Krisenmanagement: Was wir vom Sport lernen können

Sportliche Krisen erfordern effektives Krisenmanagement. Was kann man aus dem Eishockey für das Krisenmanagement in der Geschäftswelt lernen? Es geht ums Üben, Feiern, Zurückschauen – und um Personalentscheide. 

Es beginnt mit der dritten Niederlage in Serie. Das Team wird nervös, man stellt Dinge in Frage. 17 Jahre lang stand ich als Eishockeytrainer in der höchsten Amateurliga an der Bande – und habe die eine oder andere Krise erlebt. Als Leiter ICT Betrieb und Mitglied der Geschäftsleitung einer mittelgrossen IT-Firma sehe ich einige Parallelen beim Krisenmanagement im Sport und im beruflichen Umfeld.

Sport oder Business: Krisen sind ähnlich

Sowohl im Sport als auch in der Geschäftswelt haben Krisen ähnliche Dynamiken, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für eine effektive Krisenbewältigung. Im Rahmen meiner Weiterbildung CAS Krisenmanagement und organisationale Resilienz hat sich dieser Eindruck bestätigt.

Ich als Krisenmanager muss unter stressigen Situationen meine Belastbarkeit, verantwortungsvolles Führen und Entscheiden stets unter Beweis stellen. Auch habe ich die Aufgabe Vorbild zu sein und die Teammitglieder zu inspirieren und in hektischen Situationen mit hoher Disziplin zu agieren. Mein strategisches Denken hilft mir dabei die Firma so rasch als möglich aus der ausserordentlichen Lage hinauszuführen.

Wenn es der Mannschaft gut läuft, braucht es den Übungsleiter eigentlich nicht.

Was für eine Firma gilt, ist nicht anders im Sport. Als Trainer einer Mannschaft bin ich nichts anderes als ein Krisenmanager. Wenn es der Mannschaft gut läuft, braucht es den Übungsleiter eigentlich nicht.

Vier Tipps für eine sportliche Herangehensweise

Bei einer Leistungskrise braucht es die Fähigkeit des Coaching-Teams, Lösungen zu finden, um die Mannschaft zurück auf die Erfolgstrasse zu führen. Aus meiner Zeit als Eishockey-Coach nehme ich insbesondere vier Merksätze mit für mein Krisenmanagement im Geschäftsalltag.

  • Übung macht den Meister. Zurück auf die Erfolgsstrasse findet man, wenn die Spieler ihre Rolle kennen und Vertrauen in das Trainierte haben. Im Sport heisst das: trainieren, trainieren, trainieren. Im Krisenmanagement: üben, üben, üben.
  • Das Team bunt zusammensetzen. Es gilt, alte Denkweisen zu hinterfragen, um neue, innovative Lösungen zu finden. Dabei ist die Zusammensetzung des Teams wichtig. die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, zum Beispiel Denker, Macher, Kommunikatoren, Innovatoren, Skeptikern, Ruhepole, Optimisten oder Netzwerker. Ein Team, gespickt mit «Ronaldos» wird es schwierig haben, aus der Krise zu finden.
  • Erfolge feiern. Die Anerkennung von Erfolgen motiviert Menschen und Teams und gibt ihnen das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Sie stärken das Selbstbewusstsein, schaffen eine emotionale Bindung und bieten einen Moment der Entspannung. Das heisst, auch die persönliche und organisationale Resilienz wird automatisch erhöht. Jeder von uns hat die Bilder der jubelnden Spielerinnen und Spieler im Kopf nach dem Gewinn eines Titels. Was für den Sport gilt, dürfen wir im Geschäft nicht vergessen! Das hat auch dieses Team mehr als verdient.
  • Zurückschauen und analysieren. Nach der Krise ist vor der Krise, heisst: Wir müssen aus der Vergangenheit lernen, um für die Zukunft noch besser vorbereitet zu sein. Darum ist es wichtig sich die Zeit zu nehmen, die Krise zu analysieren – After Action Review. Was haben wir gut gemacht, was weniger? Ein strukturiertes Vorgehen bietet sich auch hier an. Darum ist jede Krise auch eine Chance, sei es in der Firma, im Sport und auch im Privaten!

Krisenmanagement ist kein Spass, kann aber trotzdem Freude bereiten. Komplexe Probleme zu lösen schafft ein Gefühl von Erfolg und Stolz. Solche Situationen schweissen das Team zusammen. Der Druck, der in solchen Momenten herrscht, kann zusätzliche Energie freisetzen und leistungssteigernd wirken.

Erfolge sollen gefeiert werden: Der BSC YB kürte sich diesen Frühling zum Meister (Bild: Raphael Moser)

Andreas Beutler

Andreas Beutler ist Leiter ICT Betrieb/Mitglied der Geschäftsleitung der aity AG und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation das CAS Krisenmanagement und organisationale Resilienz an der Hochschule Luzern.

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