Jeder ist wichtig: Was wir von Bienenvölkern und Zimmerleuten lernen können

Menschen für Aufgaben anstelle von Zeiträumen zu engagieren, kann ein Bedürfnis von Unternehmen und Mitarbeitenden befriedigen. Neue Impulse bringen immer einen Mehrwert.

In meiner gesamten beruflichen Laufbahn hinterliess der Weggang von Mitarbeitenden stets einen schalen Nachgeschmack. Und doch brachte jeder Wechsel das Team bzw. die Arbeit weiter. Die meisten Arbeitnehmenden, insbesondere Nachwuchskräfte, streben früher oder später einen Stellenwechsel an. Warum nehmen wir nicht das Positive daraus?

Der Mensch im Zentrum

Die Zusammenarbeit in Unternehmen verändern sich. Wir brauchen also neue Muster und Denkhaltungen, um in der Zukunft zu bestehen. Das Managementmodell des EMBA Luzern setzt den Menschen ins Zentrum und sieht jeden Menschen als Teil eines komplexen Systems. Auf ihn wirken Kräfte von aussen ein, weshalb sich das Modell von einer linearen Betrachtung der Führung verabschiedet. Es bedarf einer neuen Herangehensweise, die dem Menschen in seiner individuellen Rolle Rechnung trägt.

Das Team als komplexes System

Zimmerleute gehen auf die Walz, und wer sie einstellt, weiss, dass sie nicht lange bleiben. Für eine kurze Zeit bringen sie Irritation in ein System, das darauf ausgelegt ist, von genau dieser Irritation zu profitieren: Sie macht dem System «Team» neues Wissen, neue Techniken und auch neue Mentalitäten zugänglich. Aus genau diesem Grund werden Zimmerleute trotz der kurzen Beschäftigungsdauer eingestellt. Warum funktionieren Bienenvölker autonom? Weil sie als komplexes System mit Veränderungen von Bedingungen instinktiv leben und funktionieren. Man kann sagen, die stete Adaption als Volk sei der Schlüssel, um zu überleben. Dazu verrichtet jede Biene genau die Arbeit, für die sie die besten Voraussetzungen mitbringt. Diese Idee ist im Grundsatz übertragbar auf Unternehmen.

Jeder Wechsel kostet Geld

Ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg ist Loyalität. Langjährige Treue von Mitarbeitenden stärkt die Position des Unternehmens am Markt und bringt ihm einen monetären Mehrwert. Denn es muss nicht immer wieder neu erklärt werden, wie das eigene Unternehmen funktioniert, sondern alle wissen, wie der Hase läuft. Durch die Erfahrung welche die Mitarbeitenden über Jahre sammeln, steigt ihre Produktivität, was dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschafft. Würden Zimmereibetriebe nur auf Wandergesellinnen und Wandergesellen vertrauen, fehlte ihnen die Fähigkeit das erlangte Wissen zu konservieren und in Produktivität umzusetzen.

Eine Frage der Einstellung

Meine Vision ist das Unternehmen, das beiden Ansprüchen gerecht wird: Manche Mitarbeitende wollen sich in einer Organisation langfristig entwickeln, während andere einen Teil ihrer Zeit in eine bestimmte Aufgabe investieren, um dann wieder weiterzuziehen. So kann die Stabilität mit den immer wichtiger werdenden Impulsen von aussen kombiniert werden. Machen Sie den Schritt, und überlegen Sie für Ihren Bereich, ob dort Möglichkeiten bestehen, für eine Weile von den Ideen von jemandem zu profitieren. Wagen Sie es, mit einer neuen Denkhaltung auch mal ein Risiko einzugehen und Menschen für Aufgaben, statt Zeithorizonte einzustellen.

Zimmermänner auf der Walz verbreiten Wissen
Zimmerleute bringen auf ihren Wanderjahren Wissen in ferne Regionen und zurück. Davon können heutige Unternehmen lernen.
Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-1210-001

Samuel Brunner

Samuel Brunner ist Geschäftsführer bei edrive carsharing AG und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern

View all posts by Samuel Brunner →

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert