Dieser Beitrag ergänzt unsere Lernvideo-Serie des letzten Jahres um interaktive Methoden, die bei der Optimierung von Lernvideos lernunterstützend wirken können. Interaktive Methoden reichen von einfachen Kontrollfunktionen wie Wiedergabe, Pause, Vorspulen, über eine Segmentierung der Lerneinheiten wie z.B. ein Inhaltsverzeichnis, bis hin zu komplexeren Methoden wie Verständnisfragen oder Videoannotationen, die individuell oder kollaborativ bearbeitet werden können.
Interaktives Video auf ILIAS in der Lehre einsetzen:
Online-Workshop am 8. März von 14:00 bis 15:30 Uhr. Anmeldung
Ohne interaktive Elemente haben Videos teilweise Nachteile gegenüber schriftlichen Erklärungen, da die Lernenden wenig Einfluss auf die Informationsverarbeitung haben. Unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten und kognitive Voraussetzungen werden nicht berücksichtigt (Merkt et al., 2011). So sind das Wiederholen, Überspringen und individuelles Pausieren wichtige Aspekte beim Lernen mit Videos und eröffnen den Studierenden bessere Möglichkeiten zur aktiven Verarbeitung der dargebotenen Informationen. Interaktionsmethoden sind auch eine Möglichkeit, dem Phänomen des «passiven Konsumierens» entgegenzutreten, das oftmals mit Videos einhergeht. Die Aufmerksamkeit und der Fokus auf den Lerngegenstand werden dadurch gelenkt.
Vor dem Hintergrund psychologischer Forschung legt Merkt im Text «Wie können Videos didaktisch optimiert werden» verschiedene interaktive Gestaltungsprinzipien dar, die das Lernen mit Videos optimieren.
Geschwindigkeit der Informationsdarbietung mit Pausen
Eine erste Form der Interaktivität ist die Kontrolle der Videowiedergabe durch Stoppen, Vor- und Zurückspulen oder Überspringen des Lernvideos, damit Lernende ihr eigenes Lerntempo beeinflussen können. Merkt und Schwan (2016) attestieren dieser Form der Interaktion einen positiven Einfluss, insbesondere bei komplexen Inhalten oder geringem Vorwissen der Lernenden. Dabei sind frei wählbare Pausen vorgegebenen Unterbrechungen vorzuziehen. Studierende können das Video immer dann pausieren, wenn die kognitive Belastung zu hoch wird. Pausen sind vor allem dann sinnvoll, wenn sie dazu genutzt werden, die gerade präsentierten Inhalte noch einmal aktiv zu reproduzieren. Die aktive Nutzung hängt laut Merkt und Schwan auch von den lernstrategischen Kompetenzen der Lernenden ab. So scheint es vor allem für Novizen nicht selbstverständlich zu sein, interaktive Methoden für den eigenen Lernprozess zu nutzen.
Thematische Pausen bzw. Pausen zwischen Lerneinheiten geben Lernenden Zeit zur kognitiven Verarbeitung. Die Lernenden müssen ihre Aufmerksamkeit nicht zwischen dem Verarbeiten gerade rezipierter Informationen und der Aufnahme neuer Informationen teilen. Eine Segmentierung des Lernvideos in mehrere kurze Lernvideos wäre ebenfalls denkbar und ist bei einem längeren Video sicherlich empfehlenswert.
Einfacher Zugriff und Überblick mit einem Inhaltsverzeichnis
Neben Pausen können jedoch auch andere Methoden verwendet werden, um den Lernenden die Struktur von Videos zu verdeutlichen. Denkbar sind zum Beispiel Inhaltsverzeichnisse, die neben einer Struktur des Videos einen einfachen Zugriff auf Ausschnitte der Aufzeichnung ermöglichen. Zwischentitel helfen den Lernenden, selbst sinnvolle Pausen zu wählen, und strukturieren zudem den Monolog eines Sprechers.
Im Vergleich zu digitalen Texten gibt es in Videos selten die Möglichkeit der Volltextsuche. Die Aufteilung in kürzere Videoabschnitte (Segmentierung), Kapitelübersichten und Inhaltsverzeichnisse kann hier Abhilfe schaffen. Studierende können so selbstständig relevante Abschnitte auswählen und Inhalte leichter wiederholen.
Interaktive Videos mit ILIAS
Die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Objekt «interaktives Video» auf ILIAS sind zahlreich und variieren in ihrer Komplexität, sowohl bei der einfachen Kontrolle der Lernenden als auch bei der Tiefe der aktiven Auseinandersetzung mit den Lerninhalten. Hier ein paar Einsatzmöglichkeiten des interaktiven Video von ILIAS:
- Kontroll- und -Steuerfunktionen eines Videos des Lernenden: Play-, Stopp-, Pausen- sowie Vor- und Zurück-Taste, Anpassung der Sprechgeschwindigkeit
- Inhaltsverzeichnis zur Orientierung: Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Titelbezeichnungen klar sind und so einen einfachen Zugriff ermöglichen
- Einfügen von Fragen: geschlossene Fragen wie single choice und multiple choice, offene Fragen, die im Kommentarfeld beantwortet werden können oder als Reflexionsfragen dienen
- Fragen oder Reflexionen der Lernende in der Kommentarfunktion sammeln
- Kollaboratives Annotieren der Lernenden durch das Einfügen von Kommentaren
Verschiedene Einsatzmöglichkeiten und Lernszenarien mit dem interaktiven Video auf ILIAS finden Sie in unserem Materialienblog
Interaktionsmöglichkeiten spielen eine wichtige Rolle bei der didaktischen Optimierung von Lernvideos. Die Methoden orientieren sich, wie bei allen didaktischen Fragen, stets an den Lernzielen und der Lerngruppe. Die Frage nach der lernwirksamen Effizienz hängt, wie so oft, von verschiedenen Faktoren ab: Qualität der kognitiven Methoden und der lernzielrelevanten Informationen, Art und Ausmass der Belastung des Arbeitsgedächtnisses, vorhandenes Vorwissen der Zielgruppe, metakognitive Fähigkeiten zur Selbstregulierung der Zielgruppe, …
Thematische Vertiefung
Sie wollen ein Video auf ILIAS interaktiv gestalten? Dann kommen Sie am 8. März von 14:00 bis 15:30 Uhr zum Online-Workshop «Interaktives Video auf ILIAS in der Lehre einsetzen . Zur Anmeldung geht es hier weiter.
Falls Sie Fragen zu Lernvideos haben oder Unterstützung bei der Umsetzung benötigen, dann wenden Sie sich gerne ans ZLLF: email hidden; JavaScript is required. Für die Produktion des eigenen Lernvideos kann die Infrastruktur des MediaLab genutzt werden.
Literatur:
- Merkt, M. (2015). Didaktische Optimierung von Videos in der Hochschullehre. Artikel auf e-teaching.org.
- Merkt, M. & Schwan, S. (2020). Lernen mit Bewegtbildern: Videos und Animationen. in: Handbuch Bildungstechnologien, https://doi.org/10.1007/978-3-662-54368-9_32
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