Wohl kein Thema im Bereich der IT ist aktuell so stark vertreten wie die Cloud mit all ihren modernen Schlagworten und teilweise kryptischen Abkürzungen. Jede Hierarchiestufe vom Business User über den Engineer bis zum CEO hat eine meist klare Meinung und beteiligt sich aktiv an Diskussionen. Doch sprechen sie auch die gleiche Sprache?
Auf den ersten Blick wirken die zwei massgeblichen Attribute der Cloud doch eher klar und aufgeräumt, es wird unterschieden zwischen Deployment- und Service-Modell. Eine sehr einfache Deklaration liefert NIST (National Institute of Standards and Technology) in einem Dokument aus dem Jahre 2011.
Betrachtung der Deployment Modelle
Als Public wird eine für die gesamte Öffentlichkeit zugängliche Cloud deklariert, welche weder beim Kunden On-Prem installiert ist, noch durch diesen betrieben wird. Klare Beispiele sind hier z.B. Microsoft Azure, Amazon AWS oder Google Cloud Platform.
Wird eine Infrastruktur für die exklusive Nutzung durch mehrere bekannte / definierte Organisationen realisiert wird von einer Shared Cloud gesprochen. Sollten die involvierten Parteien eine klare Gemeinsamkeit wie z.B. eine FINMA Zertifizierung verbinden, ist die Bezeichnung als Community Cloud verbreitet.
Als Private bezeichnet man eine Cloud Infrastruktur, welche für die exklusive Nutzung durch eine einzelne Organisation realisiert wird. Ob die Systeme on- oder off-Premise platziert sind, ist dabei gänzlich irrelevant.
Werden mehrere der vorher genannten Modelle miteinander kombiniert, ergibt sich daraus der Hybrid Cloud Ansatz, welcher sich wohl für die meisten Organisationen als Zielbild abzeichnen wird.
Die Deklaration der Public Cloud scheint gängig und korrekt verbreitet zu sein. Deutlich anders verhält es sich mit der Private Cloud. In den täglichen Diskussionen wird die Cloud oft als ein ferner Ort verstanden, was gerne durch eine deutliche Armbewegung vom Sprecher weg in die Ferne gestikuliert wird. Es ist wichtig, dass verstanden wird, dass Cloud mit Ausnahme vom Public-Modell überall sein kann und somit auch im eigenen Datacenter. Die Verwendung des Schlagwortes «Cloud» ohne Deklaration der Ausprägung ist somit problematisch und sollte unbedingt vermieden werden.
Die Service Modelle
Eine Vielzahl von Abkürzungen versucht die Beschreibung des entsprechenden Service Modells darzustellen, welche auch grafisch aufbereitet, übersichtlich und umfangreich zur Verfügung stehen.
Ergänzend existieren bereits eine Vielzahl an Definitionen für beispielsweise Container as a Service (CaaS), Function as a Service (FaaS). Leider bergen die Abkürzungen jedoch die Gefahr, dass unterschiedliche Services mit der gleichen Bezeichnung abgekürzt werden. Wo der eine Lieferant als BaaS eine Datensicherung (Backup as a Service) anbietet, versteht der Andere Backend as a Service. Es ist also essentiell, dass zwischen den Gesprächspartnern Einigkeit besteht, für welchen Service die Kürzel im konkreten Fall verwendet werden.
Eine häufige Ursache für Missverständnisse bezüglich der Service-Modelle, selbst wenn auf Abkürzungen gänzlich verzichtet wird, ist die Perspektive des Betrachters. Je nach Rolle der Parteien kann der gleiche Service unterschiedlich deklariert werden.
Ein Alltagsbeispiel:
Die interne IT Abteilung eines Unternehmens bezieht von Microsoft Azure einen virtuellen Server (IaaS). Das Datacenter Team der IT installiert darauf das Betriebssystem (Managed OS) und eine Datenbank (DBaaS / PaaS). Übergeben an das Applikationsteam wird die Applikation installiert und den Business Users (SaaS) zur Verfügung gestellt.
Abhängig davon ob nun mit dem Lieferanten, den Engineers, dem Applikationsteam oder dem Business kommuniziert wird, ändert sich das Verständnis, wie nun das erhaltene oder übergebene Service Modell zu bezeichnen ist. Es ist also elementar, dass zu Beginn der Kommunikation geklärt wird, aus welcher Perspektive die Bezeichnungen eingesetzt werden.
Quellenangaben
Beitragsbild: https://images.unsplash.com/photo-1494138030114-a8cf519b022b
Darstellung Servicemodelle: https://www.sevone.com/white-paper/monitoring-cloud-infrastructure-performance-eliminate-visibility-gaps