Unternehmen werden oft von Risiken überrascht, obwohl sie diese identifizieren und bewerten. Eine risikobasierte Überwachung kann helfen, wertvolle Vorwarnzeit zu generieren.
Am 1. Juni 2025, dem letzten Tag des langen Christi Himmelfahrt Wochenendes, setzte die Nationale Alarmzentrale des Bundes (NEOC) eine Warnmeldung ab: Ein geomagnetischer Sonnensturm der Stufe 4 von 5 sollte in den frühen Abendstunden Europa treffen. Dies könnte GPS-Systeme, GSM-Netze und Stromanlagen stören. Für die SBB AG, die ein eigenes GSM-Netz betreibt, hatte diese Warnung hohe Bedeutung. Ein Ausfall hätte zu einem grossflächigen Bahnbetriebsunterbruch führen können.
Vorausschauendes Handeln ist entscheidend
Als Fachleiter Krisenmanagement bei den SBB beschäftige ich mich unter anderem mit integriertem Konzernlagemonitoring. Ziel ist es, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, um betroffene Stellen zu informieren und Vorbereitungen zu treffen. Nicht alle Bedrohungen sind vorab erkennbar, wie Erdbeben. Viele sind aber durch Monitoring identifizierbar. Im Rahmen des Executive MBA an der HSLU habe ich Inputs erhalten, um das Monitoring strategisch weiterzuentwickeln.
Eine Investition in die Widerstandskraft des Unternehmens
Ein Monitoring erfordert Kenntnis der Unternehmensrisiken. Diese Einschätzung hilft, sich sinnvoll zu fokussieren. Die Wahrscheinlichkeitseinschätzung allein reicht nicht aus. Erst durch Überwachung relevanter Indikatoren kann ein bevorstehender Risikoeintritt erkannt werden. Informationsquellen müssen laufend überprüft, Meldungen beurteilt und Schlüsse gezogen werden. Ein Monitoring ist ein wertvolles Werkzeug für das Management, um sich auf Risiken vorzubereiten und präventive Massnahmen zu ergreifen.
Eine Investition in die Widerstandskraft des Unternehmens
Eine kontinuierliche Überwachung ist wie ein Fieberthermometer, das die «Temperatur» der Risiken misst. Erhöhte Temperatur signalisiert steigende Wahrscheinlichkeit eines Risikoeintritts. Dieses Monitoring ist anspruchsvoll und zeitintensiv, wirkt aber wie eine regelmässige Vorsorgeuntersuchung. Es ist eine Investition in die Gesundheit und Widerstandskraft eines Unternehmens.
Im erwähnten Fall wurde die Leitstelle Bahnverkehr Schweiz über die Warnung informiert. Es wurden Szenarien entwickelt, um auf mögliche Auswirkungen zu reagieren. Fazit: Das Best-Case Szenario trat ein. Wir wären von den anderen Szenarien nicht überrascht worden, hätten schnell und koordiniert reagieren und die Auswirkungen auf unsere Kunden minimieren können.
