Dienstpläne gehören zum Schichtbetrieb und sind zugleich ein sensibles Führungsinstrument. Meine Erfahrung zeigt: Es lohnt sich, wer Mitarbeitenden Verantwortung gibt, gewinnt an Vertrauen, Zufriedenheit und Effizienz.
Vor vier Jahren arbeitete ich im Rettungsdienst. Monatlich erhielt ich zwei bis drei Dienstwünsche, welche rund drei Monate im Voraus geplant werden mussten. Theoretisch ganz einfach, praktisch jedoch eine Herausforderung. Kaum war der Dienstplan veröffentlicht, begann der Tauschhandel:
«Wer übernimmt meine Schicht?»
«Kannst du mir den Sonntag abnehmen?»
Der Dienstplan wurde zur täglichen Tauschbörse. Die Dienstplanung war nicht nur unflexibel, sie war auch ein Machtinstrument der Führung. Es liess wenig Spielraum für individuelle Lebenssituationen zu.
Ein echter Paradigmenwechsel
2023 übernahm ich eine Führungsfunktion. Mein Ziel: ein Arbeitsumfeld, das Mitarbeitende stärker einbindet und die einzelnen Bedürfnisse beachtete. Wir führten die partizipative Dienstplanung ein. Dabei handelt es sich um ein System, in dem Mitarbeitende ihre Arbeitszeiten aktiv mitplanen, statt passiv darauf zu warten wann sie frei bekommen.
Im Rahmen meines EMBA-Studiums beschäftige ich mich mit modernen Führungsansätzen. «New Work» als Megatrend lautet das Stichwort: Selbstverantwortung und Vertrauen statt Kontrolle. In der Theorie einfach und logisch. Aber wie sieht dies in der Praxis aus?
Es bedeutet einen echten Paradigmenwechsel. Weg von Kontrolle, hin zu Vertrauen. Als Führungskraft gebe ich heute nur noch die Rahmenbedingungen vor. Mitarbeitende tragen heute ihre Dienstwünsche ein anstelle von Freiwünsche. Die partizipative Dienstplanung ist mehr als ein organisatorisches Tool, es ist ein kultureller Wandel.
Die Verantwortung für den Dienstplan liegt bei den Mitarbeitenden. Das verlangt nach Selbstdisziplin und Transparenz. Es braucht klare Regeln, wie die partizipative Dienstplanung innerhalb des Teams gelebt wird. Dazu braucht es eine Kultur das Vertrauen, Kommunikation und Zusammenarbeit fördert. Die Eigenverantwortung wird zum essenziellen Bestandteil einer partizipativen Planung.
Mehr Autonomie = mehr Zufriedenheit
Die Umstellung braucht Zeit, bringt aber spürbare Vorteile mit sich. Mitarbeitende erleben mehr Autonomie und eine bessere Work-Life-Balance. In unserem Fall führte das zu weniger Krankheitsausfällen und einer deutlich tieferen Fluktuation.
Auch für Führungskräfte ergeben sich klare Vorteile: Weniger dienstplanerische Zeitressourcen, schnellere Planungsergebnisse und eine gleichmässigere Verteilung der Verantwortung im Team. Der Dienstplan wird vom Kontrollinstrument zur Kommunikationsplattform.
Heute sehe ich Dienstplanung als Ausdruck einer modernen Führungskultur. Mit den richtigen Rahmenbedingungen, passenden Tools und einer unterstützenden Unternehmenskultur wird sie zu einem echten Instrument der Mitarbeiterbindung und kommt weg von altertümlichen Tauschbörse.

Mitarbeitende im Rettungsdienst: Partizipative Dienstplanung erhöht die Zufriedenheit.
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