Boat Sharing

Trend der Sharing Economy verändert die traditionelle Bootsbranche grundlegend

Als Unternehmer muss ich meine Firma an die Umwelt anpassen. So wie auch beim Trend «Boat Sharing». Zwar eine Herausforderung, aber mit viel Chancen und Potenzial.

Der Literatur zur «Sharing Economy» entnimmt man, dass zukünftigen Generationen der Zugang zu einem Luxusgut wichtiger sein wird als deren Besitz. Man nennt das Phänomen auch «Access over ownerhsip»

2018 beschäftigte ich mich intensiv mit dieser Entwicklung und gründete für unsere Werft einen Sharing Club. Der Weg dahin war steinig, doch das Resultat vielversprechend. Im Zuge meiner EMBA-Weiterbildung an der Hochschule Luzern beleuchte ich nun den strategischen Prozess dahinter.

Das Erlebnis zählt, nicht das Boot

Auf die Bootsbranche angewendet heisst «Sharing Economy», dem Kunden zukünftig nicht das Boot als Produkt zu verkaufen, sondern das Erlebnis auf dem Wasser als Dienstleistung zugänglich zu machen.

Mit diesem Wissen fällt einem die Entscheidung als Unternehmer leicht, dem Kunden ein Sharing-Modell anzubieten. Doch was bedeutet Sharing? Mehrere Kapitäne nutzen das gleiche Boot, teilen sich also die Kosten. Das Teilen über einen professionellen Anbieter hat den Vorteil, dass Unterhalt, Kostenaufteilung und Reservation organisiert sind.

Die Herausforderung liegt in der Entwicklung und der praktischen Implementierung einer solchen neuen Dienstleistung in einer traditionellen Werft.

Um die Entwicklung zu vereinfachen, macht es Sinn, den Markt nach ähnlichen Dienstleistungen abzusuchen und ein bestehendes Konzept auf den lokalen Markt zu adaptieren. Ich suchte und fand heraus, dass in den USA schon seit Jahrzehnten Boote zur Mitbenutzung angeboten werden.

Wie kommuniziere ich «die grosse Veränderung»?

Bei der Implementierung für die Kunden und Mitarbeiter ist zu beachten, dass es eine klare Veränderung zum bestehenden Geschäftsmodel darstellt.

Das Teilen der Schiffe birgt einige Herausforderungen. Logischerweise möchten alle Parteien nur bei schönem Wetter das Boot nutzen, was die Verfügbarkeit einschränkt. Auch die Sauberkeit ist oft ein Knackpunkt. Nicht alle haben die gleichen Massstäbe, was in der Boot-Sharing-Praxis zu Diskussionen führt unter den Kunden, aber auch mit dem Unternehmen als Dienstleistungserbringer.

Für das Unternehmen findet durch diese Veränderung eine grundlegende Transformation statt. Die traditionelle Werft als Handwerksbetrieb wird plötzlich zu einem modernen Dienstleistungsanbieter bzw. zur Marina. Somit ist hier das klassische Change Management in der Umsetzung gefragt.

Eine Herkules-Aufgabe

Zu Beginn ist der Entscheid zur Einführung einer neuen Dienstleistung einfach und schnell gefasst. Die Umsetzung erweist sich jedoch als eine Herkules-Aufgabe für das Unternehmen.

Strategische Entscheidungen führen zu fundamentalen Veränderungen in einem Unternehmen, aber langfristig werden diese über den Erfolg der Firma entscheiden. Mit dem Boot-Sharing wird mit einem Schlag die Liegeplatzknappheit, welcher schweizweit als limitierender Faktor in der Branche gilt, weggefegt. Als Ergebnis wird das Erlebnis aus dem Wasser einem noch breiteren Publikum zugänglich, was ein enormes Wachstumspotential bedeutet. Wer weiss, vielleicht werden in Zukunft keine Boote mehr verkauft, sondern nur noch als «Dienstleistung» angeboten.

Björn Hensler

Der Autor ist gelernter Bootbauer und hat in Deutschland und England Schiffbau studiert. Nach einer beruflichen Laufbahn unter anderem im Marketing & Verkauf hat er sich, über die Weiterbildung mit dem MBA Luzern, entschieden ins Familienunternehmen einzusteigen. Seit einigen Jahren führt er, gemeinsam mit seinem Bruder, zwei Unternehmen am Zürichsee, welche für ein breites Klientel das Erlebnis auf dem Wasser anbieten. Als Unternehmer hat er grosses Interesse an der Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle in der Bootsbranche. Zum Zeitpunkt der Publikation absolviert er den Executive MBA an der Hochschule Luzern

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