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Open Access Zeitschriften – WissenschaftlerInnen nehmen das Zepter selber in die Hand

Diese Woche wurde bekannt, dass die Herausgeber der prestigeträchtigen Elsevier-Zeitschrift «Journal of Infometrics» gesamthaft zurückgetreten sind und eine eigene Open Access-Zeitschrift namens «Quantitative Science Studies» gründen wollen mit Unterstützung durch die MIT– und die TIB-Bibliotheken (weitere Informationen). Gründe für diesen Schritt sind in erster Linie die Kritik an der Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das «Journal of Infometrics» ist kein Einzelfall: Ende 2015 entschied sich das Herausgeberteam der renommierten Linguistik-Zeitschrift Lingua geschlossen zum neugegründeten Journal „Glossa“ zu wechseln, weil sich Elsevier geweigert hatte, die Zeitschrift auf Open Access umzustellen. Auch die Zeitschrift «Studies in Communication Sciences» hat sich von Elsevier getrennt und ist nun in Open Access über die Plattform «HOPE» der Universität Zürich zugänglich, in Zusammenarbeit mit dem Seismo-Verlag.

Der Übergang zu Open Access ist das Ziel diverser Open Access-Initiativen, darunter auch der nationalen Open Access-Strategie der Schweiz. Dieser Übergang kann dabei durchaus zusammen mit den Verlagen erfolgen. Im Projekt SCOAP3 etwa wurden mit finanzieller Unterstützung von Bibliotheken weltweit die wichtigsten Journals des Fachbereiches Hochenergiephysik auf Open Access umgestellt. In mehreren europäischen Ländern werden und wurden sogenannte «Publish and Read»-Verträge verhandelt, auch in der Schweiz. Während aus der Schweiz noch keine Resultate vorliegen, hat diese Woche Deutschland mit dem grossen Wissenschaftsverlag «Wiley» einen Vertrag abgeschlossen, der offenbar für alle beteiligten Seiten passt. Andernorts sind entsprechende Verhandlungen aber gescheitert, zum Beispiel die Verhandlungen mit Elsevier in Deutschland und in Schweden. Knackpunkt sind bei diesen Verhandlungen vor allem die Nachhaltigkeit und die Transparenz der Preisgestaltung.

Das Feld ist dynamisch, viele Wege hin zu Open Access werden momentan eingeschlagen – nicht alle sind erfolgversprechend. Es ist daher sehr erfreulich, dass Wissenschaftler das Zepter selbst in die Hand nehmen und den wissenschaftlichen Publikationsmarkt aktiv mitgestalten. Bibliotheken – auch die HSLU-Bibliotheken zusammen mit der ZHB – unterstützen dabei gerne!

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