Flipped Classroom leicht gemacht: Effiziente Lernvideos und strukturierter Präsenzunterricht
Silvan Wegmann und Peter Sollberger haben berichtet:
Das Unterrichtskonzept Flipped Classroom trennt Lernstoff vom Präsenzveranstaltung. Die ETH schreibt dazu: „Der Präsenzunterricht ist dann zu weiten Teilen befreit von der reinen Informationsvermittlung“. Konkret bedeutet
dies: Die Doziernden stellen die Lerninhalte (begleitet durch Videos) online zur Verfügung und die Zeit im „Klassenraum“ ist den Übungen und Fragen gewidmet:
Klingt gut – ist in der Praxis knifflig.
Was sind also Tipps, von jenen die bereits mit Flipped-Classroom arbeiten? Peter Sollberger betont wie hilfreich es ist, vorab die Spielregeln bekannt zu geben. geben. Er weisst beispielsweise zu Beginn eines Moduls explizit darauf hin, dass die Lernvideos keine Netflix-Serien sind, die nebenher konsumiert werden können. Studierende sollen sich Zeit nehmen für’s Lernen und sich an einem Ort einrichten, andem sie fokussiert arbeiten können.
Und was ist für Dozierende wichtig?
- Das Format reift: Flipped Classroom ist gewöhnungsbedürftig. Es wird besser mit jeder Woche: Einige Studierende kommen in den erste zwei bis drei Wochen unvorbereitet in den Unterricht. Dies gilt es auszuhalten, wie Christian Spannagel in seinem Video erläutert: «Mathematikvorlesung auf den Kopf gestellt». Das bedeuet: Lernstoff im Unterricht zu wiederholen ist ein No-Go, weil es verhindert, dass die Studierende merken, wie das Format funktioniert.
- Aufwand für die Lernvideos klein halten: Mit kleinstem Aufwand produzierte Videos werden von den Studierenden als sehr informativ beurteilt. Konkret werden in diesem Fall einfach die Folien vertont.
- Selbststudium mit Aufgaben leiten: Der Flipped Classroom-Ansatz gewinnt an Attraktivität, wenn das Selbststudiummaterial und die Lernvideos einen Beitrag zur Lösung der gestellten Arbeitsaufträge leisten. Eine mögliche Anleitung könnte wie folgt aussehen: „Lösen Sie bitte die Aufgabe xy. Es hilft, wenn Sie sich dazu das Lernmaterial und die Videos 1 und 2 anschauen“. Anschliessend wird eine weitere Aufgabe präsentiert, die wiederum mit den entsprechenden Videosequenzen zur Lösung verknüpft ist. usw.. Auf diese Weise können Studierende den Stoff in ihrem eigenen Tempo im Selbststudium bewältigen.
- Präsenzunterricht auf das Lösen von Aufgaben fokussieren: Flipped Classroom ist aufbauend strukturiert: Auf die kleineren Aufgaben im Selbststudium folgt im Unterricht eine mittelgrosse Fallaufgabe im Plenum: z.B. „Stellen sie sich vor Sie sind Projektleiter in einem Unternehmen, das Software entwickelt. Der Chef ruft Sie ins Büro und sagt: Okay, wir sollen für die Hochschule Luzern eine App entwickeln. Was machen Sie als Erstes?“ Es folgt eine kurze Diskussion der Resultate aus dem Selbststudiums und danach eine grössere Aufgabe für die Gruppenarbeit.
- Das Lösen der Aufgaben belohnen: In der Präsenzphase können Übungen mit Punkten belohnt werden: Im Modul Project Management Basics erhalten die Gruppen für jede gelöste Aufgabe Punkte, die zur Endnote des Moduls addiert werden. Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, dass Dozierende die Gruppen besuchen und die Ergebnisse begutachten können. Dieses Feedback kann den Studierenden dabei helfen, gute Lösungen zu erzielen und eine hohe Punktzahl zu erreichen.
Zum Abschluss wollen wir uns noch die Merkmale von Flipped Classroom vor Augen führen, indem wir sie mit traditionellen Formaten vergleichen: Neu machen Dozierende Videos und lösen vor Ort gemeinsam mit den Studierenden Aufgaben oder beantworten Fragen. Für Flipped-Classroom eignen sich Räume, wo sich die Gruppen zusammensetzen können – z.B. in Teaminseln.
Präsentationsfolien Flipped Classroom: Silvan Wegmann, Peter Sollberger
Aufnahmen: Stand-Up zum Flipped Classroom