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Peer-Feedback

Peer-Feedback fördert vielfältig Kompetenzen. Lernende bearbeiten eine Aufgabe, reichen ihr Ergebnis ein und erhalten von anderen Lernenden ein Feedback nach vorgegebenen Kriterien. Mehr dazu erfahren Sie im Webinar des ZLLF zum Thema Peerfeedback anleiten.

Peer-Feedback bezeichnet eine konstruktive Rückmeldung zwischen Lernenden gleichen Status – z.B. zwischen Studierenden, zwischen Teilnehmenden, zwischen Dozierenden – über einen Feedbackgegenstand wie z.B. Referat, Projektarbeit, Aufgabe, Arbeitsprozess, Unterricht. Der Begriff Peer verweist auf den ähnlichen Status bezüglich des Lern-, Erfahrungs- und Entwicklungsprozesses und die damit verbundene symmetrische Beziehung zwischen Feedbackgebenden und Feedbacknehmenden als zentralen Kern des Peer-Feedbacks. Konkrete Rückmeldungen auf Augenhöhe sollen den Blick nach vorne richten und bei der Entwicklung der entsprechenden Kompetenzen unterstützen. Anstelle einer summativen Leistungsbeurteilung tritt eine formative Rückmeldung, die von Lehrenden vorbereitet, angeleitet und begleitet werden muss, um damit verbundenen Lernchancen auszuschöpfen.

Lernchancen von Peer-Feedback

Peer-Feedback ermöglicht den Lernenden, ihre Vorstellung einer gelungenen Leistung auszudrücken und über den Lernprozess aktiv mitzusteuern. Der geringe Statusunterschied führt zu einer anderen Art von Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft für die erhaltenen Rückmeldungen. Damit erzeugt Peer-Feedback eine andere Wirkung als Feedback durch Dozierende. Durch die Kombination verschiedener Feedbackquellen und damit unterschiedlicher Blickwinkel steigt neben der Quantität auch die Qualität von Feedback im Lernprozess.

Peer-Feedback entwickelt und fördert überfachliche Kompetenzen. Um Peer-Feedback geben zu können, muss sich kritisch mit den Arbeiten der Kolleg*innen auseinandergesetzt, diese analysiert, entsprechend den definierten Kriterien bewertet und eine lernförderliche Rückmeldung formuliert werden. Aus diesem Prozess des Feedback Gebens lassen sich auch Rückschlüsse für die eigene Arbeit und eine kritische Auseinandersetzung mit dieser ableiten. Peer-Feedback stärkt durch diese (Selbst)-Reflexion der eigenen Arbeit und die der Kolleg*innen kognitive und metakognitive Kompetenzen ebenso wie soziale und kollaborative Kompetenzen durch den damit verbundenen Austausch mit den Mitstudierenden. Indem man Teil einer Lerngruppe ist, werden durch gegenseitige Unterstützung und Hilfe sozial-affektive Kompetenzen gestärkt. Zudem ist das kritische Beurteilen (Peer Review) fremder Arbeiten wichtiger Bestandteil der akademischen Praxis, der so erlernt wird.

Ein ebenso wichtiger Lerneffekt des Peer-Feedbacks liegt in der Selbstevaluation, bei der aus dem Feedbackprozess mit Analyse und Bewertung der Arbeitsergebnisse der Kollg*innen Erkenntnisse für den eigenen Lern- und Arbeitsprozess abgeleitet und/oder eigene Arbeitsergebnisse kritisch hinterfragt werden. Dieser Prozess kann mit weiterführenden fachlichen Fragen zum (inter)disziplinären Denken und zur Selbstevaluation angestossen werden.

Peer-Feedback fördert eine aktive Studienhaltung und Austausch unter den Studierenden/Teilnehmenden und beugt einer Vereinzelung oder gar Isolation vor. Gleichzeitig gibt Peer-Feedback Lehrenden Rückmeldung zum Wissens- und Verständnisstand der Studierenden bzw. Teilnehmenden.

Didaktische Überlegungen oder Praxistipps für die Integration von Peer-Feedback

Auch wenn 80% des verbalen Feedbacks von Peers stammt (Hattie), sollte dieses hilfreich und lernförderlich erteilt werden, um als solches wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Um genannte Lernchancen des Peer-Feedbacks auszuschöpfen, muss es von Dozierenden gut überlegt eingesetzt und angeleitet werden. Zu Beginn werden Gründe und Überlegungen für den Einsatz mit den damit verbundenen Lernchancen erläutert. Idealerweise ist das Peer-Feedback bereits in der Beschreibung der Lehrveranstaltung genannt.

Laut Topping gibt es 17 verschiedene Arten von Peer-Feedback. Prinzipiell evaluieren und bewerten Studierende den Prozess oder das Produkt anderer Mitstudierenden nach in der Regel vordefinierten Kriterien. In der klassischen Variante erarbeiten die Studierenden/Teilnehmenden eine Aufgabe, geben diese ab (oder laden sie auf ILIAS) und erhalten von Kolleg*innen Feedback und geben selbst mind. eines, bei einem Peer-Assessment sogar zwischen drei und fünf Feedbacks. Dieser Feedbackprozess kann sowohl anonym als auch innerhalb eines bekannten und über längere Zeit bestehenden Feedbackpaares erfolgen. Auch kann Feedback wechselseitig oder bunt gemischt innerhalb der Studiengruppe erfolgen und zwischen nur einem oder mehreren Feedbacks auch zu verschiedenen Phasen eines Arbeitsprozesses erfolgen.

