Bild eines Bombenkraters auf einem asphaltierten Platz von mehreren Metern Durchmesser und Tiefe.

Krisen und Resilienz: Was man von Grossbritannien lernen kann

Als ehemalige Kolonialmacht muss sich Grossbritannien seit langem mit Terroranschlägen auseinandersetzen. Die dortigen Massnahmen zeigen, wie die Bevölkerung auf verschiedene Szenarien vorbereitet werden kann.

Vor gut hundert Jahren verübte die Irish Republican Army (IRA) ihre ersten Anschläge. In London war es früher unmöglich, einen öffentlichen Abfalleimer zu finden oder das Velo bei einem öffentlichen Gebäude abzustellen – zu gross war das Risiko, dass die IRA diese als Vehikel für eine Bombe gebrauchen könnte. Nach dem Karfreitag-Abkommen 1998 änderte sich dies und die Stimmung entspannte sich merklich.

Leider war dieser Lichtstrahl nur von kurzer Dauer. Mit 9/11 brach ein neues Zeitalter des Terrorismus an. Am 7. Juli 2005 starben in London 52 unbeteiligte Menschen, mit fast 800 Verletzten durch vier Selbstmordattacken. 2017 erlebte die Bevölkerung von London mehrere Attacken, unter anderem die bei London Bridge.

Da ich lange in England arbeitete, war ich von diesen Bedrohungen selbst betroffen. Bei der Arbeit, u.a. bei der Polizei, wurde ich auf verschiedene Gefahren geschult.

Derzeit absolviere ich den CAS Krisenmanagement und organisationale Resilienz. Hier wird betont, wie Vorbereitungen auf Krisen auch die Resilienz stärken – Grossbritannien ist ein gutes Beispiel dafür.

Die Bevölkerung auf Unerwartetes vorbereiten

In Grossbritannien sind regelmässige Schulungen über mögliche Gefahren Pflicht. Teils über E-Learning-Sessions online, teils über Info-Veranstaltungen am Arbeitsplatz wird das richtige Verhalten bei Feuer, Bomben oder beim Eindringen von gefährlichen Personen geschult.

Dazu kommen regelmässige ‘Drills’, also Übungen. In England werden vor allem zwei Szenarien geübt:

  • Evakuation – das Verlassen des Gebäudes bei Feuer oder einer anderen Gefahr innerhalb dessen, z.B. vermeintliche Bombe
  • ‘Invakuation’ oder Lockdown – Abriegelung und Schutzsuche bei Eindringen von gefährlichen Personen aber auch z.B. bei Rauchentwicklung in der Nähe

Dem Publikum angepasst

Auch in Schulen und Kindergärten in Grossbritannien finden mit den Kindern regelmässig Übungen statt, wobei dies altersgemäss vermittelt wird. Jedes fünfjährige Kind kann Ihnen sagen, wohin es gehen und auf was es achten muss, wenn der Feueralarm losgeht.

Mit eingeübten Szenarien bestehen sowohl ein gemeinsames Vokabular als auch bestimmte eingespielte Vorgänge. Darauf lässt sich in einem Ernstfall, auch unerwarteter Natur, zurückgreifen.

 

Bild eines Bombenkraters auf einem asphaltierten Platz von mehreren Metern Durchmesser und Tiefe.
Bei der Detonation zweier Autobomben der IRA am 7. Oktober 1996 in Thiepval Barraks, Nordirland, starb ein Mann, dreissig weitere Menschen wurden verletzt. Ungewöhnlicherweise hatte es vor dem Attentat keine Ankündigung gegeben. [© Crown copyright reproduced under delegated authority from The Keeper of Public Records. Image: IWM (HU 98372)]

Tina Vaaler

Tina Vaaler hat lange in England gearbeitet (u.a. bei der Polizei). Sie absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den ‘CAS Krisenmanagement und organisationale Resilienz’ an der Hochschule Luzern.

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