Aufbauend auf den Blogbeitrag Interprofessionelle Lehre – interprofessionelle Didaktik zum Webinar von Prof. Dr. Mahler mit grundsätzlichen Überlegungen, warum Interprofessionalität/-disziplinarität insbesondere im Gesundheitsbereich Sinn macht, zeigt dieser Blogbeitrag, wie Interdisziplinarität an der Hochschule Luzern (HSLU) in Forschung und Lehre umgesetzt wird.
Interdisziplinärität spielt in vielfältiger Weise in den Alltag des ZLLF hinein. Im HED platziert agiert das ZLLF selbst als interdisziplinäres Team für eine gehaltvolle und zukunftsweisende Lehre an der HSLU. Die so gelebte Interdisziplinarität fliesst in die hochschuldidaktischen Aus- und Weiterbildungen ein, welche departementsübergreifend verschiedenste Disziplinen in Forschung und Lehre ansprechen.
Das Thema Interdisziplinarität hat an der HSLU eine sehr lange aus der Praxis heraus entstandene Tradition und ist damit seit vielen Jahren fester Bestandteil der strategischen Ausrichtung. Durch interdisziplinäre Forschungsprojekte und disziplinenübergreifende Angebote in der Aus- und Weiterbildung werden Voraussetzungen geschaffen, um zukunftsgerichtete Denkweisen zu fördern und innovative Lösungen für die Praxis zu erzielen. Von dieser gelebten Interdisziplinarität profitieren neben externen Partnern und Forschenden an der HSLU v.a. auch die Studierenden in Aus- und Weiterbildung.
Interdisziplinarität entsteht nach dem Verständnis der HSLU, wenn Vertreter*innen verschiedener Disziplinen an einem Thema arbeiten und es der Gegenstand erfordert, dass alle beteiligten Disziplinen über den Forschungsprozess hinweg – von der Problemformulierung bis hin zur Ergebnisdarstellung – wechselseitig aufeinander Bezug nehmen. Die angestrebte Integration erfolgt über die Formulierung einer gemeinsamen Fragestellung, die Nutzung gemeinsamer oder komplementärer Methoden, den Vergleich verschiedener Perspektiven und/oder durch einen gemeinsamen Theorierahmen (HSLU, 2013). Wie Interdisziplinarität an der HSLU in Forschung und Lehre einfliesst, wird exemplarisch anhand folgender drei Dimensionen aufgezeigt:
- Fachstelle Interdisziplinarität
- Interdisziplinäre Studienangebote (ISA)
- Interdisziplinäre Themencluster (ITC)
Fachstelle Interdisziplinarität
Als transversales Thema ist Interdisziplinarität in der Abteilung Hochschulentwicklung und -dienste (HED) angesiedelt und soll zu einer Öffnung der Organisationseinheiten nach innen beitragen. Ab Sommer wird die Fachstelle Interdisziplinarität die vielfältigen Aktivitäten und Projekte zum Thema auf strategischer Ebene bündeln, die Vernetzung der laufenden Projekte her- sowie die Bezüge zur übergeordneten Strategie sicherstellen. Um sich als Hochschule zu profilieren, in der Interdisziplinarität gefördert und gelebt wird, strebt die HSLU die Etablierung eines interdisziplinären Denkens mit entsprechenden Arbeitsweisen zwischen Dozierenden verschiedener Disziplinen und Departementen an. Interdisziplinarität soll alle Ebenen und Leistungsbereiche erfassen und Dozierenden, Studierenden bzw. Teilnehmenden durch das Mitwirken bei interdisziplinären Projekten oder das Studium eines interdisziplinären Studienganges den Erwerb der dafür nötigen Kompetenzen ermöglichen.
Interdisziplinäre Themencluster (ITC)
Seit Mitte 2018 intensiviert die HSLU ihre langjährige Förderung des interdisziplinären Forschens, Lernen und Lehrens mit der Lancierung der beiden Themencluster «Raum & Gesellschaft» und «Digitale Transformation der Arbeitswelt». Beide Themencluster stützen sich auf bestehende, breite Kompetenzen und interdisziplinäres Know-How aller Departemente der HSLU ab.
