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Kein altes Eisen: Wie lokales Recycling die Resilienz der Schweizer Industrie sichert

Recycling ist mehr als Umweltschutz – es stärkt die Unabhängigkeit der Schweiz. Im Stahlwerk Emmenbrücke zeigt sich, wie lokales Handeln globale Lieferketten entlastet und ein Schlüssel zu wirtschaftlicher Resilienz wird.

Ein gleissender Lichtbogen flackert, Funken sprühen, das Dröhnen des Schmelzofens erfüllt die Halle.

Meterlange Graphitelektroden tauchen in das Innere eines schnell aufglühenden Schrotthaufens. Die Energie im Raum ist quasi physisch zu spüren. Hier, in Emmenbrücke, verwandelt sich Altmetall in neuen Stahl – präzise gesteuert, ressourcenschonend und nahezu CO₂-neutral.

Die Swiss Steel Group macht nicht einfach Stahl. Durch konsequentes Recycling trägt sie zur Nachhaltigkeit der Gesellschaft bei und macht die Schweiz unabhängiger von weltweiten Lieferketten.

Wir beide absolvieren derzeit den MBA an der Hochschule Luzern. Bei dieser Management-Weiterbildung dreht sich vieles um Nachhaltigkeit und Resilienz. In unserem beruflichen Alltag bei der Swiss Steel Group erleben wir hautnah, wie diese Themen ihre Wirkung entfalten.

Recycling für weniger Importabhängigkeit

Das hiesige Stahlwerk ist einer der grössten Recyclingbetriebe der Schweiz und stellt den Stahl mit Hilfe eines Elektrolichtbogenofens her. Während in der klassischen Stahlproduktion Berge von Kohle und Erz in rauchenden Hochöfen landen, wird hier sorgsam sortierter Stahlschrott eingeschmolzen. Dieses Recycling stösst im Gegensatz zur Produktion in klassischen Hochöfen nur rund 10% der CO2-Menge pro Tonne Rohstahl aus.

Marvin Stenzel, Co-Autor dieses Artikels, sorgt genau hier, beim Einschmelzen, für den optimalen Einsatz der Ressourcen. So kommt beispielsweise überwiegend CO2-neutraler Strom zum Einsatz. Durch das Schliessen lokaler Kreisläufe reduzieren wir die Importabhängigkeit und steigern die Resilienz des Werkplatzes Schweiz.

Konsequentes Kreislaufdenken

Der Kreislaufgedanke ist ganzheitlich zu betrachten. Wir schonen die Ressourcen, indem wir Nebenprodukte rezyklieren. Zinkstaub oder EOS-Schlacke, die bei der Stahlherstellung anfallen, werden andernorts wiederverwendet.

Auch Verbrauchsgüter wie Feuerfestmaterial oder Aluminium, mit denen wir die Schmelze behandeln, stammen aus Recyclingprozessen.

Nachhaltigkeit endet jedoch nicht am Werkstor: Co-Autor Marcel Rey berät die Schweizer Bauindustrie. Sein Ziel: Zeigen, wie unsere Spezialstähle Bauwerke (z. B. Brücken oder Parkhäuser) langlebiger machen und aufwändige Instandsetzungen reduzieren.

Das lokale Recycling reduziert also die Transportwege und die Abhängigkeiten vom Ausland. Das stärkt unsere Versorgungssicherheit und die industrielle Resilienz. Ein strategischer Faktor für die Schweiz – weit über ökologische Argumente hinaus.

 

Recycling und Wasserkraft sorgen für ein nachhaltiges Produkt (zvg Swiss Steel Group)

Elektrolichtbogenofen: In diesem Aggregat wird aus Schrott neuer Stahl erzeugt (zvfg Swiss Steel Group)

Marvin Stenzel, Marcel Rey

Marvin Stenzel ist Fachverantwortlicher Schmelzbetrieb, Marcel Rey Business Development Manager bei der Swiss Steel Group in Emmenbrücke. Beide absolvieren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung den MBA an der Hochschule Luzern.

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