen werden in Europa immer noch als Feinde betrachtet, in Amerika als Diener, in China als Kollegen und in Japan als Freunde (was den Umgang wesentlich vereinfacht).
Geht noch mehr?
Ja es geht! Unabhängig, wie eine Maschine agiert, wäre doch „sprach-frei“ noch besser als nur „hand-frei“. Man stelle sich vor eine Email „gedanklich“ zu diktieren oder noch besser, sich mit einer anderen Person von Kopf-zu-Kopf zu unterhalten. Miriam Meckel beschreibt in ihrem Buch: „Der Kopf gehört mir“ ein eben solches Szenario. Der derzeitige Rekord des Gehirn-Computer-Interfaces liegt jedoch erst bei acht Wörtern pro Minute.
Doch mit welchen Risiken ist dieses neue Interface verbunden? Was passiert wenn ich mit meinen Gedanken abschweife? Fährt dann das zu steuernde Auto in den Graben? Bekomme ich Werbung frei nach meinen Gedankengängen? Und kann ich Gedanken auch wieder zurücknehmen?
Die Forschung steht in diesem Bereich immer noch am Anfang und so verlockend dieses Interface auch scheint, müssen wir uns den negativen Aspekten bewusst sein: was verbunden ist, kann auch manipuliert werden!
Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine wird sicher in den nächsten Jahren zur Selbstverständlichkeit. Es ist jedoch eine Überlegung wert, ob es nicht auch in Zukunft Sinn macht, eine gewisse „analoge“ Distanz zur Maschine zu wahren…
Weiterführende Links:
- Podcast: Untersucht aktuelle Erkenntnisse des Brainhacking | Prof. Miriam Meckel | SWR1 Leute (LINK)
- Podcast: Chat Bots – Reden mit Maschinen (LINK)
- Podcast: Chancen und Risiken von Sprachassistenten (LINK)
- Beitrag: Warum sind Sprachassistenten weiblich? (LINK)
- Buch: Miriam Meckel – Mein Kopf gehört mir (LINK)
- Buch: Thomas Range – Mensch und Maschine: Wie Künstliche Intelligenz und Roboter unser Leben verändern (LINK)