Leadership und Erziehung weisen in einem modernen Verständnis viele Parallelen auf. Unsere Kinder sind ehrlicher und direkter als die meisten unserer Mitarbeitenden und spiegeln unser Verhalten unvoreingenommen wider. Von den persönlichen Erfahrungen im Umgang mit meinem Sohn profitiere ich auch im Führungsalltag.
«Warum müssen wir diesen Berg hoch?» Wer kennt sie nicht, diese Warum-Fragen, die oft wie ein Mantra wiederholt werden. Ich erkläre den Sinn der Aktivität ausführlich, am besten verpackt in eine lustige Heldengeschichte. Das lässt die kleinen Kinderbeine oft wieder mutig den Berg erklimmen. Klar, das klappt nicht ganz immer, aber ohne einen übergeordneten Sinn und ohne eine gemeinsame Geschichte kommen wir meist nicht sehr weit.
Als Führungsperson sowie auch aus meiner Weiterbildung EMBA weiss ich, wie wichtig eine gemeinsame Vision und Mission für die täglichen Aufgaben meiner Mitarbeitenden ist. Die Frage nach dem Warum wird von den Mitarbeitenden oft nicht direkt ausgesprochen, sondern zeigt sich eher in einer zögerlichen oder gar unmotivierten Arbeitshaltung.
Mitgestalten lassen. Mein Sohn hat oft eine klare Idee, wie er etwas angehen will. Auch wenn ich das nicht immer für den besten Weg erachte, lohnt es sich, ihn machen zu lassen. Die eigene Motivation ist um ein Vielfaches höher, wenn ich seinen Weg voll und ganz unterstütze. Auch wenn die Enttäuschung bei einem Misserfolg gross ist, lernt er die Grenzen des Machbaren kennen und macht den gleichen Fehler sicher nicht noch einmal. Na gut, zumindest kein drittes Mal.
Rahmen setzen. Es braucht Rahmenbedingungen und dadurch auch klare Grenzen. Wichtig ist, dass ich diese kind- bzw. adressatengerecht formuliere. Mein Sohn hinterfragt die Grenzen tagtäglich. Vielleicht hat er ja auch Recht und es lohnt sich den Rahmen etwas flexibler zu gestalten?
Vertrauen schenken. Gerade bei unserem Kleinsten fällt es mir nicht immer leicht, loszulassen und ihn seinen eigenen Weg gehen zu lassen. Dazu brauche ich viel Geduld und Vertrauen. Vertrauen schenken heisst loslassen und damit Verantwortung und Kompetenz übertragen. Mein Sohn lernt dadurch schneller und schenkt mir oft kreative Lösungen.
Präsenz zeigen. Menschenorientierte Führung wie auch Präsenz in der Erziehung fordern. Doch das aufmerksame Zuhören und aktive Eingehen auf die Gedanken und Ideen meines Sohnes lohnen sich.
So hilft mir mein kleinster Kritiker, mich selbst und mein Verhalten zu hinterfragen und mein eigenes Führungsverhalten stetig zu verbessern.