- Der Interdisziplinäre Themencluster (ITC) «Digitale Transformation der Arbeitswelt» beschäftigt sich mit der Erforschung und Umsetzung von Projekten, welche den digitalen Wandel in der Arbeitswelt, das Zusammenspiel von Technik und Managementmodellen sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und den einzelnen Menschen ins Zentrum stellen. Für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für Industrie, Gesellschaft und Politik wird das Thema aus ganzheitlicher Perspektive betrachtet. Der Themencluster wird von einem Maschinenbauingenieur (Departement Technik und Architektur) und einer Sozialanthropologin (Departement Soziale Arbeit) geleitet und von Themenverantwortlichen aus allen sechs Departementen unterstützt. Inhaltlich fokussiert der Themencluster Technologien für die digitale Arbeitswelt der Zukunft, die Organisation, Führung und HR-Management in zukunftsfähigen Unternehmen und zukunftsfähige Arbeit, Berufe und soziale Integration. Bisher voneinander losgelöst betrachtete Erkenntnisse aus unterschiedlichen Fachdisziplinen werden für die Suche nach Antworten zusammengebracht.
- Der interdisziplinären Themencluster «Raum & Gesellschaft» untersucht, wie den räumlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Raumentwicklung begegnet werden kann. Um Themen wie Nutzungskonflikte um Raum, verstärkter Standortwettbewerb, Benachteiligung bestimmter Regionen, Versorgungsdefizite oder Gefährdung sozialer Kohäsion begegnen zu können, braucht es technische, architektonische und wirtschaftliche Ansätze sowie sozialwissenschaftliche, kulturelle und digitale Lösungen, welche sich nur in interdisziplinären Ansätzen finden lassen. Der Themencluster Raum & Gesellschaft verfolgt das Ziel einer integralen Raumentwicklung; er will Lösungen entwickeln, um die Lebensqualität zu verbessern und das Zusammenleben der Menschen zu stärken. Ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt ist hierbei zentral. Im Fokus steht eine umfassende sozialräumliche Betrachtung, welche sowohl die gesellschaftlichen und gebauten Strukturen als auch die Menschen und ihre alltäglichen Handlungen als raumkonstituierend versteht. Im Rahmen des Themenclusters werden die vier Schwerpunkte Gestaltung lebenswerter Umwelten, sozialräumliche Integration von Infrastruktur und technischen Innovationen, nachhaltige Destinations- und Standortentwicklung sowie kooperative Strategien der Gebäudesanierung und Energieplanung bearbeitet.
Interdisziplinäre Studienangebote (ISA-Modul)
Die Hochschule Luzern bietet gemeinsam mit der Universität Luzern und der Pädagogischen Hochschule Luzern interdisziplinäre Studienangebote – das ISA-Programm – an. Diese inter- oder transdisziplinären Module stehen Studierenden aller Studienrichtungen offen und sollen am Hochschulplatz Luzern den Austausch unter den Studierenden und Dozierenden fördern und zu einem «Think outside the box» anregen. Die Veranstaltungen sind in sich inhaltlich solitär, mit dem eigentlichen Studiengang nicht explizit, sondern durch die Verknüpfungsleistung der Studierenden verbunden. Durch den Besuch interdisziplinärer Studienangebote erwerben die Studierenden wie eingangs beschrieben ergänzende Kompetenzen und wertvolles Wissen für die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen.
Neben den ISA-Modulen bietet die HSLU auch interdisziplinäre Studiengänge wie den Bachelor Digital Ideation oder den Master of Science in Applied Information and Data Science.
Quellen:
Maasen, S. (2012). Inter-Disziplinarität: Plädoyer für eine rhizomatische Praxis. Vortragsmanuskript
HSLU (2013). Konzept Interdisziplinarität.
Image by nadine shaabana at unsplash.com
schöne, gute Arbeit
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