Es sind nun vier Semester vergangen, während denen wir uns mit mehr oder weniger Enthusiasmus in einer Welt eingerichtet haben, die Prüfungen nur als Distanzveranstaltungen erlaubte. Wir haben diese Prüfungen auf unterschiedlichste Arten durchgeführt; einige fanden mündlich statt, andere durch Projektarbeiten, wieder andere durch Prüfungsblätter und Tests auf ILIAS, die Freitext- aber auch Auswahlfragen ermöglichten. Allen war gemein, dass die Aufsicht der Studierenden bestenfalls über eine Konferenzsoftware stattfand. Die HSLU war mit diesem Ansatz in guter Gesellschaft, denn die meisten Hochschulen in der Schweiz wählten ähnliche Vorgehensweisen, denn die Aufsicht mit speziell dafür entwickelten Systemen wurde entweder ganz untersagt oder nur im kleinen Rahmen angewendet.
Auch wenn wir hoffen, dass in Zukunft wieder Prüfungen vor Ort möglich sein werden, haben wir uns an die Vorstellung gewöhnt, dass man dafür nicht kreuz und quer durchs Land reisen muss. Daraus ergibt sich die Frage, in welcher Form Distanzprüfungen in Zukunft angeboten werden könnten.
Klar scheint zu sein, dass gut durchdachte, offene Prüfungsformen wie Projektarbeiten oder Seminarpapiere problemlos durchführbar sind. Damit haben wir Erfahrung. Auch klar ist aber, dass der pragmatische Ansatz, den wir aufgrund des Präsenzverbots in den letzten vier Semestern verfolgt haben, die Kriterien für gutes Prüfen nicht erfüllt. Er ist eben genau das: ein aus der Not geborener, pragmatischer Ansatz, um den Studierenden die Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen.
Ein Ansatz, der für standardisierte Distanztest immer wieder ins Gespräch gebracht wird, ist das sogenannte Remote-Proctoring. Die Studierenden müssen dabei ihre Prüfungsumgebung mit der Laptopkamera und dem Mikrofon vor und während der Prüfung aufnehmen. Diese Aufnahmen werden entweder während der Prüfung oder im Anschluss durch Menschen und/oder Algorithmen analysiert, um festzustellen, ob während der Prüfung unerlaubte Vorgehensweisen angewendet wurden. Algorithmische Systeme basieren häufig auf maschinellem Lernen. Im angelsächsischen Raum, insbesondere in den USA, werden solche Verfahren relativ grossflächig eingesetzt, und wir können aus den dort gemachten Erfahrungen Grundlagen für eine allfällige Einführung von Remote-Proctoring an der HSLU gewinnen.
Im Webinar «Remote Proctoring: Experiences in US Higher Education» am 28. März 2022 von 17:00 – 18:30 Uhr gibt uns Brendan Karch, der für swissnex in Bosten eine Studie zum Thema gemacht hat, einen Einblick in seine Erfahrungen. Neben einem Einblick in die aktuelle Situation in den USA wird er Rückmeldungen von Lehrenden und Studierenden einbeziehen. Alle Interessierten können sich über ILIAS für das Webinar anmelden. Personen ohne HSLU-Account melden sich dafür über ihre EduID an.