von Joanna Brunner Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2022
Zur Generation Z zählen Menschen, die um die Jahrtausendwende geboren worden sind. Doch wie ist es als ein Teil dieser Generation aufzuwachsen, zwischen digitaler und realer Welt, zwischen Selbstverwirklichung und Insta-Einsamkeit und dem Willen dazu zu gehören, aber auch einzigartig zu sein (Vapaux, 2021). Zur Lebenswelt dieser Generation gehören die digitalen Medien klar dazu. Die James Studie aus dem Jahre 2020 zeigt, dass die Handynutzung am Wochenende bei 5 Stunden am Tag liegt (S. 29). Doch was heisst das eigentlich für diese Generation Z? Welchen Einfluss nimmt die digitale Welt auf sie? In diesem Beitrag werden diese Fragen anhand von verschiedenen Forschungen genauer beleuchtet und die Bedeutung für die Praxis der Sozialen Arbeit erarbeitet.
Die James Studie zeigt, dass soziale Netzwerke neben Messenger Dienste die meist verwendeten Apps sind (Süss et al., 2020, S. 30). Die Untersuchungen von Dar Meshi und seinem Team zeigen, dass wir durch das Erhalten von Likes auf Social Media das Belohnungssystem im Hirn aktivieren und so eine Abhängigkeit entsteht (Meshi et al., 2013). So wirken diese Likes wie Drogen und wir wollen immer mehr.
Der Umgang mit digitalen Technologien enthält viele Chancen und Risiken, wie Wallensteiner (2018) in ihrer Masterarbeit aufzählt (S. 142-144). Dabei vergleicht sie verschiedene Chancen und Risiken in Unterthemen. In den sozialen Beziehung stellt sie Beispielsweise die virtuellen Online Gemeinschaften, welches sie als Chance sieht, der Einsamkeit und Beziehungsunfähigkeit als Risiko gegenüber (Wallensteiner, 2018, S. 142). Um die vielen positiven Effekte zu nutzen, darf die Wichtigkeit unsere psychische Gesundheit und somit die Nutzungsweise nicht vergessen werden (Wallensteiner, 2018, S. 144). Damit der Umgang mit digitalen Technologien und ihren Inhalten nicht belastend wird, sondern man davon profitieren kann. Dabei kann das Hinterfragen der eigenen Nutzung den Risiken vorbeugen und es kann früh an Gegenstrategien gearbeitet werden. Nur so kann eine hohe Resilienz erreicht werden und dies führt zu einem gesunden Umgang mit digitalen Medien (Wallensteiner, 2018, S. 145).
Im Buch «Mein Kind, sein Smartphone und ich» zeigt Twenge (2018) auf, dass gerade die Generation Z Schwierigkeiten mit der psychischen Gesundheit hat (Twenge, 2018, S. 148 ff.). Es fällt ihnen schwer sich als sehr glücklich zu bezeichnen. Die Generation Selfie, wie sie im Buch genannt wird, verzeichnet, wie auf der untenstehenden Grafik im roten Balken zu sehen ist, signifikant eine schlechtere psychische Verfassung auf als all die Generationen vorher (Twenge, 2018, S. 150). Es wurde festgestellt, dass dieser Abgang mit den digitalen Medien in Verbindung gebracht werden können. Durch die Konsumation von Sozialen Medien werden die perfekten Welten von ihrem Mitmenschen dargestellt. Die ständige Konfrontation, was andere alles erleben führt zu Einsamkeit (Twenge, 2018, S. 155)
Einen anderen Zusammenhang zwischen Konsum und sozialen Medien zeigt die Studie aus dem Jahre 2019 von der Stiftung MaLisa. Diese untersucht die weibliche Inszenierung in den neuen Medien. Auf dem Tool Youtube zeigt sich, dass nur die Frauen Gehör finden, welche sich vor allem mit Beauty, Food oder partnerschaftlichen Inhalten beschäftigen und diese veröffentlichen (MaLisa, 2019, S. 4). Siehe nächste Abbildung.
