„Ich krieg die Krise!» – Warum Krisen oft eine Frage der Perspektive sind

Der Begriff «Krise» ist allgegenwärtig – mal als kleiner Ärger, mal als existenzielle Bedrohung. Wie wir sie erleben, hängt entscheidend von unserer Perspektive ab. Das Beispiel der Versicherungsbranche zeigt, dass es entscheidend ist, verschiedene Blickwinkel einzunehmen, Rollen zu verteilen und Begriffe zu definieren. So meistert man nicht nur Krisen, sondern stärkt auch die Zusammenarbeit.

Ob ein Fleck auf dem Lieblingspullover, die Niederlage der Lieblingsmannschaft oder ein stockender Schadenfall bei der Versicherung – der Begriff «Krise» ist subjektiv geprägt.

Für Versicherungskunden kann eine verzögerte Schadensbearbeitung existenziell erscheinen, während dies für Mitarbeitende möglicherweise eine alltägliche Herausforderung ist. Umgekehrt kann ein technischer Ausfall intern als kritisch eingeschätzt werden, selbst wenn Kunden davon kaum etwas bemerken.

In meiner Rolle als Business Resilience Manager bei der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG bedeutet eine Krise ein Ereignis, das Geschäftsprozesse stört, das Vertrauen der Kunden erschüttert oder sogar die Existenz des Unternehmens gefährden kann.

Effizientes Incident Management ist gefragt

Ein aktuelles Beispiel: Der Software-Panne von «Crowdstrike» legt 2024 viele Geräte lahm. Dank effizientem Incident Management spürten bei uns jedoch nur wenige Kunden die Auswirkungen. Gerade in einem globalen und komplexen Umfeld ist der professionelle Umgang mit solchen Situationen entscheidend, insbesondere wenn sensible Daten und hohe Kundenerwartungen im Spiel sind.

Im CAS Krisenmanagement & Organisationale Resilienz lernen wir, Krisen in Kategorien zu strukturieren – von Störung über Notfall bis zur Katastrophe. Klare Rollenverteilung, definierte Eskalationswege und das Einbeziehen verschiedener Perspektiven ermöglichen eine schnelle und angemessene Reaktion.

Klare Strukturen fördern auch Zusammenarbeit und Wachstum

Bei der Zürich setzen wir auf regelmässige Krisenstabsübungen, offene Kommunikation und den aktiven Austausch von Erfahrungen. So schaffen wir eine Kultur des gemeinsamen Lernens, die nicht nur die Resilienz der Organisation, sondern auch die Zusammenarbeit stärkt.

Krisen sind nicht nur das, was passiert, sondern vor allem, wie wir sie wahrnehmen und darauf reagieren. Wer offen für unterschiedliche Sichtweisen bleibt und strukturiert handelt, verwandelt Krisen in Lernmomente und stärkt die Resilienz der Organisation. Denn: Aus jeder Krise kann nachhaltiges Wachstum entstehen – wenn wir gemeinsam daraus lernen.

Fehlerhafte Software-Updates zählen zu den Krisen, von denen der Kunde im Idealfall nichts mitbekommen sollte. (Bild: Ilya Pavlov auf Unsplash)

Michael Da Silva

Michael Da Silva ist Business Resilience Manager bei der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den "CAS Krisenmanagement & Organisationale Resilienz" an der Hochschule Luzern

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