Von Herausforderungen und Potentialen des Rollenspiels als Lernmethode in der Praxisausbildung

Am 14. Januar 2022 haben 21 Teilnehmer*innen den Fachkurs Praxisausbildung erfolgreich abgeschlossen. Anlässlich des Abschlussmorgens präsentierten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen verschiedene Methoden zur Lernprozessunterstützung, die sie bei der Begleitung von Studierenden in ihren Praxisorganisationen umgesetzt hatten. In unserer Kleingruppe zeigten verschiedene Praxisausbildner*innen zu Beginn ein gewisses Unbehagen gegenüber der Methode Rollenspiel: «Das Rollenspiel haben wir nicht gewählt, weil wir das selbst nicht so gerne machen» – ein Unbehagen, das vermutlich viele kennen. Eine Teilnehmerin knüpfte an diesem Punkt an: auch sie habe aus diesem Grund erst gezögert, doch die Erfahrung, die sie in der Umsetzung mit der Methode machen konnte, habe sie dann positiv überzeugt.

Bildquelle: www.klinkhardt.de

Um ihre Praktikantin gut auf ein herausforderndes Gespräch mit einem Klienten vorzubereiten, der im Konflikt mit einer seiner Bezugspersonen stand, wählte die Praxisausbildnerin zum Einstieg den Perspektivenwechsel aus der Methodensammlung von Diethelm Wahl (2013). Dazu versetzte sich die Praktikantin in die Perspektive des Klienten sowie diejenige seiner Bezugsperson, um diese beiden Wahrnehmungen der Situation auf einem Flipchart festzuhalten. Durch dieses Vorgehen gelang es der Auszubildenden zwar, sich in die Perspektive der Bezugsperson zu versetzen, die Wahrnehmung des Klienten hingegen erschloss sich ihr nicht. Aus diesem Grund beschloss die Praxisausbildnerin, den Perspektivenwechsel in Form eines gemeinsamen Rollenspiels zu vertiefen. Indem sich Praxisausbildnerin und Praktikantin in den Rollen der beide involvierten Personen auf die konkrete Interaktion einer Konfliktsituation einliessen, wurde es für die Praktikantin nicht nur nachvollzieh-, sondern sehr konkret spürbar, welche Ohnmachtsgefühle der Konflikt beim Klienten hervorrufen kann. Durch die weitere Verarbeitung und Reflexion dieses vertieften Perspektivenwechsels gelang es der Praktikantin, gut vorbereitet in das Gespräch zu gehen und auf die Wahrnehmungen des Klienten eingehen zu können. Aus Sicht der Praxisausbildnerin hat sich ihr Sprung über den eigenen Schatten gelohnt – diesen Schwung fürs Ausprobieren hat sie den anderen Teilnehmer*innen am 14. Januar weitergegeben.

Sandra Schmid, Dozentin und Projektleiterin Zentrum für Lehre und Professionsentwicklung

Kursleitung Fachkurs Praxisausbildung und Verantwortliche Praxisausbildung Studienrichtung Soziokultur

  • Wahl, Diethelm (2013): Lernumgebung erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln. Julius Klinkhardt.
  • Weitere Informationen zu Diethelm Wahl und seinen Publikationen sind hier zu finden.
  • Weitere Information zum Fachkurs Praxisausbildung gibt es hier.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert