In einer Welt, die von komplexen Herausforderungen und interdisziplinären Ansätzen geprägt ist, wird die Rolle der militärischen Erfahrung zunehmend hinterfragt. Wie die Stabsarbeit künftig diverser aufgestellt werden kann, zeigt sich am Beispiel des «Process Communication Model» (PCM).
Braucht man heutzutage noch einen militärischen Hintergrund für die Arbeit im Krisenstab? Als Fachexperte Krisenmanagement für die SBB werde ich oft gefragt, ob ich einen militärischen Hintergrund habe. Auf meine Verneinung hin ernte ich jeweils erstaunte Blicke.
Sechs Persönlichkeitsprofile
Stabsarbeit muss divers aufgestellt werden. Das bestätigte mir vor Kurzem ein zweitägiger Kurs zum Thema «Process Communication Model (PCM)». PCM beschreibt sechs verschiedene Persönlichkeitsprofile (Emphatiker, Denker, Rebell, Beharrer, Macher, Träumer), die jeweils spezifische Stärken und Präferenzen in der Kommunikation haben.
Indem man diese Profile versteht, können Führungskräfte in Krisenstäben gezielt auf die individuellen Bedürfnisse und Kommunikationspräferenzen ihrer Teammitglieder eingehen. Basierend auf dem PCM-Modell sollten demnach bei einer Stabszusammensetzung folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Nur durch die Kombination von logischer Analyse, empathischer Teamarbeit, kreativen Lösungsansätzen und pragmatischer Durchsetzungskraft kann ein Krisenstab wirklich effektiv agieren
- Die Zukunft der Stabsarbeit wird weniger durch starre Hierarchien und traditionelle Rollenbilder bestimmt, sondern durch Diversität, Flexibilität und die Anerkennung der individuellen Stärken jeder Persönlichkeit.
- PCM betont, dass jede Persönlichkeit wertvolle Beiträge leistet, was zu einer inklusiveren Arbeitsumgebung führt. In Krisenstäben kann dies bedeuten, dass unterschiedliche Perspektiven und Ansätze bei der Problemlösung mehr Raum erhalten. Dies steigert nicht nur die Effektivität des Teams, sondern fördert auch die Chancengleichheit, da verschiedene Persönlichkeiten ihre Stärken einbringen können.
Krisenkommunikation muss angepasst sein
Die Krisenkommunikationsmethoden, die ich derzeit im CAS Krisenmanagement und organisationale Resilienz an der HSLU vertiefe, bestätigen meinen Eindruck: Man muss unterschiedliche Kommunikationsstile und individuelle Bedürfnisse der Teammitglieder berücksichtigen – etwa durch die Anpassung von Botschaften für analytisch denkende Menschen versus emotionalere Persönlichkeiten. Und für das braucht es nicht mehr zwingend militärisch ausgebildetes Stabs- und Führungspersonal.