Hook, Hold, Payoff: Identifikation, Relevanz und Interesse durch Storytelling im Unterricht
Stand-Up vom 7. Mai 2024 mit Ben Haymond und Silvan Wegman
Aus Stand-Up-Meeting wird klar: Studierende können sich leichter mit Unterrichtsstoff identifizieren, wenn Geschichten ihnen helfen, den Stoff mit ihrer Lebenswelt zu verknüpfen. Geschichten zeigen ausserdem, dass ein Problem tatsächlich relevant ist, welches im Unterricht behandelt wird. Denn einfach nur zu sagen, dass wir es mit einem „faszinierendes technisches Problem“ zu tun haben, ist oft nicht überzeugend genug für die Studierenden, so Silvan Wegman. Im Bereich Sicherheitstechnologie geht Lothar Gramelspacher sogar so weit zu sagen, dass Cyber Security ohne das Wissen um den dahinterliegenden Geschäftsprozess irrelevant bleibt: „Wenn wir nicht verstehen, was es zu schützen gibt, wird es schwierig die Aufgaben in der Praxis gut zu lösen.“
Ganz allgemein kreieren Geschichte auch Aufmerksamkeit. Und Geschichten über Projekt-Misserfolgen sind das besonders dankbar. Es sind Geschichten, die z.B. mit dem Satz beginnen : „Hört, mal was da wieder passiert ist“. Oder „Schaut mal was ich da (für einen Mist) gebaut haben.“ Klatsch- und Tratsch Geschichten, nennt es Ben Haymond.
Alles Marketing?
Machen wir als Dozierende jetzt also auch Marekting für unseren eigenen Inhalte? Oder wird Storytelling sogar zur Hauptaufgabe von Dozierenden, wie Ben Haymond in die Runde fragt. In Zeiten, wo Fakten auch anderwo als an Hochschulen zu finden sind, könnten Dozierende verstärkt die Aufgabe übernehmen, für Inhalte zu begeistern, spezifische Inhalte hervorzuheben und deren Relevanz für die Praxis aufzuzeigen. Bei verfügbaren Online-Inhalten ist es tatsächlich so, dass Studierende Schwierigkeiten, haben mit der Auswahl – damit, wo sie anfangen, einsteigen oder aufhöeren sollen.
Die Praxis von IT- und Cyber Security Spezialisten kennt das Problem der ‚Relevanz‘ noch aus einer ganz anderen Perspektive: Ohne Geschichten werden technischen Aspekten in der Praxis oft zu wenig Wichtigkeit beigemessen. Die verehrenden Folgen eines Passwortverlustes mit einer realen Geschichte zu ‚belegen‘ kann also auch in der späteren Berufspraxis der Studierenden wichtig sein. Wieso also nicht bereits im Unterricht damit beginnen.
Storytelling Dos and Don’ts
Relevant, ‚relatable‘ und wahr: Wenn wir uns die Zeit nehmen im Unterricht eine Geschichte zu erzählen, sollte sie insbesondere relevant sein für das Thema, über welches wir sprechen. Richtig effektiv sind ausserdem wahre Geschichten, mit denen wir auch etwas von uns Erzählen – z.B. wie wir selber mit dem technischen Problem in Berührung gekommen sind, es (nicht)gelöst haben. Zu den Do’s and Don’t von gutem Storytelling gehört aber auch, dass Geschichten packend, kurz und konzise sind und dass die Studierenden in der Lage sind, sich mit der Geschichte zu identifizieren: Erzählen wir Geschichten von vor 20 Jahre, ist es gut möglich, dass Studierende weder die Technologie noch ihre Tücken kennen.
Hook, Hold, Payoff
Zum guten Aufbau von Geschichten gibt unzählige Raster und Vorlagen. Für die Geschichten im Unterricht ist das ‚Prinzip Hook, Hold Payoff‘ ein einfache Hilfe, wie ein Spannungsbogen gebaut werden kann: Der Aufhänger (Hook) dient als Einstieg und muss die Zuhörer:innen emotional abholen. Das kann beispielsweise die Identifikation mit einer Person sein. Danach gilt es die Aufmerksamkeit zu halten (Hold), indem wir als Zuhörer:innen beispielsweise mit der Person mitfiebern können. Der Payoff entspricht der Pointe, mit der eine Geschichte in einem Happy End oder in einer Tragödie endet und die Zuschauer emotional einfängt.
Aufnahme Stand-Up Meeting „Storytell your module“ mit Ben Haymond und Silvan Wegmann