Heute gekaufte Leuchten mit eingebauter standardisierter Schnittstelle können morgen mit einem IoT-Device ausgerüstet werden.
Die Produkte werden als zukunftssicher vermarktet. Wie zukunftssicher ist in unserer schnelllebigen Zeit ein Produkt? Wann soll ein zukunftssicheres Produkt empfohlen und eingesetzt werden?
In der bald vergangenen Welt der Hochdruckentladungslampen in der öffentlichen Beleuchtung war (fast) alles standardisiert, über lange Zeit erhältlich und einsetzbar. In den Leuchten war gemäss der erforderten Leistung ein E27- oder E40-Gewinde verbaut. Je nach Präferenz konnte man den Hersteller des Leuchtmittels frei wählen. Identisch verhielt es sich mit den Betriebsgeräten, bei denen es nur auf die stimmigen elektrischen Daten zu achten galt.
Mit der Einführung der LED ist die Standardisierung praktisch verschwunden. Es gibt nur wenige standardisierte LED-Produkte für den Aussenbereich. Auf Grund der Vorteile, die die LED-Technologie mit sich bringt, wird dies ohne Murren akzeptiert. Die erzielbaren Energieeinsparungen, die Reduktion von Lichtemissionen, die Langlebigkeit und die Regel- und Schaltbarkeit will niemand mehr missen. Endlich kann man eine Beleuchtungsanlage richtig steuern und regeln. Steuerungen für Beleuchtungsanlagen haben sich zu einem neuen Geschäftsfeld entwickelt. Nur gilt auch für die Steuerungen, dass man sich für einen Hersteller entscheiden muss und sich in dessen Abhängigkeit begibt. Die Kommunikation zur Leuchte oder von Leuchte zu Leuchte wird mit verschieden Funktechnologien realisiert, so dass die Lösung des Herstellers A nicht mit der Lösung des Herstellers B funktioniert, respektive kommuniziert.
Es gibt Bestrebungen der Leuchtenindustrie Minimalstandards zu etablieren. Dafür wurde mit Zhaga ein Konsortium der führenden Leuchtenhersteller gegründet. 2016 ist eine Standardschnittstelle definiert worden, der zhaga socket (book 18). https://www.zhagastandard.org/books/book18/
Zum Sockel wird die 24 V Speisung und die DALI-Schnittstelle des Betriebsgeräts der Leuchte geführt. Philips hat als erste Firma ein passendes Betriebsgerät auf den Markt gebracht. Leuchten, die über den Sockel und das enstsprechende Betriebsgerät verfügen werden «system-ready» genannt. Die dazugehörige Steuerung von Philips ist eine IoT–Lösung und nennt sich cityTouch. Interessanterweise wurde die Lösung von Philips bis vor Kurzem nicht explizit als IoT-Lösung beschrieben. http://www.lighting.philips.ch/systeme/beleuchtungssysteme/citytouch
Die Leuchten mit eingebautem Sockel werden als zukunftssicher verkauft. Soll oder muss ich nun Leuchten einsetzen, die den Sockel eingebaut haben?
Wenn ein Kunde der Ansicht ist, er mache mit dem Einsatz eines zukunftssicheren Produkts nichts falsches, liegt er meiner Meinung nicht zwingend richtig. Ein nicht bestückter Sockel ist ein teurer Sockel. Es ist schade um die Mehrausgaben für den Sockel und das dazugehörige teurere Betriebsgerät, wenn der Sockel als Schnittstelle nie verwendet wird. Ich empfehle auf Grund des technologischen Wandels innerhalb von 5 Jahren die Schnittstelle zu bestücken. Der Zeithorizont von 10 Jahren erscheint mir zu lange. Sind die erhältlichen Devices in 10 Jahren noch in der Lage mit dem Betriebsgerät zu kommunizieren? Hat sich die Schnittstelle mit dem Sockel durchgesetzt oder nicht? Wenn ja, ist sie physisch immer noch gleich gebaut?
Schnittstellen verändern sich im Laufe der Zeit. Beispiel iPhone: 2007 wurde das erste iPhone verkauft. Als Schnittstelle diente der 30-polige Dock Connector Anschluss. 2012 wurde das iPhone 5 mit dem neuen Lightning Anschluss vorgestellt. 2014 wurde die Herstellung des iPhone 4s eingestellt und damit verschwand der 30-polige Dock Connector Anschluss. Nach fünf Jahren wurde eine neue Schnittstelle vorgestellt, nach sieben Jahren waren keine Produkte mehr im Verkauf mit der alten Schnittstelle.
Aus «Angst», ein als zukunftssicher deklariertes Produkt zu kaufen, macht keinen Sinn. In unserer Welt, der immer kürzeren Zyklen des technologischen Wandels, ist je länger je schwieriger einzuschätzen „wie lange zukunftssicher dauert“.
Die öffentliche Beleuchtung wird mit Steuergeldern finanziert. Daher soll ein als zukunftssicher angepriesenes Produkt nicht aus Angst, sondern mit Strategie eingesetzt werden.