Visualisierung des Seestern-Retroformats mit fünf Gefässen zur Reflexion zu Teamprozessen: Start, Stopp, Weniger, Mehr, Weiter

Seesterne im Change Management – Beteiligung schafft Bewegung

Komplexe Veränderungen brauchen gemeinsame Energie. Ein strukturierter Workshop fördert Beteiligung, schafft Orientierung und bringt Teams ins Handeln. Die «Seestern»-Methode hilft – am besten ohne grosse Erklärungen. 

Pro Senectute Kanton Luzern arbeitet in sieben Bereichen mit über 1300 Freiwilligen. Vor rund einem Jahr stand ich als Koordinator vor der Aufgabe, ein top-down Handbuch bereichsübergreifend umzusetzen. Die Bereiche hatten jedoch unterschiedliche Bedürfnisse und Schwerpunkte. Eine anspruchsvolle Ausgangslage – Führung trifft auf Eigenverantwortung.

Der Schlüssel liegt in der Reflexion

Für ein partizipatives und strukturiertes Kick-off suchte ich nach einer passenden Methode. In meiner Weiterbildung zum Executive MBA an der Hochschule Luzern entdeckte ich, wie lernende Organisationen komplexe Veränderungen gemeinsam meistern. Besonders geprägt haben mich Retrospektiven, deren Prinzipien sich vielseitig anwenden lassen.

Für unser Kick-off wählte ich das Retro-Format «Seestern». Statt langer Erklärung sagte ich nur: „Heute probieren wir etwas Neues aus.“

Die fünf Fragen des Seesterns

Der Seestern lädt mit fünf einfachen Fragen zur Reflexion ein:

Visualisierung des Seestern-Retroformats mit fünf Gefässen zur Reflexion zu Teamprozessen: Start, Stopp, Weniger, Mehr, Weiter
Das Seestern-Format als visueller Kompass.
  • Start: Was wollen wir neu beginnen?
  • Stopp: Was beenden wir, weil es uns nicht weiterbringt?
  • Weniger: Wovon braucht es weniger?
  • Mehr: Wovon brauchen wir mehr?
  • Weiter: Was läuft gut und soll weitergehen?

Wir durchliefen gemeinsam drei Schritte:

  1. Reflexion mit Seestern
    Die fünf Fragen lenkten den Blick auf Erfolge, Lücken und Verbesserungsmöglichkeiten.
  2. Clustern und priorisieren
    Wir ordneten die Beiträge, fassten sie zu Themen zusammen und bewerteten sie gemeinsam. So entstanden Schwerpunkte, hinter denen alle standen.
  3. Massnahmen festlegen
    Zu den wichtigsten drei Themen formulierten wir konkrete Schritte und hielten sie schriftlich fest. Der Startschuss für die Umsetzung war gefallen.

Check-in und Check-out

Zu Beginn teilte jede Person in einem Satz ihre Erwartung. Mit diesem Check-in ging es mir darum, den Fokus zu schärfen und einen gewissen Grad an Ergebnis-Offenheit. Zum Schluss blickten alle zurück und schrieben dies auf Post-its: I like für das, was gefallen hat und I wish für Wünsche an die künftige Zusammenarbeit. Beispielsweise las ich unter I Like «Klarheit und konkrete Massnahmen» oder «gemeinsames Erarbeiten». Unter I wish schrieben die Teilnehmenden «zeitlicher Anschluss: dra bliebe» oder «mehr Zeit für Austausch».

Fazit: Der erste Schritt macht den Unterschied

Komplexe Veränderungen brauchen Raum für Reflexion und Beteiligung. Das Seestern-Format schuf einen partizipativen Start, der Motivation freisetzte und Klarheit brachte. Von den Teilnehmenden hörte ich Sätze wie: „Die gemeinsame Priorisierung war besonders wirksam“ oder „Ich fühlte mich gehört und verstanden“.

Heute lebt das Team eine Kultur des Miteinanders und verfolgt gemeinsame Ziele. Manchmal beginnt dieser Prozess mit einem Seestern – ohne dass man ihn gross erklären muss.

Mehr zum Thema Retrospektiven haben Samira Amicone
und ich im KMU-Magazin vom 21. August 2025 veröffentlicht.

Kilian Schmidig

Kilian Schmidig ist Bereichsleiter Zentrale Dienste bei Pro Senectute Kanton Luzern und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern.

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