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Lernvideos – Beobachtungen eines Kameramenschen

Wir vom Zentrum für Lernen, Lehren und Forschen beleuchten die Themen an der Hochschule normalerweise aus einer didaktischen Perspektive. Am ZLLF arbeiten aber auch Kolleg:innen ohne pädagogische Ausbildung. Einer davon bin ich, Kim Jonas Meier. Ich kam vor etwas mehr als zwei Jahren als ausgebildeter Mediamatiker und frischgebackener Kunststudiumabsolvent ans ZLLF und betrachte die Dinge deshalb aus einer anderen Perspektive. Gerne teile ich meine Beobachtungen und Erfahrungen mit euch.

 

Ein Lernvideo zu drehen ist keine grosse Kunst.

Das dachte ich zumindest. Schliesslich sind die Anforderungen dafür ja nicht gerade hoch. Was ist schon gross dabei?

Man benötigt dafür nur ein Ansteckmikrofon mit Kugelcharakteristik oder ein Richtmikrofon, einen Audiorecorder (Zoom H4N), eine vernünftige Kamera mit Vollformatsensor und ein vernünftiges Objektiv mit einer weiten Offenblende für eine attraktive Schärfentiefe (wir schätzen ja eine ansprechende Ästhetik mit schönem Bokeh), vorzugsweise zwei Softboxen, ein Aufhelllicht, einen Hintergrund, eine vernünftige Videoschnittsoftware wie PremierePro, FinalCut oder wenigstens Camtasia und diverse Stative. Nachdem wir dann die Aufnahmen als unkomprimiertes Videoformat für die optimale Bildqualität und die spätere Farbbearbeitung auf unserem Computer sortiert haben, erstellen wir dann die Proxies, was eine flüssigere Vorschau im Programm für den Rohschnitt ermöglicht, bevor wir uns dann dem Color-Grading zuwenden und dann …

Moment…

Bist du auch ins Stutzen gekommen? Dann teilst du gerade die Erfahrung mit mir, die ich am ZLLF sehr schnell gemacht habe: Wir haben ein Anforderungsproblem! Welche Anforderung haben wir an die Qualität unserer Lernvideos und welche Anforderungen haben wir an die Dozierenden, die diese Lernvideos produzieren müssen?

 

Die Opfer, die wir bringen

Nun sind unsere Dozierenden an der HSLU leider nicht alle mit einer multimedialen Ausbildung gesegnet. Und unter diesen Umständen, fünf Monate nach meiner Anstellung am ZLLF, kam dann so ein Ding auf uns zu. (Ich weiss nicht, ob ihr davon gehört habt. Zwischen 2020 und 2022 hatten wir mit einer Pandemie zu kämpfen.) Und siehe da, plötzlich mussten sich Lehrende dem Onlineunterricht hingeben und sich mit Zoom, Mikrofon und Kameratechnik auseinandersetzen. Es verwunderte mich also keineswegs, dass ich mich vermehrt in Beratungsgesprächen und Kursen zum Thema Multimediatechnik wiederfand.

Diese zeigten mir, wie unterschiedlich die Voraussetzungen der Lehrenden waren. Manche hatten noch nie ein Video erstellt, andere experimentierten bereits mit Greenscreen und Teleprompter. Doch eines trieb sie alle gleichermassen an: die grosse Motivation den digitalen Lerninhalt für ihre Studierenden zu optimieren. Und dabei half und helfe ich noch immer gerne.

Ich lernte, dass die technische Seite einfach gehalten werden muss, damit sich die Lehrenden auf den Videoinhalt konzentrieren können. Hartes Licht, verwackelte Bilder, unausgewogene Bildkompositionen… mein ästhetisches Herz blutete zugunsten des didaktischen Videoinhalts. Aber man hat mir im Studium ja nicht umsonst den folgenden Designleitsatz immer wieder eingetrichtert: Form follows function

 

Nun aber einmal Butter bei die Fische

Meine Tipps also für also für euch, die ihr ein Lernvideo produzieren möchtet:

  • Erster und wichtigster Tipp: Holt euch Hilfe
    Lasst euch von euren Mitarbeitenden helfen und tauscht euch mit euren Erfahrungen aus. Sprecht euch an, wenn jemand ein tolles Video produziert hat und teilt das Wissen, dass ihr bei der Produktion erlangt habt. Und ja, auch ich bin für euch da. Gerne berate ich euch bei der Umsetzung eurer Videoprojekte. Wir haben am ZLLF ein MediaLab, in welchem ich euch zeigen kann, wie man Kameras bedient, Audioaufnahmen kreiert und Videos schneidet. Ausserdem verfügen wir über viel Equipment, das ihr bei uns kostenlos ausleihen könnt. Ich biete auch Webinare an und leite mit Frederike Hanke einen Kompaktkurs zum Thema Videoproduktion.
  • Behaltet die Technik zuerst einmal einfach.
    Greenscreen, Teleprompter, Animationsprogramme, Podcastmikrofone und dergleichen sind zwar coole Tools, jedoch können diese oft überfordern und lenken die Aufmerksamkeit weg vom eigentlich wichtigen: dem Videoinhalt.
  • Schlechtem Ton verzeiht man nicht
    Zumindest nicht, wenn man sich konzentrieren möchte. Wir Menschen kommen mit einem rauschenden Bild viel besser klar als mit einem rauschenden Ton. Du denkst also gerade darüber nach, ob dein integriertes Laptopmikrofon neben dem CPU-Lüfter eine ausreichende Qualität liefert, weil es so bequem ist? Besser, du verwendest mindestens ein Headset.
  • Die minimale Basic-Ausstattung
    • Eine Kamera, die du einfach bedienen kannst. Ja, es darf auch mal eine Webcam sein.
    • Ein Mikrofon für eine ausreichende Tonqualität
    • Eine Videoschnittsoftware (zum Beispiel «Camtasia», welches für Mitarbeitende der HSLU im Softwarekiosk frei zur Verfügung steht.)
  • Bleibt am Ball
    Ich weiss, es ist sehr aufwändig. Die Produktion von Videos nimmt meistens mehr Zeit in Anspruch, als man zuerst denkt. Wenn du allerdings dein Video nachhaltig gestaltest, kannst du das Video dafür dann immer wieder brauchen. Es handelt sich also um einen Initialaufwand. Du wirst auch deinen eigenen Workflow erarbeiten und mit jedem neuen Video effizienter werden.

 

Was ich noch sagen wollte

Es macht mir sehr viel Spass, mit euch an eueren Produktionen zu arbeiten und euch bei Fragen zur Multimediatechnik weiterzuhelfen. Die Anforderung, dass ihr plötzlich vermehrt mit Lernvideos auseinandersetzen müsst, finde ich eine extrem herausfordernde. Dabei unterstütze ich euch aber gerne, vor allem, weil ich sehe, wie sehr ihr euch für die gute Lehre eurer Studierenden einsetzt. Ich bewundere euren Einsatz und eure Motivation!

 

Nützliche Links

 

Kim Jonas Meier
Leiter ZLLF MediaLab

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