Dabei bekommen die männlichen Youtuber mit vielen verschiedenen Themen viel mehr Gehör (MaLisa, 2019, S. 5). Diese Statistiken zeigen ein stereotypische Geschlechterbild auf. Die Frau muss hübsch sein und in der Küche zeigen was sie kann. Sie ist ein zierliches Wesen, das offen über ihre Gefühle und ihre Beziehungen spricht (MaLisa, 2019, S. 8). Wobei der Mann vielfältiger sein kann und diversen Interessen nachgeht. Er treibt Sport oder ist witzig, bietet pure Unterhaltung. Meist ist er gross kräftig und treibt viel Sport (ebd.). Die untere Grafik zeigt die Themen auf in welchen Frauen und Männer gehör finden. Dabei ist auffällig, dass die Männer in den meisten Themen Oberhand aufweisen ausser im «How To».
Doch was bedeuten diese Informationen für die Professionellen der Sozialen Arbeit? Wie können wir die Generation Z so unterstützen, damit sie den vorliegenden Einfluss von sozialen Medien verarbeiten und reflektieren können?
Darüber hat sich Gabriel Duss (2022) in seiner Bachelorarbeit Gedanken gemacht. Er fokussierte sich klar auf die Stärkung der Informationskompetenz der Jugendlichen für den Umgang mit neuen Medien (Duss, 2022, S. 3). Eine klare Möglichkeit sieht er in der Übermittlung von Wissen von Peer zu Peer (Duss, 2022, S. 39). Dies ist jedoch im Setting einer offenen Jugendarbeit schwer umzusetzen, da die Jugendliche schwer zu begeistern sein könnten für das Thema Informationskompetenzen (Duss, 2022, S. 41). Daher schlägt Duss vor sich mit Bildungsinstitutionen zu vernetzen, um dort mit dieser Methode besser Anklang finden zu können (Duss, 2022, S. 52).
Wie zu sehen ist, sind bereits Erkenntnisse zum Medienkonsum und seinen Auswirkungen vorhanden. Trotzdem treffe ich es gerade im offenen Kinder und Jugendlichen Setting selten an, dass diese Auseinandersetzung oder das Aufgreifen des Wissens über Chancen und Risiken digitalen Technologien bei der Zielgruppe konkret stattfindet. Daher fordere ich uns Professionelle der Sozialen Arbeit an der Front auf sich bewusster mit diesem Thema im Zusammenhang mit der Zielgruppe Kinder und Jugendlichen auseinanderzusetzen. Ich fordere von unserer Fachverbänden mehr Handlungsmethoden und auch Diskussionen zu einer gemeinsamen Haltung zum Umgang mit digitalen Medien, so dass wir als Fachleute unseren Beitrag leisten, um diese und weitere Generationen bei den Herausforderungen von bspw. Social Media begleiten zu können.
Literaturverzeichnis
Duss, Gabriel. (2022). Informationskompetente Jugendliche—Stärkung der Informationskompetenz in der Offenen Jugendarbeit.
MaLisa, Stiftung. (2019). Selbstinzenierung-in-den-neuen-Medien.pdf. https://malisastiftung.org/wp-content/uploads/Selbstinzenierung-in-den-neuen-Medien.pdf
Meshi, Dar, Morawetz, Carmen & Heekeren, Hauke. (2013). Nucleus accumbens response to gains in reputation for the self relative to gains for others predicts social media use. Frontiers in Human Neuroscience, 7. https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fnhum.2013.00439
Süss, Dr Daniel, Waller, Gregor, Jael, Bernath, Lilian, Suter, Gregor, Waller, Céline, Külling & Isabel, Willemse. (2020). Ergebnisbericht zur JAMES-Studie 2020. 76.
Twenge, Jean M. (2018). Me, My Selfie and I: Was Jugendliche heute wirklich bewegt. Mosaik.
Wallensteiner, Elisa. (2018). Digitale Resilienz in einer vernetzten Welt—Über Chancen und Risiken der Nutzung digitaler Technologien für unsere psychische Gesundheit und sozialen Beziehunge. Universität Salzburg. https://eplus.uni-salzburg.at/obvusbhs/content/titleinfo/5028743/full.pdf
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