Die Vermutung steht schon lange im Raum, nun schafft eine deutsche Studie Klarheit: Studieren ist während der Pandemie gemäss der Einschätzung von 28600 befragten Studierenden schwieriger geworden.
Die Mehrheit der Studierenden berichtet, dass ihre Studiensituation im Zuge der Corona-Pandemie anspruchsvoller geworden ist. Die grössten Herausforderungen sehen die Studierenden dabei im sozialen Bereich: Fast neun von zehn Befragten geben an, dass der Kontakt zu anderen Studierenden schwerer fällt, bei sechs von zehn gilt dies auch für den Kontakt zu ihren Dozierenden. Auch die Teilnahme an Lehrveranstaltungen vor Ort oder online hat sich verändert: 44% der Studierenden nehmen seltener als früher an Sitzungen teil, 33% gleich häufig und 23% öfter.
Das Lernen und die vermittelten Inhalte fordern die Studierenden ebenfalls stärker als früher: Jeweils 62% geben an, dass sie die Bewältigung des Lernstoffes stärker beansprucht und es ihnen grössere Mühe bereitet, sich eine Tagesstruktur zu geben. Für die Hälfte ist es auch aufwändiger geworden, passende Lernstrategien zu finden. Immerhin sieht ein Viertel der Studierenden in der Online-Lehre auch einen Vorteil, der ihnen die Strukturierung ihrer Arbeitstage erleichtert hat.
Die Studie prüfte zudem, welche didaktischen Massnahmen einen relativen positiven Einfluss auf die Einschätzung der individuellen Lernsituation hatten. Bei zwei Massnahmen zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen einem regelmässigen Einsatz und den Angaben der Studierenden zur Bewältigung des Lernstoffs, zum Verständnis der Lerninhalte und zu weiteren Variablen. So vereinfachen interaktive Veranstaltungen mit Videokonferenz-Tools das Lernen deutlich, und Videoaufzeichnungen erleichtern es den Studierenden massiv, den Lehrveranstaltungen zu folgen.
Die Resultate stützen sich auf eine breit angelegte Umfrage an 23 deutschen Hochschulen im Sommer 2020 – sie spiegeln also die Erfahrungen der Studierenden im Sommersemester 2020, das in Deutschland aufgrund des Semesterstarts im April erst nach dem allgemeinen Lockdown begann. Die umfassende Studie wurden vom Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover und der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz vorgenommen. Die Situation von Schweizer Studierenden wird von der Studie nicht erfasst. Es gibt aber kaum Gründe zur Annahme, dass die Einschätzungen von Schweizer Studierenden grundlegend anders ausfallen würden.
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