Was Superhelden von der Abfallbranche lernen können

Die Führungskraft muss ein Superheld sein. Offen und interessiert, mutig und kompetent, ehrlich und aufrichtig – um nur einige Charaktereigenschaften zu nennen. Meine Erfahrung aus der komplexen Abfallbranche zeigt: 80 Prozent reichen meist aus.

Sind diese Anforderungen naiv, ja unangemessen? Sollten Geschäftsführer und Personalchefinnen ihre Ansprüche zurückschrauben? Ich glaube nein. Die genannten Eigenschaften sind Teil der sogenannten Signaturstärken. Sie basieren laut der «Positiven Psychologie» auf 24 Charakterstärken. Besonders in Zeiten der wirtschaftlichen Umbrüche und des gesellschaftlichen Wandels sind sie aber gefragter denn je. Das Problem – nicht jeder hat alle. Effektiv sind es drei bis sieben Eigenschaften, welche den Menschen glücklich und erfolgreich machen, sofern er sie in der Arbeit und im Alltag einsetzen darf. Welches sind Ihre Signaturstärken?

4 Typen von Führungskräften

Selber und als Teilnehmer des Executive MBA an der Hochschule Luzern habe ich die Erfahrung gemacht, dass in meinem Geschäft vier Superhelden-Rollen benötigt werden, welche den Wandel erfolgreich machen.

  • So braucht es im Sinn der Ambidextrie – zu Deutsch Zweihändigkeit – Bewahrer, die das althergebrachte Geschäft ausüben, weitertragen und verwurzeln.
  • Um das alte System menschenfreundlich und unternehmensverträglich zu einem guten Ende zu bewegen, braucht es daneben sogenannte «Hospizarbeitende».
  • Sie bereiten alles vor für die Wegbereiter, welche sich mit dem Unwillen zur Veränderung auseinandersetzen und vorwärts gehen.
  • Das neue System wird durch die Visionäre aufgebaut. Sie zünden mit dem Scheinwerfer in die Zukunft und zeigen uns mögliche Szenarien der Weiterentwicklung auf.

Nichts davon ist nur gut oder schlecht – alle Funktionen sind existenziell wichtig für den Prozess. Welches ist Ihre Rolle?

KVA Temperaturmessung
Gute Ideen sind gefragt – KVA Temperaturmessung (Quelle: eigenes Bild)

80% sind gut genug

Als Leiter eines Unternehmens der waste-to-energy Branche bin ich froh, Individuen mit unterschiedlichen Stärken um mich zu haben, welche mich beim Umbau unterstützen. Denn dies erhöht in diesen herausfordernden Zeiten unsere Flexibilität. Fahren wir immer auf Sicht? Leider nein, dazu sind die Umstände zu komplex. Es gibt eine Menge politische, ökonomische, ökologische und strategische Faktoren, die unseren Tageskurs prägen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als zu einer agilen, lernfähigen Organisation zu werden, die nach der Pareto-Regel lebt: 80% ist gut genug. Für die restlichen 20% müssten wir nochmals 80% Aufwand investieren.

Damit sind wir bei der Ressourcenfrage: Verlangt uns die von der Kreislaufwirtschaft geprägte neue Epoche ab, dass wir mehr Mitarbeitende verpflichten, um den Ressourcen dieser Erde besser Sorge zu tragen? Ich denke nein. Bedeutender scheint mir, die wichtigsten Funktionen im Unternehmen mit den richtigen Stärken zu besetzen.

Friedrich Studer

Friedrich Studer ist Geschäftsführer bei erzo und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern

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