Die gewählte Aufgabenstellung sollte den Studierenden/Teilnehmenden das Geben und Nehmen von Feedback ermöglichen. Bei der Umsetzung helfen konkrete Anleitungen, was, wann, worauf, in welcher Form… zu machen ist sowie klare mit dem Feedback verbundene Qualitätsmassstäbe wie Ziele, Kriterien, Standards. Zu Beginn gemeinsam zu diskutieren, was z.B. ein erfolgreiches Referat auszeichnet, hilft beobachtete Leistung zu bewerten und hilfreiche Rückmeldungen zu geben. Studierende/Teilnehmende sollten die Möglichkeit haben, in diese Diskussion, eigene Kriterien und Standards für gute Leistung einzubringen.

Ebenso sollten gemeinsam Regeln für das Geben und Nehmen des Feedbacks definiert werden. Dieses sollte spezifisch, präzise, konkret, konstruktiv, positiv, respektvoll und zeitnah sein. Feedbacknehmende sollten aufmerksam zuhören, sich Notizen machen, sich weder rechtfertigen oder Erklärungen geben und auf ihre intellektuellen und emotionalen Reaktionen achten. Feedback ist immer eine Anregung, bei dem der Feedbacknehmende entscheidet, was er in welcher Form umsetzen möchte.

Konkrete Aufgabenstellungen unterstützen den Peer-Feedback-Prozess. Impulsfragen können insbesondere unerfahrene Studierenden beim Erarbeiten und Formulieren eines lernförderlichen Feedbacks unterstützen. Impulsfragen sind leitende Fragen oder Satzanfänge, die Tipps, Hinweise oder Vorschläge geben, um schneller in den Feedbackprozess einzutauchen und diesen zu steuern (Hattie, 2014, S.149f.) Analog zu Feedback kann auch im Peer-Feedback die drei Ebenen von Feedback (nach Gan 2011 zitiert in Hattie, S. 150) aufgreifen und Feedback bezogen auf die Aufgabe, den Prozess oder die Selbstregulation geben. Ergebnisse der Gans Studien zeigen, dass ein Coaching von Schüler*innen, einen signifikanten Effekt auf die Qualität des Feedbacks hatte (vgl. Hattie, S. 151) und verdeutlicht die Notwendigkeit der Einführung und Begleitung von Peer-Feedback.

Empfohlene Tools

  • Peer-Feedback kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. In der einfachsten Form kommentieren Studierende die Beiträge von Kolleg*innen in einem ILIAS-Forum. Sollen die abgegebenen Beiträge umfangreicher, differenzierter oder mit multimedialen Beiträgen angereichert sein, kann auch mit einer Blog-Plattform wie wordpress (Blog-Plattform der HSLU) gearbeitet werden. Auch hier kann über die Kommentarfunktion Feedback gegeben werden.
  • Im interaktiven Video auf ILIAS oder auch auf SWITCHtube kann mit der Kommentarfunktion eine Rückmeldung zu einem produzierten Video gegeben werden. Auf diese Weise können auch Musikstücke oder Probeaufnahmen für ein Peer-Feedback verwendet werden.
  • Peer-Feedback kann auf ILIAS mit dem Objekt «Übung» durchgeführt werden. Dadurch werden die verschiedenen Schritte wie Aufgabenstellung, Evaluationskriterien und Abgabetermine gebündelt und elektronisch unterstützt. Die Zuteilung der Feedback-Gebenden zu den Arbeiten kann automatisch und sowohl anonymisiert als auch nicht anonym erfolgen. Auf der Internetseite der Uni Giessen finden sich Szenarien zu Peer Feedback und Tutorials zur technischen Umsetzung.

Nicht immer gelingt die Organisation und Begleitung des Peer-Feedback Prozesses auf Anhieb problemlos. Die Motivation der Studierenden/Teilnehmenden muss erst geweckt und das Geben von wirklich konkreten und hilfreichen Feedbacks geübt werden. Auch sollte die Dynamik der Gruppe und der Leistungsstand der einzelnen Gruppenmitglieder bei der Gestaltung des Feedbackprozesses berücksichtigt werden. Von diesen Herausforderungen sollte man sich motivieren und anregen lassen, vielleicht hilft ein Austausch mit dem ZLLF für neue Ideen weiter.

 

Weiterführende Links

Center for Teaching and Learning Universität Wien

Szenarien und Umsetzung von Peer-Feedback mit ILIAS der Uni Giessen

Feedback auf schriftliche Arbeiten – Peer-Review

Blogbeitrag Feedback in der Lehre

Blogbeitrag Feedback von Lernenden einholen

ZLLF-Webinare zu den Themen Feedback wirksam gestalten (14.12.2021 von 17.00 – 18.00 Uhr) und Peer-Feedback einsetzen und anleiten (13.01.2022 von 17.00 – 18.00 Uhr)

Anmeldung zu den Webinaren über ILIAS (Externe benutzen bitte das Login über SWITCHaai).

 

Quellen

Schulz, F. (2013). Peer Feedback in der Hochschule hilfreich gestalten. Onlinegestütztes Peer Feedback in der Lehrerbildung mit der Plattform PeerGynt. Technische Universität Kaiserslautern

Hattie, J. (2014). Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Hohengehren: Schneider

Hadi Bouzidi, L., & Jaillet, A. (2007). L’évaluation par les pairs pourra-t-elle faire de l’examen une vraie activité pédagogique ?. EIAH, France.

 

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