Seit März 2019 ist Windows als Desktop OS auf Azure als Public-Tech-Preview verfügbar. Nun hat Microsoft das VDI-Produkt definitiv veröffentlicht. Was bedeutet das und wie setzen sich die Kosten zusammen?
Bis anhin waren System Administratoren auf die Lösungen von Drittanbietern angewiesen, wenn Sie ein Windows Desktop OS als VDI (Virtual Desktop Infrastructure) zur Verfügung stellen mussten. Auf Azure führte das Konzept oft über die Citrix Produkte und setzte Citrix Virtual App and Desktops oder die Citrix Essentials Produkte aus dem Azure Marketplace voraus. Windows Virtual Desktop auf Azure bietet nun neu eine Multi-Session-fähigen Version von Windows 10 Enterprise. So können mehrere User gleichzeitig auf den Desktop Host zugreifen. Dies war bis jetzt nur mit den Server Versionen und der Remote Desktop Session Host Rolle (RDSH) möglich. Wer nun seine On-Premise Terminalserver Farm ebenfalls mit Windows 10 Maschinen ersetzen will, wird aber leider enttäuscht. Gemäss Microsoft ist die Multi-Session Windows Version nur auf Azure erhältlich, zumindest vorerst. Andere DaaS Anbieter (Desktop as a Service) sind weiterhin auf RDSH, beziehungsweise Drittanbietern angewiesen. Neben Windows 10 wird auch eine klassische Single-Session Version von Windows 7 angeboten um ältere Anwendungen zur Verfügung zu stellen.
Richtig interessant wird der Azure DaaS vor allem wenn weitere Dienste aus Azure bezogen werden. Die technische Nähe lässt die Latenzzeiten purzeln. Der eine oder andere User wird es freuen.
Desktop Management
Dass die WVD Maschinen ebenfalls gehegt und gepflegt werden wollen ist klar. Bei klassischen On-Prem VDI Infrastrukturen, welche oftmals mit Citrix Provisioning Services gebaut wurden, können Installation und Updates auf einem Master-Image getätigt werden. Beim nächsten Reboot der VDI wird ab dem aktualisierten Master-Image gestartet. Der Wartungsaufwand war somit nicht abhängig von der zur Verfügung gestellten Anzahl virtueller Desktops was den Alltag für System Administratoren enorm erleichtert hat. Die Disks bei Windows Virtual Desktops in Azure wird nicht von einem Golden- oder Master-Image gestreamt wie dies bei Citrix der Fall ist. Ein simples Anpassen des Master-Images was sich dann auf alle Desktops auswirkt, ist daher nicht möglich. Für das Management der WVDs müssen somit Tools Unterstützung bieten. Hier können bereits im Einsatz stehende Tools für das Desktop Management wie Intune oder SCCM (System Center Configuration Manager) auch für die Windows Virtual Desktops genutzt werden. Für die Windows 7 Version von WVD stellt Azure zudem einen kostenlosen Sicherheitsupdate-Service zur Verfügung. Damit lassen sich auch ältere Anwendungen auf einem gepatchten Betriebssystem betreiben.
Kosten
Neben den virtuellen Ressourcen braucht es eine entsprechende Lizenz. In der folgenden Tabelle sind die möglichen Lizenzen aufgelistet. Es handelt sich hierbei um Microsoft/Windows Lizenzen und sind nicht mit den Office365 Pläne zu verwechseln.
Lizenzen für WVD |
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Windows Virtual Desktop Betriebsystem | Lizenz |
Windows 10 Enterprise (Single- oder Multi-Session) | Microsoft E3, E5, A3, A5, BusinessWindows E3, E5 A3, A5 |
Windows 7 Single-Session | Microsoft E3, E5, A3, A5, BusinessWindows E3, E5 A3, A5 |
Windows Server 2012 R2, 2016, 2019 | RDS CAL mit SA |
Die Kosten der virtuellen Ressourcen für die eigentlichen VDIs sind identisch mit den Server Ressourcen und können über den Azure Pricing Calculator berechnet werden. Die Entscheidung zwischen einer Multi-Session basierten Lösung oder einem Ansatz mit dedizierten Maschinen pro User sind definitiv Kostenrelevant. Weiter wichtig ist die Anzahl gleichzeitig arbeitender User. Allenfalls kann eine Anzahl User mit einer massiv geringeren Anzahl virtueller Instanzen bedient werden.