Seit der Corona-Pandemie fehlt es unserer Gastronomie- und Hotelbranche an Personal. Wir müssen Lösungen finden, denn nicht nur die Ressourcen sind knapp, auch die Laufwege des Personals sind zu lang. Die Open Shuttle Roboter eines österreichischen Herstellers kommen Ende November zum ersten Mal zum Einsatz und liefern Speis und Trank direkt an den Tisch. Die Mitarbeitenden haben so mehr Zeit, sich persönlich um die Wünsche der Gäste zu kümmern.
Als ich das erste Mal mit dem Management Modell des Executive MBA Luzern in Berührung gekommen bin, ist mir sofort der zentrale Satz ins Auge gestochen: «Der Mensch in seiner Rolle im Unternehmen». Besonders in meiner Branche, der Hotellerie bzw. Gastronomie, steht der Mensch in Zentrum jedes Handels. Wir brauchen top ausgebildetes, geschultes und motiviertes Personal in allen Abteilungen, um den Gästen schöne Stunden zu können.
Bei uns in der Gastronomie- und Hotelbranche fehlt es derzeit an genau diesem Personal. In diesem Tagesanzeiger-Artikel wird die Thematik ziemlich treffend beschrieben.
Ob sich die Situation in absehbarer Zeit ändern wird, wissen wir derzeit nicht. Wenn wir ein pessimistisches Szenario wählen und sagen, der Fachkräftemangel bleibe oder verschärfe sich sogar noch weiter, muss die Branche reagieren.
Unsere Servicemitarbeitenden laufen jeden Tag zehn Kilometer. Wer ist beim Gast?
Im Campus Hotel Hertenstein haben zuerst im Detail analysiert, welche Laufwege unsere Mitarbeitenden im Service pro Arbeitstag bewältigen müssen. Im Schnitt läuft ein Servicemitarbeitender um die 10’000 Schritte pro Arbeitstag. Die meistgelaufene Strecke ist zwischen Küche und den Gästen an den Tischen im Restaurant.
Alle zehn beobachteten Servicemitarbeitenden sagten uns, dass sie mehr Zeit bei den Gästen im Restaurant verbringen möchten.
Auf diese Weise könnten die Gäste individueller beraten werden. Dies würde auch den Pro-Kopf-Umsatz steigern. Wir kamen zur Erkenntnis, dass wir vor einem Problem stehen. Erstens finden wir keine passend qualifizierten Mitarbeitenden im Arbeitsmarkt. Zweitens verbringen die Mitarbeitenden viel zu viel Zeit mit Transportgängen und zu wenig Zeit beim Gast am Tisch. Somit war für uns in der Geschäftsleitung klar, dass wir eine technische Lösung finden müssen, welche die Laufwege unserer Servicemitarbeitenden reduziert.
Kellner und Roboter sorgen gemeinsam für einen besseren Service
Glücklicherweise eröffnen wir in den nächsten Monaten ein weiteres Hotel unserer Unternehmensgruppe in Vitznau, DASMORGEN. Sehr schnell war der Plan gefasst, in einer der gastronomischen Zonen im Erdgeschoss eine Art «Versuchslabor» einzurichten: Ein Roboter serviert dem Gast seine bestellten Speisen an den Tisch! Das gab es in dieser Form noch nie in der Schweiz. Nach langer Suche haben wir einen technischen Partner gefunden, welcher uns eine automatisierte Transportlösung für die oben beschriebenen Laufwege der Servicecrew anbietet. Die Logistikfirma Knapp AG aus Österreich bietet autonome und mobile Roboter namens Open Shuttle an.
Roboter bringen und holen selbstständig die Speisen – die Servicemitarbeitenden sind beim Gast
Diese Open Shuttle können bis zu zwei Servicetablette mit einer maximalen Grösse von 600 mal 40 Zentimeter transportieren. Sie bewegen sich völlig autonom zwischen fixen und temporären Hindernissen im Gastraum mit maximal 1.6 Metern pro Sekunde. Mittels integrierter Fördertechnik, das heisst, einem mit Rollen angetriebenen Fliessband, können die Tablare automatisch bei der Küche aufgeladen und beim Gast abgeladen werden. Die Steuerung erfolgt durch das Servicepersonal oder den Gast, die dem Roboter seine Transportaufträge zuweisen können. Dafür benutzen sie die App Taste4me, die wir selbst entwickelt haben.
Unser Ziel ist eine Halbierung der derzeit 10’000 gelaufenen Schritte pro Arbeitstag. Somit haben die Servicemitarbeitenden mehr Zeit, den Gast bei der Speisen- bzw. Weinauswahl zu beraten.
(Randbemerkung, Shuttle wurden am 18. Oktober 21 geliefert, vollständige Einsatzbereitschaft des Systems ist Ende November 2021)