Der Fachkräftemangel ist derzeit ein grosses Problem auf dem Arbeitsmarkt. Für Unternehmen wird es über die Zeit unausweichlich werden, junge Arbeitnehmer*innen der Generation Z rekrutieren zu müssen und daher zu verstehen, wie diese Individuen erreicht werden können. Dabei ist es wichtig, Vorurteile beiseite zu lassen und sich auf die zahlreichen Stärken der Generation Z zu konzentrieren.
Die NZZ veröffentlichte am 8. März 2023 einen Gastkommentar zur Generation Z («Generation Z und Arbeitswelt – eine untaugliche Generationendebatte»). Ein Blick in die Kommentarspalte zeigt, dass dieses Thema polarisiert und die Meinungen stark auseinandergehen. Das Meinungsbild ist dabei aber nur bedingt relevant, viele Unternehmen in der Schweiz sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, ständig neue und junge Mitarbeiter*innen finden und rekrutieren zu müssen.
Bei Embassy Jewel AG in Luzern bin ich unter anderem dafür verantwortlich, dass wir jedes Jahr junge Arbeitskräfte finden und rekrutieren können. Dabei macht uns der Fachkräftemangel seit einiger Zeit sehr zu schaffen. Während meines EMBA in Luzern habe ich es mir deshalb zur Aufgabe gemacht, die junge Generation besser zu verstehen.
Der Wille, sein bestes Selbst sein zu können, darf nicht als Faulheit interpretiert werden
Der Philosoph Richard David Precht spricht in seinem Podcast (Episode 104; Generationenkonflikt) darüber, dass jede Zeit die Menschen produziert, welche zu dieser Zeit passen. Sie sprechen dabei ein Missverständnis an, welches in beide Richtungen geht. Die etablierten älteren Generationen verurteilt die Generation Z als faule Idealist*innen und die jungen Menschen beschimpfen die älteren Generationen als unsensible «Boomer». Lanz & Precht kommen schnell zum Punkt, dass die Themen unserer Zeit nur gemeinsam gelöst werden können.
Die Befürchtung, faule junge Menschen einzustellen, die lieber so viel Freizeit wie möglich haben anstatt zu arbeiten, lässt einen wichtigen Punkt ausser Acht: nämlich dass eine bessere Balance und ein gesünderer Lebensstil nicht nur die Freizeit bereichern, sondern auch den Menschen an sich und damit den Job. Junge Menschen wollen die beste Version ihrer selbst sein, und dazu gehört der Arbeitsplatz. Der Begriff der «Work-Life-Balance» muss also nicht nur negative Konsequenzen für den Arbeitgeber mit sich ziehen. Es gilt also, über das schwierige Image hinweg zu sehen.
Die Generation Z bringt im Angesicht der technologischen Entwicklung unglaubliches Potential mit sich
Darüber hinaus ist es wichtig zu erkennen, dass die Generation Z auch ein einzigartiges Skillset mitbringt. Als junge Menschen sind sie die erste Generation, die fast vollständig in der neuen digitalen Medienumgebung aufgewachsen ist. Sie finden sich daher online besonders gut zurecht und wissen, was im Internet Aufmerksamkeit erregt und besonders gut ankommt. Nicht zuletzt auch unter Gleichaltrigen.
Sich im Internet gut präsentieren zu können, ist für Unternehmen mittlerweile unverzichtbar. Daher scheint es ein absolut logischer Schritt zu sein, junge Arbeitnehmer*innen zu rekrutieren, die eine besondere Affinität zum Internet haben und das Web quasi in- und auswendig kennen. Dies kann erreicht werden, indem das Unternehmen und die offenen Stellen deutlich online beworben werden. Am besten gleich auf der Startseite. Es kann auch helfen, klare Weiterbildungswege aufzuzeigen, um neuen Arbeitnehmer*innen klar zu kommunizieren, wo sie weiterkommen und welche Pfade sie einschlagen können.
Wer die Gen Z verschläft, muss sich in Zukunft hintenanstellen
Die Zeiten ändern sich. Klassische Hierarchiekonzepte sprechen junge Menschen nicht mehr an. Informellere Strukturen, flexible Arbeitszeiten, Autonomie und die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, sind attraktive Eigenschaften für die Gen Z. Logischerweise können nicht alle Unternehmen diese Erwartungen erfüllen. Ist aber der Wille da, Kompromisse zu suchen und sich auf die jüngsten und weiterhin kommenden Generationen einzulassen, wird man mit kompetenten und ambitionierten Arbeitnehmer*innen belohnt.
So sieht es auch Yannick Blätter, CEO von NEOVISO. Die Unternehmensberatung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kluft zwischen den Generationen zu überbrücken und für mehr Verständnis zu werben. Junge Menschen wollen gefordert werden – sie sind nicht faul. Sie wollen aber auch wahrgenommen werden. Ihr Input soll wertgeschätzt werden und möglichst Wirkung zeigen.
Wer die Generation Z versteht, kann auch das Beste aus den Jugendlichen herausholen. Wer das kann und sich darauf einlässt, wird mit Loyalität und Know-how belohnt, das auch für kommende Generationen wertvoll sein wird.