In der Praxis der Sozialen Arbeit ist die Planung und Durchführung von Projekten wichtiger Teil der Arbeit geworden. Deshalb ist das «Praxisprojekt» zentraler Bestandteil der Praxisausbildung an der HSLU SA. Die Studierenden erarbeiten im Modul Projektmethodik das theoretische Wissen und wenden dieses gleich auf ihre Projektplanungen an. Im Anschluss daran werden die Projekte realisiert und es entstehen spannende und lehrreiche Momente, für die Studierenden, wie auch für die Praxis. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen, liebe Lesende, einen Einblick in drei Projekte geben, die bereits erfolgreich umgesetzt wurden.
Praxisprojekt Sozialarbeit
Cheyenne Brown und Dorothee Schmid stellten in der Analysephase der Projektarbeit fest, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung in der Gesellschaft oft eine Stigmatisierung erleben. Betroffene leben nicht selten isoliert am Rande der Gesellschaft, da die Symptome durch Aussenstehende als eine Gefahr wahrgenommen werden. Mit diversen Angeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Luzern möchte das Netzwerk traversa die Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben fördern. Zudem setzt sich der Verein mittels Öffentlichkeitsarbeit und Medienpräsenz für Verständnis, Entstigmatisierung und Akzeptanz von psychisch erkrankten Menschen ein, beispielsweise mit dem Projekt «Los mol zue». Die beiden Studierenden haben im Rahmen ihrer Projektarbeit eine Pilotpodcastfolge mit dazugehörigem Konzept für traversa erstellt und leisten damit einen Beitrag zur Aufklärung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft. In der ersten Folge erhält Eva eine Stimme, welche seit ihrem 15. Altersjahr an Schizophrenie erkrankt ist und Einblick in ihr Leben mit ihrer Krankheit gewährt. Zu hören überall wo es Podcasts gibt oder via https://traversa.podigee.io/episodes
Praxisprojekt Sozialpädagogik
Im Motivations- und Integrationssemester des Kompass in Goldau werden Jugendlichen, die nach der obligatorischen Schulzeit keine passende Anschlusslösung oder berufliche Perspektive gefunden haben, in schulischen und persönlichen Fragestellungen gestärkt und gefördert. Sie werden dabei von Fachpersonen der Sozialen Arbeit und verwandten Berufsfeldern unterstützt.
Nach einer coronabedingten Pause konnte nun endlich auch wieder die Tradition des Sommerlagers aufgenommen werden. Für die Studentin Noëlle Kuchen stand die Partizipation mit den Jugendlichen in der Planungs-, Organisations- und Umsetzungsphase im Zentrum und damit die Stärkung ihrer Sozialkompetenzen und Förderung ihrer Handlungsbereitschaft durch Übergabe von Verantwortung. Kompetenzen und Eigenschaften, die die Jugendlichen auf ihre künftige Rolle in Lehrbetrieben vorbereiten und stärken. Ein Auftrag, der auch im schulischen und berufsvorbereitenden Alltag im Motivations- und Integrationssemester eingeübt und gefestigt wird. Die Anlage der Lagerwoche, wie Noëlle Kuchen, Studentin der Sozialpädagogik an der HSLU SA sie aufgegleist hat, hat dafür grosses Potential geboten. Die Möglichkeit für die Jugendlichen, in einem Diskussionsforum eigene Ideen und Inputs einzubringen, selber das Lager schrittweise zu planen und zu organisieren und während der Lagerwoche unter partizipativen Prinzipien und Beteiligungen das Detailprogramms zu gestalten, ermöglichten den Jugendlichen viele positive Erfahrungen und das Erleben von Gruppenzugehörigkeit. In der Schlussevaluation lässt eine Teilnehmerin die Projektleitung wissen «(…) das Lager isch mis absolute Highlight vo mim Kompassjahr gsi. Danke für das!» Aus dem Projektbericht sind viele interessante Details zu Planung und Durchführung zu erfahren.
Praxisprojekt Soziokultur
In der Stadt Zürich leben und arbeiten Menschen aus 175 Nationen. Im Zürcher Stadtquartier Seebach konzentriert sich diese Vielfalt an der Schaffhauserstrasse, in welcher verschiedene kulturelle Prägungen auf diesem knappen öffentlichen Nahversorgungsraum aufeinandertreffen.
Derya Cukadar hat dort im Rahmen ihres Praktikums im Gemeinschaftszentrum Seebach das Projekt «Sheesh Seebach! Die Schaffhauserstrasse geht viral!» durchgeführt.
Eine digitale Plattform soll ein neues «Wir-Gefühl» schaffen, das auf die analoge Wirklichkeit abfärbt. Videoportraits über Quartierbewohner*innen sollten verschiedenen Seebacher*innen neue Möglichkeiten der Sichtbarkeit, Mitwirkung, Teilhabe und Vernetzung offenstehen. Die famose Schaffhauserstrasse fungierte dabei als Protagonistin.
Derya Cukadar interviewte unter anderem Besitzer*innen von Coiffeurgeschäften, Supermärkten, Tea-Rooms, Shishabars und Kleidergeschäften. Sie wollte von ihnen wissen, wie sie an die Schaffhauserstrasse gekommen sind, wer bei ihnen einkauft und was ihnen die Schaffhauserstrasse bedeutet.
Letztendlich wurde im Rahmen des Projekts ein Mock-Up einer digitalen Plattform entwickelt, sowie ein Teaser zur Schaffhauserstrasse mit exklusiven Einblicken erstellt. Dabei konnten wertvolle Erkenntnisse für die sozialräumliche Arbeit des GZ Seebach gewonnen werden. Zudem wurden neue Beziehungen zu bedeutenden Akteur*innen aufgebaut und das Potenzial eines digitalen Begegnungsraums für die soziokulturelle Arbeit erfolgreich erprobt und erfasst.
Im Herbst 2023 wird das Projekt in die reale Umsetzung übergehen und somit eine konkrete Gestalt annehmen. Mehr dazu auf: Instagram
Anita Nelson, Cathrin Habersaat, Rita Kessler und Annina Friz