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Interviews mit Forschenden der HSLU T&A über Open Access

Open Access im Architekturbereich und wie LORY zum neuen wissenschafltichen Publizieren beiträgt

In den Interviews im Rahmen der Open Access Week 2019 mit Sonja Geier, Olivier Steiger und Tobias Sommer erfahren wir welche Besonderheiten es im Bereich Architektur zu beachten gibt, wie LORY mit dem grünen Open Access Weg eine weitere Möglichkeit des wissenschaftlichen Publizierens unterstützt und wie erste Erfahrungen mit Open Access entstehen können.

Dr. Tobias Sommer ist Projektleiter am Zentrum für integrale Gebäudetechnik HSLU Technik & Architektur. In einem Interview spricht er über seine Erfahrungen mit Open Access, die er mit zwei Publikationen gemacht hat, die im Rahmen einer Konferenz als peer reviewed articles in einer OA-Zeitschrift erschienen sind.

Interview mit Sonja Geier und Olivier Steiger

Sonja Geier ist stellvertretende Leiterin des Kompetenzzentrums Typologie & Planung in Architektur (CCTP) an der HSLU T&A. Olivier Steiger ist Professor am Institut für Gebäudetechnik und Energie, HSLU T&A.

Hast du schon einmal Open Access publiziert?

Olivier: Vor meiner Anstellung an der Hochschule Luzern habe ich ausschliesslich im Closed Access Modell publiziert, weil in meinem Fachbereich Open Access Zeitschriften noch wenig verbreitet waren. Seit meinem Stellenantritt an der HSLU im Jahr 2016 veröffentliche ich meine Arbeiten, nebst den wissenschaftlichen

Portrait Olivier Steiger
Olivier Steiger

Publikationen, auch vermehrt in Fachzeitschriften. Diese sind teils kostenpflichtig, teils kostenlos erhältlich. Um die Sichtbarkeit meiner Fachartikel zu steigern, stelle ich diese, wenn immer möglich zusätzlich über das Repositorium LORY der Allgemeinheit zur Verfügung. Ich benutze also zunehmend den «grünen Weg» zu Open Access, also die Selbstarchivierung. Im Gegensatz dazu habe ich bisher noch nie den «goldenen Weg» beschritten, d.h. die Erstveröffentlichung in offenen Zeitschriften.

Sonja: Meine ersten Open Access Publikationen sind gerade abgeschlossen. Zur Konferenz «Sustainable Built Environment 2019» in Graz habe ich zwei Paper abgegeben. Anstatt eines Tagungsbandes hatten die Konferenzveranstalter angeboten, dass die Beiträge Open Access in der IOP Conference Series publiziert werden. Diese beiden Publikationen habe ich auch schon in der PPDB (HSLU-interne Publikationsdatenbank) erfasst und die Volltexte in LORY aufnehmen lassen. Ich bin also über diese Konferenz zur ersten Open Access Publikation gekommen.

Warum hast du dich dafür entschieden?

Warum wir erst beginnen, Open Access publizieren, obwohl es das schon länger gibt, liegt daran, dass wir im

Portrait Sonja Geier
Sonja Geier

Architekturbereich nicht im klassischen Publikationsschema sind, in dem wie im Ingenieurbereich in den grossen, klassischen Journals publiziert wird. Wir sind gerade dabei uns zu orientieren, welche Open Access Möglichkeiten für unser Fachgebiet von Relevanz sind. Zudem ist es vor allem im deutschsprachigen Raum für Architekten nicht so wichtig, in einem renommierten Journal zu publizieren, sondern Referenzprojekte und Referenzbauten vorweisen zu können.

Bei der Open Access Publikation der beiden Konferenzbeiträge wurde mir die Entscheidung abgenommen, ob man Open Access publizieren will. Ein Vorteil dabei war, dass (neben dem internen Aufwand für das Verfassen) keine Publikationskosten angefallen sind. Die Templates für das Paper wurden als automatischer Download von der Konferenzwebsite zur Verfügung gestellt. Die Erfahrung in dieser ersten Open Access Publikation war, dass trotz dieses Supports noch Fragen offen blieben, die vom Konferenzsekretariat nicht beantwortet werden konnten. Hier sehen wir Bedarf an Unterstützung seitens der Bibliothek (z. B. Formatierung spezieller Publikationsformate in den Referenzlisten). Interne Ressourcen sind dafür zu knapp. Die Lernkurve ist aber steil und wir haben aus der ersten Open Access sehr viel gelernt. Eine grosse Hilfe sind dabei auch Literaturverwaltungsprogramme, wie z. B. Citavi, diese bringen auch in der täglichen wissenschaftlichen Arbeit gute Unterstützung durch die strukturierte Sammlung an Quellen.

Wie ist deine Haltung gegenüber Open Access?

Olivier: Das Publizieren im Open Access Modell hat sich bisher sehr unkompliziert gestaltet. Ich habe die bereits erschienenen Dokumente jeweils im PDF-Format auf die HSLU-eigenen Publikationsdatenbank PPDB hochgeladen und über den vorgegebenen Publikationsprozess ins LORY aufnehmen lassen. Vorsicht geboten ist bei den rechtlichen Aspekten von Wiederveröffentlichungen. Die Veröffentlichungsrechte an den ursprünglichen Publikationen und den darin enthaltenen Bildern müssen jeweils gesichert werden. Gut, dass die ZHB die entsprechenden Abklärungen vornimmt.

Sonja: Wenn es auch, wie erwähnt, für Architekt*innen noch vielfach um Referenzbauten geht, merken wir, dass es immer wichtiger wird, auch Open Access zu publizieren. Mit der Nationalen Open Access Strategie wird es für die Forschung, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, ab 2024 eine Pflicht. Wir sind in der anwendungsorientierten Forschung und die Innosuisse ist eine wichtige Finanzierungsschiene. Diese äussert sich (im Gegensatz zum SNF) zwar noch nicht klar zu Open Access Publikationen, es wird aber wohl noch folgen. Die Frage bei Innosuisse ist dabei sicher auch, wie dies mit den Interessen der beteiligten Wirtschaftspartner*innen in Einklang gebracht wird.

Was müsste sich verändern?

Sonja: Für uns wäre sehr hilfreich, wenn wir auf eine Liste von Journals zugreifen können, die in unserem Bereich gesehen werden bzw. von Relevanz sind. Auch eine Unterstützung, wie man die relevanten Player im wissenschaftlichen Bereich der Architektur identifizieren kann. Was gibt es z. B. zum Wohnungsbau? Für uns ist das, vor allem wenn es aktuell gehalten werden soll, neben der Projektarbeit aufwendig und eine Ressourcenfrage.

Willst du oder Kolleg*innen in Zukunft mehr Open Access publizieren?

Olivier: Die Wiederveröffentlichung von eigenen Publikationen im LORY ist mit wenig Zusatzkosten und Aufwand verbunden. Auch kann dadurch die Sichtbarkeit der Veröffentlichungen markant gesteigert werden. Deshalb erachte ich dies als einen sinnvollen Weg, den ich in Zukunft wieder beschreiten und auch meinen Kolleg*innen weiterempfehlen werde.

Herlichen Dank im Namen der HSLU Bibliotheken für eure Teilnahme.
Die Interviews an der T&A wurden von Clemens Trautwein, Fachreferent Bibliothek, durchgeführt.